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Schmerzen

Schmerz, eine wichtige Funktion des Gehirns

Schmerzen begleiten uns durch das ganze Leben. Als Alarmsignale des Körpers erfüllen sie eine wichtige Funktion beim Erhalt und bei der Wiederherstellung der Gesundheit. Das Schmerzempfinden ist bei jedem Menschen anders, daher ist eine individuelle Behandlung notwendig.

Schmerz ist eine wichtige Funktion unseres Körpers. Er soll vor einer Schädigung warnen und unsere Aufmerksamkeit auf die betroffene Stelle lenken. Das Empfinden von Schmerzen ist eng mit negativen Emotionen wie Angst und Trauer verbunden. Aber was passiert, wenn wir Schmerz verspüren? Im Körper befindet sich ein feines Geflecht von Nerven. Sie sind mit spezialisierten Sensoren ausgestattet, die durch Reize aktiviert werden. Das kann beispielsweise starker Druck, Hitze, Kälte oder eine Verletzung der Haut sein. Über die Nervenbahnen wird dann ein Signal zum Rückenmark und von dort ins Gehirn weitergeleitet. Erst hier wird das Signal als Schmerz eingestuft und löst eine entsprechende Reaktion aus. Schmerz ist also ein im Gehirn erzeugtes Gefühl. Ein Gefühl, das, wie die aktuelle Forschung zeigt, nicht immer mit einer Verletzung des Körpers einhergehen muss.

Das Schmerzempfinden ist individuell

«Schmerzen lassen sich nicht so einfach messen», weiss Benjamin Bayerlein, Oberarzt an der Psychiatrischen Poliklinik und Leiter der Schmerzsprechstunde (bis 10/2021). «Sie sind immer subjektiv und werden von vielen Faktoren beeinflusst.» So spielt es zum Beispiel eine wichtige Rolle, was ein Mensch bisher alles erlebt hat und in welcher körperlichen und psychischen Verfassung er ist. Es verwundert ja auch nicht, dass der olympische Athlet im Wettkampf nach einem Sturz gleich wieder aufsteht und weitermacht, ein Kind, das bei den ersten Versuchen mit dem Fahrrad hinfällt, jedoch weinend den Trost der Eltern sucht. Genauso können verschiedene Personen auf eine ähnliche Situation ganz unterschiedlich reagieren und auch Schmerz anders spüren. Wer Angst vor dem Schmerz hat, der spürt ihn auch intensiver. Über das Unterbewusstsein helfen uns ein stabiles soziales Umfeld, ein stützendes Arbeitsverhältnis oder gute körperliche Fitness bei der Bewältigung von Schmerz. Dieser hat also zwar einen körperlichen Ursprung, wird aber auch von psychischen und sozialen Faktoren beeinflusst. Die Wissenschaft spricht in diesem Zusammenhang vom biopsychosozialen Schmerzmodell.

Wenn das Leiden nicht verschwindet

Wenn Schmerzen länger als drei Monate anhalten, spricht man von chronischen Schmerzen. Während die ursprüngliche Verletzung langsam heilt, verändern sich das körperliche Schmerzleitsystem und die Schmerzwahrnehmung allmählich, und die Schmerzempfindlichkeit nimmt zu. Bald kann schon ein kleiner Stoss kann Schmerz auslösen. Gleichzeitig kommen oft andere Sorgen auf. Es wird schwieriger, den Alltag zu meistern, und bei länger dauernder Arbeitsunfähigkeit droht vielleicht sogar der Verlust des Arbeitsplatzes. Hobbys und Sport, die früher für Ausgleich und Entspannung gesorgt haben, können nicht mehr ausgeübt werden. Stress und Einsamkeit können die Folge sein und verstärken den Schmerz zusätzlich – Schmerzmedikamente und Therapien verlieren nun oft ihre Wirksamkeit.

Mit Wissen gegen den Schmerz

Spätestens jetzt kommen die Schmerzspezialisten ins Spiel. Sie behandeln meist Patientinnen und Patienten mit Rücken-, Nerven- oder Krebsschmerzen. Sowohl bei Rücken- als auch bei Nervenschmerzen ist die Gefahr gross, dass sie chronisch werden und nicht mehr verschwinden. So kann die Medizin zum Beispiel trotz modernster Technologie nur bei etwa 20% der Patienten und Patientinnen mit Rückenschmerzen einen eindeutigen Grund für die Beschwerden finden. Beim Rest bleibt die Schmerzursache unklar. Das vereinfachende Konzept des Schmerzes als rein körperliches Phänomen stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist längst an seine Grenzen gestossen. In der Sprechstunde am KSW wird den Betroffenen das heutige Wissen über Schmerzen vermittelt. So können sie besser verstehen, weshalb der Schmerz da ist, warum er nicht weggeht und wieso Schmerzmittel nicht mehr wirken. In der Schmerzedukation werden sie über die verschiedenen Möglichkeiten zur Schmerzbekämpfung aufgeklärt, so dass sie informiert über das weitere Vorgehen entscheiden können. Das Schmerzzentrum am KSW orientiert sich an den aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Alle Schmerztherapeutinnen und -therapeuten sind daher nicht nur in der medikamentösen oder infiltrativen Schmerztherapie ausgebildet, sondern auch psychosomatisch geschult – das ärztliche Team wird zudem von einer Psychologin ergänzt. Darüber hinaus besteht eine enge Kooperation zwischen dem Schmerzzentrum und der Schmerzsprechstunde der Integrierten Psychiatrie Winterthur – Zürcher Unterland (ipw).

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Schmerzzentrum
Wir behandeln akute Schmerzen und verschiedene chronische Schmerzerkrankungen interdisziplinär.
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