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Die Winterdepression – ein Mythos?

Alle Jahre wieder kommt die kalte Jahreszeit. Mit ihr auch ein unangenehmer Begleiter: die Winterdepression. Doch die Anzahl der Betroffenen ist nicht so gross, wie allgemein vermutet wird.

Was versteht man unter dem Phänomen Winterdepression?

Die Winterdepression ist eine Form der depressiven Erkrankung und tritt rezidivierend, also wiederkehrend, auf. Eine Winterdepression wird erst als solche diagnostiziert, wenn sie über mindestens zwei Jahre hinweg auftritt. Die Besonderheit dabei ist die Saisonabhängigkeit: Die Symptome erscheinen im Herbst oder im Winter, im Frühling oder im Frühsommer klingen sie wieder ab. Bei manchen Formen der Erkrankung stellt sich in den warmen Jahreszeiten gar eine manische Phase ein, die sich in einem übersteigerten Antrieb oder in unrealistischen Zukunftsplänen äussert.

Was sind die Auslöser einer Winterdepression?

Hauptauslöser sind das Kürzerwerden der Tage und der damit verbundene Lichtmangel. Da wir im Winter weniger Sonnenstrahlen abbekommen, weniger Licht auf unsere Augen trifft und somit die dunklen Phasen länger sind, wird mehr Melatonin ausgeschüttet. Das Hormon reguliert den Tag-Nacht-Rhythmus, weswegen aus dem Lichtmangel ein verstärktes Schlafbedürfnis resultiert. Auch ein im Vergleich zum Sommer eher zurückgezogener Lebensstil im Winter begünstigt depressive Phasen.

Wie viele Personen sind betroffen?

In Europa leiden rund zwei Prozent der Bevölkerung an einer Winterdepression. Dabei gilt: je nördlicher, desto mehr Betroffene, aufgrund ebendieses Einflusses des Lichts. Menschen, die im Winter einen Grossteil der Zeit drinnen verbringen, sind anfälliger als solche, die sich viel draussen aufhalten. Denn schon ein bedeckter Himmel gibt mehr Licht ab als künstliche Lichtquellen.

Inwiefern grenzt sich eine Winterdepression von einer Depression ab?

Die Winterdepression ist viel seltener als andere depressive Störungen. Nur jede zehnte Depression, die im Winter diagnostiziert wird, ist eine Winterdepression. Treten die depressiven Verstimmungen nicht mehr nur in den Wintermonaten auf, wird von einer rezidivierenden depressiven Störung gesprochen, nicht mehr von einer Winterdepression.

Welche Merkmale kennzeichnen eine Winterdepression?

Neben dem stärkeren Verlangen nach Schlaf ist auch ein grösserer Appetit auf Süssigkeiten oder kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel typisch. Ein erstes Indiz kann zudem regelmässige morgendliche Antriebslosigkeit sein.

Winterdepression Ksw Storys

Diese Symptome treffen in den Wintermonaten auf viele Menschen zu.

Das stimmt. Es ist normal, dass man im Winter ein höheres Schlafbedürfnis und grösseren Appetit hat. Krankheitswertig sind die Symptome erst, wenn sich Betroffene dadurch im Alltag eingeschränkt fühlen und einen Leidensdruck verspüren. Geplante Tätigkeiten können dann nicht mehr ausgeführt werden, was in vielen Fällen auch einen negativen Einfluss auf die Berufstätigkeit hat.

Wie äussert sich das Phänomen Winterdepression bei Kindern und Jugendlichen?

Kinder reagieren mit höherer Reizbarkeit und schlechter Laune. Es ist jedoch schwierig, eine Diagnose zu stellen, da diese Veränderungen auch Anzeichen für andere Krankheitsbilder sein können. Bei Jugendlichen besteht die Schwierigkeit ausserdem darin, dass solche Stimmungsschwankungen häufig der Pubertät zugeschrieben beziehungsweise die Symptome (fälschlicherweise) darauf zurückgeführt werden. Erhöhtes Schlafbedürfnis und grösserer Appetit auf Süssigkeiten gelten auch bei Kindern als Anzeichen für eine Winterdepression.

Wie kann Betroffenen geholfen werden?

Es sollte versucht werden, sie anzusprechen, nachzufragen und Möglichkeiten zur Hilfe aufzuzeigen. Wenn die Vermutung naheliegt, dass die Symptome den normalen Rahmen überschreiten, sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden.

Wie gestaltet sich die Therapie?

Eine Winterdepression wird standardmässig mit einer Lichttherapie behandelt. Dabei sitzt der Betroffene in geringem Abstand vor einer speziellen Lampe mit einer hohen Lichtkonzentration. Das Prozedere wird am Morgen vor Sonnenaufgang durchgeführt, damit die helle Phase des Tages verlängert wird. Auch eine medikamentöse Behandlung, Psychotherapie oder eine Kombination der verschiedenen Therapiemöglichkeiten können zur Linderung der Symptome verhelfen.

Kann ich einer Winterdepression vorbeugen?

Wenn sich schon im Spätsommer oder im Herbst erste Anzeichen einstellen, kann schon in diesem frühen Stadium der depressiven Störung mit der Lichttherapie begonnen oder psychotherapeutische Unterstützung in Anspruch genommen werden. Die Symptome werden dadurch auf den Winter hin gemildert und sollten auch im darauffolgenden Jahr in geringerer Stärke auftreten.

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