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Spazieren als Therapie

14 lustvolle Wanderungen in Winterthur

In unserem kleinen Spazierführer geht es nicht um Leistung, sondern um Genuss. Denn nichts ist einfacher als spazieren: Man kann es ohne Hilfsmittel und zu jeder Tages- oder Jahreszeit tun. Im eigenen Tempo und je nach Route (fast) ohne Anstrengung. In unserem Führer finden Sie Anregungen zu Spaziergängen für jeden Geschmack: kürzere, längere, flachere, steilere. Sie alle belohnen mit bereichernden Sinneseindrücken für Augen, Ohren und Nase: Sei es ein schöner Ausblick, sei es dahinplätscherndes Wasser oder sei es der Duft einer frisch gemähten Wiese.

Gehen Sie raus, entdecken Sie die Stadt oder erleben Sie die Natur – denn jeder Schritt zählt!

Wir freuen uns darauf, Ihnen auf einem Ihrer Spaziergänge zu begegnen.

Kartenübersicht der Touren

Wie sind die Spaziergänge aufgebaut?

Die vierzehn hier vorgestellten Winterthurer Spaziergänge sind in drei Kategorien gegliedert und farblich gekennzeichnet:

Leicht sind längere oder kürzere Wanderungen, die ohne Steigung auskommen.

Mittelschwer sind Wanderungen mit kurzen Steigungen oder flache, aber längere Strecken.

Anspruchsvoll sind Routen, die grössere bzw. kontinuierliche Steigungen beinhalten oder insgesamt länger sind.

Der Kartenausschnitt, das Höhenprofil und die Kurzinfo geben Ihnen weitere Anhaltspunkte, damit Sie die für Sie passende Route auswählen können. Auf eine Zeitangabe wurde bewusst verzichtet: Jede und jeder soll im eigenen Tempo gehen können. Zudem sind bei einigen Touren «Abkürzungen» angegeben, die es erlauben, ganz nach den persönlichen Möglichkeiten und der Tagesform zu entscheiden.


Sich in Bewegung setzen – so geht’s

Fünf einfache Tipps für lustvolle und befriedigende Spazier-Erlebnisse:

  1. Wählen Sie lockere, dem Wetter angepasste Kleidung, die Ihnen viel Bewegungsfreiheit lässt. Auch auf gutes, solides Schuhwerk ist zu achten.
  2. Beurteilen Sie vor dem Start Ihre «Tagesform» und wählen Sie eine entsprechende Route aus. Dabei lieber zu tief als zu hoch greifen!
  3. Lassen Sie’s ruhig angehen. Geniessen Sie die Strecke in Ihrem Tempo, lassen Sie sich Zeit, ihre Schönheiten zu entdecken – und gönnen Sie sich auch ab und zu eine Pause.
  4. Wenn Sie sich unterwegs nicht wohl oder überfordert fühlen, brechen Sie die Wanderung ab – und versuchen Sie es an einem anderen Tag oder mit einer leichteren Strecke erneut: Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden!
  5. Es ist nicht verboten, ein Ziel auszuwählen, an dem eine Belohnung winkt: im Sommer ein schönes, schattiges Gartenrestaurant oder an kühleren Tagen eine gemütliche Gaststube. (Nur weil es unser Job ist, Menschen im Genesungsprozess beizustehen, sind wir noch lange keine lustfeindlichen Gesundheitsapostel …)


TOUR 1 – INNERES LIND

Aller Anfang ist leicht: Mit viel Kultur durchs Innere Lind

Dass Winterthur heute eine Garten- und Kulturstadt ist, steht eng mit dem Aufblühen von Industrie und Handel in Verbindung: Zeugnisse eines wohlhabenden Bürgertums findet man in einigen Quartieren heute noch. Zum Beispiel im Inneren Lind – wohin uns unsere kleine Einstiegsrunde führt.

