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Brustimplantate – ja, aber …

Brustimplantate – ja, aber…

Kleine Brüste können für Frauen eine psychische Belastung sein. Dr. med. Abdul Rahman Jandali, Chefarzt an der Klinik für Hand- und Plastische Chirurgie, und sein Stellvertreter, Dr. med. Florian Jung, betrachten die ästhetische Brustvergrösserung aus verschiedenen Perspektiven – auch aus der gesundheitlichen. Im Interview klären sie auf.

In unserer Gesellschaft scheint eine Brustvergrösserung etwas Selbstverständliches und problemlos zu sein. Sie betreuen Frauen, die sich aus ästhetischen Gründen ein Implantat einsetzen lassen wollen. Dabei legen Sie grossen Wert auf eine seriöse Aufklärung. Es kommt vor, dass Sie gewünschte Eingriffe ablehnen. Weshalb?
Dr. med. Abdul Rahman Jandali (AJ): Leider sind Informationen und Halbwahrheiten im Umlauf, die nicht der Realität entsprechen. Risiken werden verharmlost und Langzeitfolgen verschwiegen. Je nach Leidensdruck kann jedoch eine ästhetische Brustvergrösserung angezeigt sein. Allerdings sollten die Patientinnen wissen, was auf sie zukommen kann.

Wie gehen Sie in solchen Fällen vor?
Dr. Florian Jung (FJ): Dem Eingriff gehen zwei Beratungsgespräche, eine ausführliche Untersuchung und eine radiologische Diagnostik voraus. Wenn sich eine Patientin nach einer Bedenkzeit für eine Brustvergrösserung entscheidet, prüfen wir, welches Implantat am besten geeignet ist. Mit unserer Erfahrung und Expertise sorgen wir für ein natürliches Resultat.

«Uns ist es wichtig, dass die Patientinnen für ihre Entscheidung alle Konsequenzen und Risiken verstanden haben.»

Im Zusammenhang mit Brustvergrösserungen hört man oft den Satz «Da kann doch nichts passieren». Was sagen Sie dazu?
AJ: Das ist falsch. Bei jeder Operation bestehen Grundrisiken wie Nachblutung, Infektion oder Wundheilungsstörung, so auch bei einer Brustvergrösserung. Dies kann eine zusätzliche Operation erfordern, um zum Beispiel eine Blutung zu stillen oder ein Implantat zur Infektbehandlung zu entfernen. Ein Implantat birgt zudem die Gefahr von Langzeitfolgen. Sehr selten kann es zu Tumorerkrankungen im Zusammenhang mit dem Implantat kommen. Wissenschaftlich wenig erforscht sind von Patientinnen selbst beschriebene Beschwerden, die man nicht in einen eindeutigen Zusammenhang mit den Implantaten stellen kann. Bei den Langzeitfolgen ist die Kapselfibrose am häufigsten.

Die Kapselfibrosen sind der Hauptgrund für den Austausch von Implantaten.

Was genau ist eine Kapselfibrose?
FJ: Nachdem das Implantat eingesetzt wurde, bildet sich darum herum dünnes Bindegewebe – das Implantat wird eingekapselt. Diese Kapsel kann sich mit der Zeit verändern, sie kann dick und hart werden. Der genaue Mechanismus und die Ursache sind unklar. Die Kapselfibrose kann schmerzhaft sein und die Brustform deutlich verändern. Kapselfibrosen sind der Hauptgrund für den Austausch von Implantaten.

Und wie beurteilen Sie die verbreitete Aussage, wonach Implantate «ein Leben lang halten»?
AJ: Diese Behauptung erachte ich als kritisch. Mechanische Belastungen, Verletzungen des Implantates oder eine Infektion können das Silikon beschädigen und zu einer Ruptur führen. Von einer Ruptur spricht man, wenn die äussere Hülle des Implantates kaputt ist. Auch in diesem Fall muss das Implantat entnommen oder ausgetauscht werden.

«Im Durchschnitt wird alle zehn Jahre eine Folgeoperation erforderlich. »

Muss man tatsächlich «nur einmal operieren?»
FJ: Nein. Wer sich dem Eingriff unterzieht, muss sich bewusst sein, dass Folgeoperationen vorprogrammiert sind. Die erwähnte Kapselfibrose und die Ruptur sind die zwei häufigsten Gründe für Folgeoperationen. Es gibt aber auch optische Gründe. Zum Beispiel, wenn sich die Brust von der Form her verändert. Im Durchschnitt wird alle zehn Jahre eine Folgeoperation erforderlich.

Stimmt wenigstens die Aussage: «Alles bleibt wie bisher»?
AJ: Auch dazu: nein. Eine Implantat-Einlage kann in seltenen Fällen zum kompletten Gefühlsverlust in der Brustwarze und zur Stillunfähigkeit führen. Davon wird leider oft gar nicht gesprochen.

Und warum führen Sie den Eingriff trotzdem durch?
AJ: Wir verwenden Brustimplantate auch für unsere Brustkrebspatientinnen – wo notwendig – mit voller Überzeugung und haben viel Erfahrung damit. Eine Brustvergrösserung kann durchaus sinnvoll sein, weil leidenden Frauen ihr Selbstwertgefühl zurückgegeben werden kann. Die Patientinnen müssen für ihre Entscheidung aber alle Konsequenzen und Risiken verstanden haben.

Portrait von Dr. med. Abdul R. Jandali

Dr. med. Abdul R. Jandali

Chefarzt
Klinik für Hand- und Plastische Chirurgie

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Portrait von Dr. med. Florian Johannes Jung

Dr. med. Florian Johannes Jung

Stv. Chefarzt
Klinik für Hand- und Plastische Chirurgie

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Unter die Plastische Chirurgie fallen die ästhetische Chirurgie (Schönheitschirurgie) und rekonstruktive Eingriffe nach Tumorerkrankungen und Unfällen.
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