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Prostatakrebs

Früherkennung rettet Leben

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern. Durch regelmässige Vorsorgeuntersuchungen kann sie in einem frühen Stadium entdeckt werden, wodurch sich die Überlebensrate entscheidend verbessert. Markus K. konnte dank Früherkennung geheilt werden.

Wer an Prostatakrebs erkrankt ist, bemerkt lange nichts davon. Das Karzinom wächst nur langsam, ohne dass Beschwerden auftreten. «Bis es zu spät ist», sagt Markus K. Bei seinem Vater war es zu spät. Der Krebs wurde bei ihm erst entdeckt, als er nach einem Unfall in Spitalpflege war. Da hatte der Tumor bereits Ableger in den Knochen gebildet. «Eine Operation war nicht mehr möglich. Wir konnten nur noch zusehen, wie er schwächer wurde und schliesslich starb», erinnert sich Markus K. Sein Vater wurde nur 68 Jahre alt.

«Ich hatte Glück. Der Tumor wurde frühzeitig entdeckt und konnte vollständig entfernt werden.»

Markus K.
Patient

Viele Jahre später entwickelte sich bei Markus K. ein Tumor in der Prostata. Und auch er spürte nichts davon. Doch bei Markus K. wiederholte sich die Familiengeschichte nicht. Anders als sein Vater nahm er die Prävention ernst: Er liess den PSA-Wert, der die Konzentration des prostataspezifischen Antigens im Blut angibt, mit einem einfachen Test regelmässig von seinem Hausarzt kontrollieren. Erhöhte Werte dieses von der Prostata produzierten Eiweisses deuten darauf hin, dass möglicherweise eine Krebserkrankung vorliegt.

 «6000 Männer pro Jahr erkranken an Prostatakrebs.»

Bei Markus K. stieg der Wert zuerst nur langsam an, doch dann lag er bei einer Kontrolle plötzlich deutlich höher. «Da empfahl mir mein Hausarzt eine genauere Untersuchung.» Dazu gehört neben dem Abtasten der Prostata eine Magnetresonanztomographie (MRI) der Prostata. Dadurch lässt sich ein Tumor in über 90 Prozent der Fälle erkennen. Zudem wird aus verdächtigen Bereichen der Prostatagewebe entnommen.

Wiederholt sich die Geschichte?

Bei Herrn K. bestätigte sich der Verdacht auf ein Prostatakarzinom. Der ausgebildete Elektroingenieur war damals Direktor einer Rehaklinik. Deshalb war für ihn klar, dass er zusätzlich zum Rat des Urologen in der Klinik, in der er arbeitete, noch weitere Meinungen zu den Behandlungsmöglichkeiten einholen wollte. Dass er sich für die vollständige Entfernung der Prostata für Prof. Dr. med. Hubert John, Chefarzt und Klinikleiter der Klinik für Urologie am KSW, entschied, war kein Zufall. «Ich wollte, dass die Familiengeschichte einen anderen Verlauf nimmt. Von einer Operation versprach ich mir die besten Heilungschancen. Und für das KSW sprach die grosse Erfahrung von Prof. John bei der roboterunterstützten Operation.»

Beim Vorliegen eines bösartigen Prostatatumors ist die Entfernung der Prostata bei fitten Patienten die erste Wahl. Diese Eingriffe werden heute in der Schweiz in über 90 Prozent der Fälle roboterunterstützt durchgeführt, am KSW profitieren seit über zehn Jahren alle Patienten von dieser minimalinvasiven Technik. Dabei sitzt der Operateur an einer Steuerkonsole, und seine Handbewegungen werden vom Da-Vinci-Roboter millimetergenau auf die Instrumente übertragen.

«250 roboterunterstützte Operationen werden in der Klinik für Urologie jährlich durchgeführt.»

