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Weihnachtliche Genüsse

Die Weihnachtszeit ist wunderbar – vor allem wunderbar lecker. Denn überall riecht es nach frisch gebackenen Guetsli, Christstollen und Schoggi, Mandarinli und Marroni, an der Ecke wartet der nächste Raclettestand, und gleich daneben gibt's Glühwein. Doch was dürfen wir unserem Körper zumuten? Im Folgenden klären wir Fragen und Mythen rund um unsere Mitte – den Magen.

Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Und es gibt tatsächlich Nahrungsmittel, beispielsweise Schokolade oder Wein, die die Ausschüttung bestimmter Hormone anregen und das Wohlbefinden positiv beeinflussen. So gibt es auch Lebensmittel und Kräuter, die als Aphrodisiakum wirken sollen. Doch um den Magen drehen sich noch ganz andere Sprichwörter. So kann sich der Magen umgangssprachlich selbst umdrehen. Hegt man eine extreme Abneigung gegen bestimmte Dinge, empfindet man Angst oder leidet unter Phobien, so kann das Auswirkungen auf den Magen-Darm-Trakt haben. Daran ist die Regulierung durch die Hirn-Darm-Achse beteiligt. Durch Stress (positiven wie negativen) werden Botenstoffe ausgeschüttet, die auch das vegetative Nervensystem des Magen-Darm-Trakts beeinflussen können. Das kann zu einer verstärkten Bewegung im Magen, zu Krämpfen, Übelkeit oder Durchfall führen. Ein gutes Beispiel ist Prüfungsangst oder Lampenfieber: Viele Menschen können vor einer Prüfung oder einer Aufführung nichts essen, sonst dreht sich ihnen buchstäblich der Magen um.

Aufgaben des Magens

Im Magen sammelt sich, was man gegessen und getrunken hat. Das wird dann wie in einem Betonmischer alles schön durchmischt, zerkleinert und mit Enzymen angereichert. Dann wird der Brei zur weiteren Verdauung portionenweise in den Zwölffingerdarm geleitet. Im Magen werden ausserdem bereits Vitamine und andere Stoffe an den Körper abgegeben oder dafür vorbereitet. Die den Magen auskleidende Schleimschicht fungiert als Barriere und schützt den Magen z.B. vor zu heissem Essen, aber auch vor giftigen Stoffen. Zusätzlich gibt es noch die Magensäure: Auch sie dient unter anderem als Schutz, vor allem gegen Bakterien und sonstige Erreger. Was wir essen, ist nie steril, und die Magensäure tötet einen Grossteil dessen ab, was nicht gut für uns ist. Der Magen handelt also ziemlich intelligent. Dennoch ist es auch ihm irgendwann zu viel – und dann wird einem schlecht. Man kann jedoch nicht pauschal sagen, wann es dazu kommt, denn das ist bei jedem Menschen anders. Der Magen ist ein Muskel, der trainiert werden kann – isst man über längere Zeit immer über das Sättigungsgefühl hinaus, so wird der Magen ausgedehnt, bekommt mehr Volumen. Das funktioniert auch in die andere Richtung: Essen wir weniger als gewohnt, kann sich das Magenvolumen mit der Zeit verringern. Das Sättigungslevel ist bei jedem unterschiedlich. Was man sagen kann: Isst man zu viel, wird der Magen das zurückmelden. So wird einem beispielsweise schlecht, weil er das Gegessene wieder loswerden will.

Laktose und Fruktose – und das böse Gluten

Hier muss man unterscheiden: Unverträglichkeiten z.B. gegen Laktose oder Fruktose sind nicht weiter «tragisch». Sie haben allerdings umgehend Auswirkungen auf das Wohlbefinden, denn sie lösen Durchfall, Blähungen oder Krämpfe aus, wenn man die unverträglichen Lebensmittel zu sich nimmt. Dabei fehlt einem ein Enzym, das für die Verdauung der entsprechenden Lebensmittel gebraucht wird. Der Körper bildet das Enzym dann entweder nicht in genügender Menge oder nur in ungenügender Qualität. Anders ist es bei der Glutenunverträglichkeit: Dabei werden bestimmte Nahrungsbestandteile vom Körper falsch erkannt und vom Immunsystem bekämpft, wodurch auch die Schleimhaut (Zotten) im Dünndarm beschädigt wird. Wird eine Glutenunverträglichkeit nicht erkannt oder nicht behandelt, hat das meist langfristige gesundheitliche Folgen und kann zu weiteren Erkrankungen und/oder Mangelerscheinungen führen.

