Sammlung historischer urologischer Instrumente
Steinschnittbesteck in Etui, 1740-1790
Bereits in der Antike und im Mittelalter wurden Operationen durchgeführt, um Blasensteine zu entfernen. Diese Eingriffe, bekannt als „Steinschnitt“ oder „Lithotomie“, erreichten in der Frühen Neuzeit zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt, als eine veränderte Ernährungssituation zu einer Zunahme des „Steinleidens“ führte. Eine Mangelernährung, die reich an Getreide und säurebildenden Substanzen, aber arm an tierischen Proteinen, Kalzium und Phosphat ist, fördert die Entstehung von Blasensteinen.
Das hier ausgestellte Steinschnitt-Set stammt aus dem 18. Jahrhundert und wurde von einem Messerschmied aus Strassburg angefertigt. Es enthält alle notwendigen Instrumente für den „Steinschnitt“, sorgfältig aufbewahrt in einem eleganten Lederetui, das mit rotem Samt ausgekleidet wurde. Besonders bemerkenswert ist das sogenannte „verborgene Lithotom“, eine Art Messer mit leicht gebogener Scheide, dessen scharfe Klinge über einen Hebel am Griff herausgedrückt werden konnte. Es ermöglichte präzise Schnitte, um einen Zugang zur Harnblase zu schaffen. Ergänzt wird das Set durch weitere Instrumente, die einen Zugang zur Harnblase ermöglichten, sowie durch verschiedene Steinzangen, die nach dem Schnitt zum Greifen und Entfernen der Blasensteine verwendet wurden.
Die Durchführung des Steinschnitts war gefährlich, seine Anwendung gefürchtet, denn mangelnde Hygiene und fehlende medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten führten oft zu schweren Infektionen, die nicht selten tödlich endeten.
Heute ermöglichen moderne, minimal-invasive Verfahren eine sichere Entfernung von Blasensteinen.
Männlicher Harnröhrenkatheter in Holzbehältnis, 18. oder 19. Jahrhundert
Schon in der Antike versuchte man, bei Harnverhalt den Urin künstlich abzuleiten und so die Blase zu entleeren. Dazu wurden einfache Hilfsmittel aus Materialien wie Schilfrohr oder aufgerollten Blättern in die Harnröhre eingeführt. In späterer Zeit wurden hierfür auch Röhrchen aus Bronze oder Kupfer genutzt.
Das hier ausgestellte Exemplar eines starren Katheters für die männliche Harnröhre stammt aus dem 18. oder 19. Jahrhundert. Es ist, wie für diese Zeit typisch, aus Silber gefertigt, das wegen seiner antiseptischen Eigenschaften gegenüber anderen Materialien bevorzugt wurde. Der Katheter ist leicht geschwungen und weist eine gekrümmte Spitze mit zwei versetzten Öffnungen auf. Die Anordnung dieser sogenannten „Augen“ erleichtern das Ablassen des Urins. Der Katheter verfügt zudem über zwei Griffringe sowie einen metallenen Führungsstab mit Haltering, was die Handhabung erleichtert haben dürfte.
Ungewöhnlich ist das grob geschnitzte Holzbehältnis ohne Deckel, das offenbar als eine Art Etui für die Aufbewahrung diente.
Moderne Harnkatheter bestehen aus synthetischen Kunststoffen, die bisweilen mit einer antibakteriellen Beschichtung versehen werden, um das Infektionsrisiko zu senken. Darüber hinaus werden heute oft Einmalkatheter benutzt, die nach dem Gebrauch entsorgt werden.
Harnröhrenkatheter in Rolletui, 19. Jahrhundert
Schon in der Antike versuchte man, bei Harnverhalt den Urin künstlich abzuleiten und so die Blase zu entleeren. Dazu wurden einfache Hilfsmittel aus Materialien wie Schilfrohr oder aufgerollten Blättern in die Harnröhre eingeführt. In späterer Zeit wurden hierfür auch Röhrchen aus Bronze oder Kupfer genutzt.