 

1 Bahnhofplatz–Stadthausstrasse 2 Stadtgarten–Kunstmuseum 3 Lindstrasse bis Lichtsignal 4 durch den Bühler-Park 5 Trollstrasse 6 Fussgängerunterführung 7 Westeingang Rychenbergpark 8 Park-Runde zum Ostausgang 9 Oststrasse–Velounterführung 10 Hermann-Götz-Park 11 Schwalmenackerstrasse 12 Museumstrasse–Stadthausstrasse

Unsere erste Wanderung beginnt ganz prosaisch am Bahnhofplatz und führt uns zunächst die Stadthausstrasse entlang zum Stadtpark – pardon: Stadtgarten (so die offizielle Bezeichnung). Noch bevor wir das markante Gebäude des Museums Reinhart am Stadtgarten erreichen (1842 als Knabengymnasium erstellt, 1951 zum Museum umgestaltet), biegen wir links auf den Kiesweg ab und spazieren quer durch den Park auf das tempelartige Kunst Museum Winterthur aus gelblichem Jurakalkstein zu, das 1915 eröffnet wurde.

Von hier folgen wir der Lindstrasse stadtauswärts und gelangen beim Lichtsignal zur Villa Bühler. Auch sie ist ein Zeuge aus Winterthurs grossen Industriezeiten: In einer Parkanlage von rund 14 000 m2 wurde sie 1869 für den Textilindustriellen Eduard Bühler-Egg erstellt. Wir durchqueren den Park diagonal und stossen an seiner nordöstlichen Ecke an der Trollstrasse auf eine Zeile schöner, bürgerlicher Einfamilienhäuser von 1876. Wir halten uns links und erspähen durch die Bäume die schlossartige, verträumte Villa Trollegg. Anschliessend queren wir die Hermann-Götz-Strasse und danach die Bahnlinie (Fussgängerunterführung).

Musik liegt in der Luft

Auf der anderen Seite empfängt uns das schmiedeeiserne Tor zum Rychenbergpark, in dem etwas erhöht die Villa Rychenberg thront. Sie wurde 1888 für Theodor Reinhart erstellt, der als erfolgreicher Kaufmann auch Künstler förderte und so zum Vorbild für seinen Sohn Oskar wurde, an dessen Museum wir bereits vorbeigekommen sind. Heute beherbergt die Villa Unterrichtszimmer des Konservatoriums (was man bei geöffneten Fenstern hören kann) und entsprechend beschwingt umwandern wir sie. So gelangen wir auf der südöstlichen Parkseite zum Ausgang.

In der Velounterführung steigen wir links die Treppe hoch und gelangen durch einen kleinen Park zur Schwalmenackerstrasse. Sie ist zunächst von hübschen Backsteinhäusern aus der Zeit um 1900 gesäumt, doch je näher wir der Stadt kommen, desto imposanter werden die Bauten, etwa rechts mit der Nummer 7 das Freimaurer-Logenhaus «Akazia» von 1903 oder ihm gegenüber das spätbarocke Landhaus «Zum Jakobsbrunnen», das um 1790 erbaut wurde und dessen Gartenanlage mit riesigen, uralten Bäumen imponiert.

Villa Bühler mit Münzkabinett

Nun befinden wir uns auf der Rückseite des Gebäudekomplexes der Axa-Versicherung (früher: «Winterthur») und schwenken rechts in die Museumsstrasse ein. Wir queren die General-Guisan-Strasse und fädeln nach dem Parkhotel links in den Park ein, wo wir auf das Stadthaus zusteuern. Es wurde 1870 nach Plänen des damaligen Stararchitekten Gottfried Semper fertiggestellt. Dass ihm bei dem Bau ein «Tempel der Demokratie» vorschwebte, ist heute noch gut zu erkennen. Vorbei am Altstadt-Schulhaus geht es wieder Richtung Bahnhof. Wer jetzt noch Lust auf ein wenig Kultur hat, sollte Oskar Reinharts Sammlung besuchen … es lohnt sich!