Weihnachtstipps für den Magen

Wenn man sich fragt, wie man den Magen um die Weihnachtszeit vor übermässigen Strapazen schützen kann, so lautet die Antwort pauschal: alles in Massen. Der Magen wird nicht gleich verrückt spielen, wenn man mal eine Schoggi mehr isst oder einen Glühwein trinkt. Wenn man weiss, dass abends ein Festmahl wartet, sind ein leichtes Frühstück und ein ebensolches Mittagessen ein guter Ausgleich. Am besten hört man einfach auf den eigenen Körper und zieht die Handbremse, wenn man Bauchschmerzen hat, sich schwer fühlt oder Sodbrennen verspürt. Bei Sodbrennen und saurem Aufstossen helfen abpuffernde Lebensmittel wie lauwarmer Tee (Kamille, Malve, Fenchel-Kümmel-Anis), Milch, Kaugummi oder auch ein Stück Brot. Das gilt jedoch nicht für das beliebte Magenbrot – denn das ist nicht wirklich Brot, sondern eine Süssspeise, denn der Hauptbestandteil ist Zucker. In Bayern wurde das schon vor Ewigkeiten beschrieben. Im «Schmeller», dem Bayerischen Wörterbuch von 1827, findet man es so geschrieben: «Das Essen soll man mit Dingen enden, welche den Magen schliessen und die aufsteigenden Dämpfe zum Kopf verhindern – so überzogener Anis, Fenchel, Kümmich und Koriander.» Magenbrot hat also seinen Namen daher, dass darin viele Gewürze enthalten sind, welche die Verdauung unterstützen sollen.


Warm um die Mitte

Interview mit Dr. med. Andreas Nagy, Leitender Arzt Klinik für Gastroenterologie und Hepatologie

Ammenmärchen oder Hausmittelchen: Hilft Wärme wirklich gegen Bauchschmerzen?

Ja, meist stimmt das. Die Wirkung von Wärme auf den Bauch ist meist tatsächlich gut: Kirschkernkissen, Wärmflasche und Wickel können Bauchschmerzen lindern. Die Wärme beruhigt nicht nur die von Bauchschmerzen geplagte Person selbst, sondern auch den Magen-Darm-Trakt – der Muskel kann sich entspannen, die Wärme fördert die Durchblutung, und es werden bestimmte Rezeptoren in der Haut aktiviert, welche die Funktion von Schmerzrezeptoren hemmen können. Wichtig ist jedoch, es bei solchen Massnahmen mit der Temperatur nicht zu übertreiben: Sonst verkrampft sich der Magen und die Haut kann gereizt oder sogar verbrannt werden.

An Weihnachten wird’s deftig – danach lieber Ruhe oder Bewegung?

Prinzipiell tut Bewegung immer gut. Das heisst jedoch nicht, dass direkt nach dem Essen Leistungssport betrieben werden sollte. Ein gemächlicher Spaziergang an der frischen Luft fördert die Durchblutung und regt die Verdauung an. Ausserdem fühlt man sich danach nicht mehr so voll. Das ist also auf jeden Fall zu empfehlen. Aber auch hier ist Vorsicht geboten, speziell bei älteren Menschen: Wer in der eisigen Luft ins Schnaufen kommt, gefährdet zwar nicht den Magen, aber die Lunge oder das Herz. Also warm anziehen und in gemütlichem Tempo gehen. Dann ist auch bald wieder Platz fürs Dessert.

Portrait von Dr. med. Andreas Nagy

Dr. med. Andreas Nagy

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