Das hier ausgestellte Exemplar eines starren Katheters für die männliche Harnröhre stammt aus dem 18. oder 19. Jahrhundert. Es ist, wie für diese Zeit typisch, aus Silber gefertigt, das wegen seiner antiseptischen Eigenschaften gegenüber anderen Materialien bevorzugt wurde. Der Katheter ist leicht geschwungen und weist eine gekrümmte Spitze mit zwei versetzten Öffnungen auf. Die Anordnung dieser sogenannten „Augen“ erleichtern das Ablassen des Urins. Der Katheter verfügt zudem über zwei Griffringe sowie einen metallenen Führungsstab mit Haltering, was die Handhabung erleichtert haben dürfte.
Ungewöhnlich ist das grob geschnitzte Holzbehältnis ohne Deckel, das offenbar als eine Art Etui für die Aufbewahrung diente.
Moderne Harnkatheter bestehen aus synthetischen Kunststoffen, die bisweilen mit einer antibakteriellen Beschichtung versehen werden, um das Infektionsrisiko zu senken. Darüber hinaus werden heute oft Einmalkatheter benutzt, die nach dem Gebrauch entsorgt werden.
Harnröhrenbougies und Katheter im Set, 1870–1890
Bereits seit der Antike behandelte man Engstellen in der Harnröhre, sogenannte Strikturen, die zu Problemen beim Wasserlassen führen können, durch gezielte Weitung („Dilatation“). Man führte hierfür beispielsweise Papierröhrchen in die Harnröhre ein, die sich mit Sekreten vollsogen und so zu einer Dehnung führten.
Einen vergleichbaren Effekt erzielte man bis heute durch die Anwendung sogenannter Harnröhrenbougies. Hierbei handelt es sich um starre Instrumente mit immer grösser werdendem Durchmesser, die in die Harnröhre eingeführt werden, bis der gewünschte Weitungsgrad erreicht ist.
Das hier ausgestellte Set stammt aus der Zeit zwischen 1870 und 1890 und besteht aus einem mit Leder überzogenen und mit Stoff ausgeschlagenen Holzetui, das einen vollständigen Satz Harnröhrenbougies aus Metall sowie einen Katheter enthält. Heutige Bougies bestehen meist aus Kunststoff.
Der Widmung zufolge war das Set ein Geschenk von Rudolf Ulrich Krönlein (1847–1910), Professor für Chirurgie und Direktor der Chirurgischen Klinik und Poliklinik am Kantonsspital Zürich, an den Arzt und Privatdozenten Johann Seitz (1845–1931). Weder er noch Krönlein waren auf Urologie spezialisiert.
Spül-Zystoskop für doppelseitige Katheterung, 1930-1945
Im 19. Jahrhundert wurde die Untersuchung von Körperhöhlen und Hohlorganen durch die Entwicklung beleuchteter Endoskope revolutioniert.
Für die Untersuchung der Blase wurden spezielle Endoskope entwickelt, sogenannte Zystoskope. Das hier ausgestellte Exemplar, gefertigt zwischen 1930 und 1945, basiert auf den Vorgaben von Otto Ringleb (1875–1946), der 1937 den ersten Lehrstuhl für Urologie in Deutschland innehatte.
Das Etui aus lackiertem Holz enthält, neben verschiedenem Zubehör für die Zystoskopie, ein Spülzystoskop mit zwei Kanälen zur Blasenspülung und Katheterisierung der Harnleiter („Ureteren“). So konnte die Blase während des Verfahrens gespült und hierdurch Verunreinigungen wie Blut oder Schleim sofort entfernt werden, was die Sicht auf das Organ entscheidend verbesserte. Zudem eröffneten sich neue Möglichkeiten zur Behandlung von Erkrankungen der Harnleiter.
Heute werden moderne endoskopische Verfahren angewendet und Instrumente eingesetzt, die über Kameras verfügen. Noch immer wird die Blase während endoskopischer Eingriffe permanent gespült und eine Katheterisierung der Harnleiter über einen Kanal im Zystoskop durchgeführt.
Resektoskop mit elektrischen Resektionsschlingen, 1920–1950
Das sogenannte „Resektoskop“ wurde erstmals 1926 von Maximilian Stern (1873–1946) vorgestellt und revolutionierte die Behandlung der gutartigen Prostatavergrösserung sowie von Harnblasentumoren. Es eröffnete die Möglichkeit, überschüssiges Gewebe in der Prostata, das den Harnfluss hinderte, unter direkter Sicht mit Hilfe einer elektrischen Drahtschlinge („Resektionsschlinge“) präzise zu entfernen. Ebenso konnten damit nun Harnblasentumoren entfernt werden. Weiterentwickelt wurde das Instrument 1931 durch Joseph F. McCarthy (1908–1957). Er kombinierte es mit einem Vorderlinsensystem („Panendoskop“), das eine bessere Sicht bot, und platzierte die Operationsschlinge an der Spitze des Instruments.