Rychenbergpark


TOUR 2 – ÄUSSERES LIND

Gärten, Villen, Bürgerhäuser – Flanieren im Winterthurer Grüngürtel

Retour à la nature! Ende des 18. Jahrhunderts begannen wohlhabende Winterthurer Familien, ausserhalb der Altstadt Landhäuser zu erstellen, in die sie im Sommer vor Enge, Hitze, Lärm, Gestank fliehen konnten. Heute laden sie uns beim Blick über den Gartenzaun ein, von damals zu träumen …

1 Bahnhofplatz 2 Wülflingerbrücke 3 Bahnfussweg 4 Lindstrasse 5 Haldenstrasse 6 Gottfried-Keller-Strasse 7 im Lee 8 Leesteig 9 Leimeneggstrasse 10 Stadtrainbrücke 11 Thurgauerstrasse 12 Geiselweidstrasse 13 Seidenstrasse 14 Lindengutpark 15 Obertor–Marktgasse B Bus

Wiederum beginnt die Wanderung am Bahnhof, doch führt sie uns diesmal in nördliche Richtung. Am linken Ende des Bahnhofplatzes fädeln wir geradeaus in den Bahnfussweg ein, um die verkehrsreiche Wülflinger Unterführung zu überqueren. Von der Brücke aus hat man einen schönen Blick auf den monumentalen Rundbau, der 1928 von den Architekten Rittmeyer & Furrer für das Handelshaus Gebrüder Volkart erbaut wurde.

Auf der anderen Seite empfängt uns das 1895 erstellte St.-Georgen-Schulhaus aus orangerotem Backstein. Das Material wurde 1999 beim Bau des Swisscom-Hochhauses in einer dunkleren Farbnuance zitiert, weshalb das Gebäude auch «Roter Turm» genannt wird. Im 23. Stock in 90 m Höhe gibt es ein Restaurant, das man via Treppenhaus auch zu Fuss erreichen kann. Wer also zusätzlich etwas für seine Fitness tun will …

Hart am Gefängnis vorbei

Entlang den Bahngeleisen gelangen wir zur Lindstrasse, die wir überqueren: Geradeaus geht es sozusagen direkt ins Gefängnis, da zum Bezirksgebäude (mit modernem, anthrazitfarbenem Anbau) auch ein Untersuchungsgefängnis gehört. Da wenden wir uns doch lieber ab und erspähen unmittelbar vor der Brücke noch die Villa Lindeneck von 1896, ebenfalls aus rotem Backstein.

Danach biegen wir rechts in die Halden-, dann in die Gottfried-Keller-Strasse ein, wo weitere Villen aus demselben Material auffallen (z.B. Nr. 65 und 67). Wieso aber so viel Backstein? Ganz einfach: Im nahe gelegenen Dättnau gab es grosse Vorkommen an Lehm, der von der dortigen Ziegelei zu Backsteinen gebrannt wurde. Mit diesem einfach zu produzierenden, billigen Baustoff aus der Nähe wurden um die Jahrhundertwende ganze Quartiere gebaut.

Villa Bühlhalde

«Skandalbauten» im Villenquartier

Wir durchqueren das Areal der Kantonsschule Rychenberg und folgen anschliessend dem Leesteig, um an dessen Ende einen Blick auf die monumentale Kantonsschule im Lee (1928) und geradeaus über den Gartenzaun auf die Villa Bühlhalde (1874, Architekt war Ernst Jung) zu werfen. Dann wenden wir uns abwärts und gelangen links in die Leimeneggstrasse. Hier treffen wir auf ein weiteres Werk Jungs, die Villa Bühlstein (1872), in deren Park ein verwunschener Pavillon steht. Gleich anschliessend aber folgen rechts wichtige Zeugen des Neuen Bauens: die damals umstrittenen Sichtbeton-Reihenwohnhäuser von Hermann Siegrist aus dem Jahr 1932.