Professor John hatte vor über 20 Jahren die erste Prostataentfernung mit dem Operationsroboter in der Schweiz durchgeführt, bis heute mehrere Tausend Eingriffe. «Diese Technik hat sich komplett durchgesetzt», sagt der Chefarzt. «Nicht nur bei Prostatakrebs, sondern auch bei Nierentumoren, zur Entfernung der Blase bei Blasenkrebs bis hin zur Anlage einer Ersatzblase aus Dünndarm. In der Urologie am KSW haben wir alle grossen Operationen auf dieses minimalinvasive Verfahren umgestellt, zum Wohl der Patienten.»

Nach der Diagnose setzte Markus K. am meisten die Ungewissheit zu. Denn zu diesem Zeitpunkt war noch nicht klar, ob der Tumor bereits Ableger gebildet hatte, so wie damals bei seinem Vater. Deshalb war er froh, dass die Operation umgehend angesetzt wurde. Über die Risiken hatte Prof. John ihn vorgängig informiert. So kann beispielsweise nicht ganz ausgeschlossen werden, dass Patienten nach dem Eingriff länger von Inkontinenz oder einer Erektionsstörung betroffen sind. «Dieses Restrisiko nahm ich in Kauf», sagt Markus K. «Ich wollte, dass der Krebs vollständig entfernt wird.»

Inkontinenz ist kein Thema mehr

Sind Männer mit der Entfernung ihrer Prostata konfrontiert, sorgen sich viele wegen Inkontinenz. «Doch das ist heute kein Thema mehr», betont Prof. John. «Wird der Tumor in einem frühen Stadium entdeckt, können wir nervenschonend operieren.» So können Nervenfasern und Gefässe, die für die Steuerung von Kontinenz und Erektion verantwortlich sind, erhalten werden.

Möglich ist dies, weil sich Früherkennung, modernste Diagnostik und roboterunterstützte Operationstechnik ideal ergänzen. «Heute können wir bereits kleinste Tumoren entdecken und millimetergenau Gewebeproben entnehmen.» Dies dank dem ausgeklügelten Verfahren der Fusionsbiopsie. Dabei werden die vorgängig erstellten MRI-Aufnahmen mit Livebildern der Ultraschalluntersuchung kombiniert. «Dadurch können wir selbst kleinste Tumorherde gezielt punktieren.»

Die präzise Technik erlaubt es auch, ungefährliche Karzinome zu erkennen und von einer Therapie abzusehen. «So können wir ein Übertherapieren verhindern», sagt Prof. John. «Nicht jedes Prostatakarzinom muss behandelt werden. Aber die gefährlichen Karzinome müssen früh erkannt werden.» Zu einer hohen Lebensqualität nach einer Prostataentfernung trägt auch der Da-Vinci-Roboter bei. «Für eine nervenschonende Operation müssen Nervenfasern und Gefässe optimal dargestellt werden», sagt Prof. John. Das garantiert das Hightech-Gerät: Es bietet dem Operateur eine 10- bis 15-fache Vergrösserung, ein dreidimensionales Bild und einen Tremorfilter.

Gerade noch rechtzeitig eingegriffen

Bei Markus K. verlief der Eingriff wie geplant. Nebst der Prostata wurden auch angrenzende Lymphknoten und die Samenblase entfernt. Gewebeproben zeigten, dass der Krebs noch keine Ableger gebildet hatte. «Der Eingriff erfolgte gerade noch rechtzeitig», sagt er heute.

Auch die Betreuung durch das Pflegeteam erlebte er als sehr positiv. «Ich habe die besten Erinnerungen an den Spitalaufenthalt und würde mich wieder am KSW behandeln lassen.» Schon am Tag nach der Operation hatte er keine Schmerzen mehr. Nach fünf Tagen wurde überprüft, ob die Verbindung zwischen Blase und Harnröhre dicht war. Nach dem positiven Ergebnis wurde der Katheter entfernt. Am nächsten Tag konnte Markus K. nach Hause und war bereits wieder arbeitsfähig.