Das Resektoskop wird transurethral, also durch die Harnröhre, eingeführt. Mithilfe der elektrischen Resektionsschlinge wird durch Hochfrequenzstrom das Gewebe abgetragen, wobei der Strom gleichzeitig blutende Stellen verödet. Eine Spüllösung, die unterdessen in die Blase instilliert wird, stellt Stromleitung und Kühlung sicher. Zugleich werden hierdurch kontinuierlich Gewebereste entfernt. Im Anschluss an den Eingriff wird ein Blasenspülkatheter eingesetzt.
Die transurethrale Elektroresektion der Prostata (TUR-P) oder der Harnblase (TUR-B) zählt heute zu den minimalinvasiven Standardmethoden in der Urologie. Dabei verfügen moderne Geräte über Kamerasysteme, die eine Videokontrolle ermöglichen.
Orchidometer nach Prader in Etui, 1966–2000
Das 1955 von Andrea Prader (1919–2001), einem Schweizer Kinderendokrinologen, entwickelte Orchidometer ist ein Instrument zur Messung des Hodenvolumens. Es dient der Diagnose und Überwachung von Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen sowie der Erkennung von Krankheiten bei Erwachsenen, die unter anderem die Zeugungsfähigkeit beeinflussen können.
Das ausgestellte Orchidometer besteht aus an einer Kette aufgereihter ellipsoider Perlen, die ihrer Grösse nach aufsteigend sortiert und entsprechend der Volumina gekennzeichnet sind, die sie repräsentieren. Hierbei entspricht das kleinste Modell einem Hodenvolumen von 1 ml, das größte einem Volumen von 25 ml.
Durch das Abtasten der Hoden und einem direkten Vergleich mit den Perlen des Orchidometers wird das Hodenvolumen des Patienten abgeschätzt. Es kann hiernach mit Referenzwerten in Verbindung gebracht werden, die altersgerechte Normgrössen beschreiben und dabei helfen, Abweichungen zu erkennen. Beim gezeigten Orchidometer werden die altersentsprechenden Entwicklungsstadien zudem farblich abgegrenzt: die schwarzen Perlen stehen für die Vorpubertät, die grauen für die Pubertät und die roten für das Erwachsenenalter.
Dieses einfache aber effektive Instrument stellte einen grossen Fortschritt in der Diagnostik dar und wird noch heute in der medizinischen Praxis angewendet.
Hydraulisches Schwellkörper-Implantat für den Penis, 1980–1990
Bei dem ausgestellten hydraulischen Schwellkörper-Implantat handelt es sich um eine zwischen 1980 und 1990 hergestellte Penisprothese, die in den 1980er Jahren entwickelt wurde und in dieser Form heute noch verwendet wird. Ein simplerer Vorläufer wurde bereits 1973 vorgestellt.
Die Prothese wird bei erektiler Dysfunktion operativ eingesetzt, um eine künstliche Erektion zu ermöglichen. Die gesamte Apparatur befindet sich vollständig im Körper und ist daher unauffällig.
Die Konstruktion besteht aus drei Komponenten: zwei hohlen Silikonzylindern, einem Flüssigkeitsreservoir und einer Pumpe. Die beiden Silikonzylinder werden in den Penis eingesetzt. Um eine Erektion zu erzeugen, wird die in den Hodensack implantierte Pumpe betätigt, wodurch sterile Kochsalzlösung aus dem Reservoir in die Zylinder eingelassen wird. Je häufiger die Pumpe betätigt wird, desto härter wird der Penis. Um die Erektion zu lösen, kann die Flüssigkeit durch Betätigen eines zweiten Knopfes zurück in das Reservoir geleitet werden, wodurch der Penis wieder weich wird.
Die so herbeigeführte Erektion kommt einer natürlichen Erektion sehr nahe, sodass die Patientenzufriedenheit mit einer hydraulischen Penisprothese über 90% liegt. Sie stellt daher eine effektive Lösung für Patienten mit erektiler Dysfunktion dar.