Wir folgen der Leimeneggstrasse bis zur Stadtrainbrücke weiter und überqueren diese. Geradeaus geht es via Thurgauerstrasse rechts in die Geiselweid-, dann links in die Seidenstrasse, wo weitere Prachtvillen in schönen Gärten stehen. Wir folgen ihr bis zum Lindengut- bzw. «Vögelipark», wo wir uns bei der Voliere noch am munteren Treiben ihrer gefiederten Bewohner ergötzen können, bevor wir via Obertor und Marktgasse wieder zum Bahnhof gelangen.

Der stadtnahe Lindengutpark – wegen der beliebten Voliere besser bekannt als «Vögelipark».


TOUR 3 – EULACHABWÄRTS

Dem Wasser entlang – eine flache Flusswanderung eulachabwärts

Die Eulach – unser mysteriöser Fluss: Im Stadtzentrum nimmt man sie kaum wahr, weil sie in ein enges (Beton-)Bett kanalisiert oder ganz in die Unterwelt verbannt ist. Doch schon ab der Schützenwiese verläuft sie wieder als veritabler Bach, gesäumt von vielen Bäumen und gut ausgebauten Wegen.

1 Bahnhofplatz 2 Bahnhofunterführung 3 Paulstrasse 4 Schützenwiese 5 Kronenwiesenweg 6 Hessengüetliweg 7 Lindenplatz B Bus

Wir wenden uns vom Stadtzentrum ab und unterqueren den Bahnhof durch die Hauptunterführung. Auf der anderen Seite wählen wir die geradeaus führende Treppe und tauchen an der Paulstrasse wieder an der Erdoberfläche auf. Bald erreichen wir die Neuwiesenstrasse, die wir bei der markanten neugotischen Pfarrkirche St. Peter und Paul überqueren. Dieses katholische Pendant zur Stadtkirche wurde 1868 nach Plänen des Stadtbaumeisters Wilhelm Bareiss im Rohbau fertiggestellt, doch erst nach 1880 erhielt es den Innenausbau. Und geweiht wurde es sogar erst 1897 – im damals «erzreformierten» Winterthur wurden die Katholiken nicht gerade mit offenen Armen empfangen …

Erinnerung an die Sulzer

Wir gehen links an der Kirche vorbei und steuern geradeaus auf ein anderes Winterthurer «Heiligtum» zu, den Fussballplatz Schützenwiese. Der Stadtclub FC Winterthur wurde am 18. April 1896 als «Football-Club Excelsior» gegründet. Seinen heutigen Namen trägt er erst seit dem 13. Dezember desselben Jahres. Hier halten wir uns links und gehen der modernen Osttribüne entlang direkt auf ein weiteres Wahrzeichen Winterthurs zu: das Sulzer-Hochhaus. Es wurde 1962–1966 erbaut und war bis 2003 mit 92,4 Metern und 26 Stockwerken das höchste Hochhaus der Schweiz. Durch die Umstrukturierung des Sulzer-Konzerns wurde es überflüssig und danach an eine Immobilienfirma verkauft. Jahrelang stand es leer, ab 2005 wurde es saniert und sogar um zwei Stockwerke auf 99,7 Meter aufgestockt.

Kronenwiese: Zweierlei Schützen

Schon hören wir das Plätschern der Eulach und biegen rechts in den Eulachfussweg ein, der eigentlich Kronenwiesenweg heisst – wie die Kronenwiese, auf der der FC bereits ab ca. 1900 Tore schoss: Sie war also bereits damals eine «Schützenwiese»! Dem Weg können wir nun bis Wülflingen quasi blindlings folgen, denn er begleitet den Fluss, verläuft eben und oft im Schatten von Bäumen. Die 1972 erstellten Eulachhallen geben uns Gelegenheit, nochmals auf die «Schützenwiese» zurückzukommen. Diese verdankt ihren Namen dem Zürcher Kantonalschützenfest von 1902: Hier standen der Schiessstand und die Festhalle; die Eulachhallen sind quasi deren Nachfolger.