Ohne Prostata fehlt der natürliche Verschluss der Harnröhre. Bis die Muskulatur diese Funktion vollständig übernimmt, dauert es im Durchschnitt drei Monate. So lange benötigte Markus K. Einlagen, jeweils eine pro Tag. «Ich war dadurch überhaupt nicht eingeschränkt», sagt er rückblickend. Heute merkt er nichts mehr vom Eingriff und kann alles tun. So machte er nach seiner Pensionierung eine Ausbildung zum Segway-Guide und bietet nun in verschiedenen Schweizer Städten Führungen mit dem futuristischen Elektrofahrzeug an.

Die einzige Erinnerung an die Krebserkrankung sind die Nachkontrollen. Die erste fand nach sechs Wochen statt, dann folgten zwei Jahre lang weitere im Abstand von sechs Monaten. Nun kontrolliert der Hausarzt einmal pro Jahr den PSA-Wert. Bei Markus K. fiel er nach der Operation auf null. «Seither ist das so geblieben», sagt er.

Er schätzt sich glücklich über den guten Verlauf. Auch deshalb ermuntert er andere Männer, die Chance zur Früherkennung zu nutzen. «Wenn der Hausarzt regelmässige Vorsorgeuntersuchungen nicht von sich aus vorschlägt, müssen Männer danach fragen. Jeder kann frühzeitig handeln.»

Nächstes Jahr kann Markus K. seinen 68. Geburtstag feiern. Es wird ein besonderer Tag für ihn sein. «Ich werde dann das Alter erreichen, in dem mein Vater starb. Ab dann werde ich unsere Familiengeschichte verlängern. Dann beginnt für mich das Leben nochmals neu.»


«Jeder zweite Mann geht ein Risiko ein»

Interview mit Prof. Dr. med. Hubert John, Chefarzt und Klinikleiter der Klinik für Urologie, Leiter Urologisches Tumorzentrum

Warum sind Vorsorgeuntersuchungen für Männer wichtig?

Weil wir dadurch Prostatakrebs in einem frühen Stadium erkennen und heilen können. Das Karzinom wächst in der Regel sehr langsam. Je früher es erkannt und behandelt wird, desto grösser sind die Heilungschancen. Ab 50 Jahren sind regelmässige Vorsorgeuntersuchungen sinnvoll. Besteht eine familiäre Vorbelastung, bereits ab 45 Jahren.

Zur Vorsorgeuntersuchung gehört die Messung des PSA-Werts, der Konzentration des prostataspezifischen Antigens im Blut. Wie zuverlässig ist der Test?

Für die Früherkennung ist er zentral. Wobei erhöhte Werte des prostataspezifischen Antigens kein eindeutiger Beleg dafür sind, dass ein bösartiger Tumor vorliegt. Auch eine Prostataentzündung oder Velofahren vor der Untersuchung können zu höheren Werten führen. Um die Ergebnisse der PSA-Messung korrekt zu interpretieren, braucht die Fachperson, die den Test auswertet, viel Erfahrung.

Was passiert, wenn Prostatakrebs nicht rechtzeitig erkannt wird?

Dann wachsen Karzinome unbemerkt und werden erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt. Damit steigt das Risiko, dass ein Tumor Ableger bildet. Solche Patienten haben schlechtere Prognosen. Heute sterben in der Schweiz jährlich 1600 Männer an Prostatakrebs. Gezielte Vorsorgeuntersuchungen verringern die Sterberate beim Prostatakarzinom
um über 20 Prozent.

Wie gut sind Prostata-Vorsorgeuntersuchungen in der Schweiz etabliert?

Die Schweiz ist kein Vorzeigeland. Höchstens die Hälfte der Männer lässt sich regelmässig untersuchen. Das heisst, jeder zweite Mann ab 50 geht ein Risiko ein. Die Verantwortung liegt aber nicht allein bei den Männern. Es ist Aufgabe von Hausärztinnen und Hausärzten, Männer ab 50 Jahren über das Prostatakarzinom aufzuklären und ihnen die Bedeutung der Früherkennung aufzuzeigen.

Portrait von Prof. Dr. med. Hubert John

Prof. Dr. med. Hubert John

Chefarzt und Klinikleiter
Klinik für Urologie
Leiter Urologisches Tumorzentrum

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