Weideland an der Eulach

Beim Hessengütli überqueren wir die Oberfeldstrasse und fädeln gleich nach der Brücke auf den nun linksufrigen Weg ein, der ab hier Hessengüetliweg heisst. (Erschöpfte gelangen via Flüelistrasse zur Bushaltestelle an der Wülflingerstrasse.) Bis nach Wülflingen ist unser Weg zwar geteert, aber ansonsten über weite Strecken grün und idyllisch: links das ruhige Oberfeld-Quartier, rechts das von Bäumen gesäumte Wasser und jenseits davon Pünten. Nach der Oberfeld-Brücke (eine weitere Möglichkeit zum Wechsel auf den Bus) wird das Gelände offener und weitet sich zu Weideflächen für verschiedene Tiere. So erreichen wir problemlos den Lindenplatz, von wo uns der Bus zurück zum Bahnhof bringt.

Von Turm zu Turm: zu Beginn das Sulzer-Hochhaus (Wintower), zum Abschluss die reformierte Kirche Wülflingen.


TOUR 4 – EULACHPARK

Auf zum Eulachpark und zu den neuen Stadtquartieren!

In Oberwinterthur, wo einst Sulzer und andere Industriebetriebe für Winterthurs wirtschaftliche Prosperität sorgten, hat in den vergangenen Jahren ein massiver Umbau stattgefunden: Nicht nur neue Wohnquartiere sind dabei entstanden, sondern auch der schöne, grosszügige Eulachpark.

1 Bus Nr. 1 (Richtung Oberwinterthur) bis zur Station «Brücke» 2 Stadtrainbrücke 3 Hegistrasse 4 Bahnunterführung 5 Eulachpark 6 Reismühle B Bus

Heute wenden wir uns den einstigen Industrie- und Arbeiterwohnquartieren Oberwinterthurs zu, in denen ein grosser Umbruch stattfindet. Mit dem Bus gelangen wir zur Stadtrainbrücke, nach deren Überquerung biegen wir rechts in die Hegistrasse ein. Hier beginnt zur Linken das «Birchermüesli»-Quartier. Es wurde vom Volksmund so benannt, weil seine zahlreichen Querstrassen alle nach Früchten benannt sind. Die Siedlung wurde zwischen 1928 und 1944 von der Heimstätten-Genossenschaft Winterthur nach Plänen von Adolf Kellermüller und Hans Hofmann erstellt. Weil die einfachen Häuschen mit Selbstversorgergärten kostensenkend aneinandergebaut wurden, konnten sie zu einem «arbeiterfreundlichen» Preis angeboten werden.

Spuren der Industriegeschichte

Auf unserem Weg entlang der Bahnlinie nach Oberi passieren wir das Talacker-Schulhaus (1898) und weiter stadtauswärts – etwas verdeckt von zwei modernen Holzhäusern – das um 1900 bezogene Fabrikgebäude der Feilenfabrik Schwarz. Ebenfalls aus Backstein, doch bereits moderner präsentiert sich anschliessend dessen Erweiterungsbau, der 1948 nach Plänen von Adolf Kellermüller erstellt wurde. Die einst benachbarte Kältemaschinenfabrik Scheco ist heute verschwunden. Sie wurde 2009 von der Wohnüberbauung mit den bunten Balkonen abgelöst. Eben: Umnutzung ist hier das Thema!

Kurz vor dem Bahnhof Oberi gelangen wir via Unterführung zum Eulachpark: Fast das gesamte Gelände dies- und jenseits der Eulach gehörte einst zum Sulzer-Werk Oberwinterthur. Wir wandern wahlweise links- oder rechtsufrig flussaufwärts, wechseln aber bei der letzten Brücke auf die nördliche Seite. Ein Kanal führt uns zur alten Reismühle-Sagi in Hegi. Sie wurde bereits 1429 erstmals urkundlich erwähnt und ist noch heute gelegentlich als Schaubetrieb in Aktion.

Eulachpark

Neue Wohnformen und Industrie-Chic

Wer mag, geht nun wieder zurück zum Eulachpark, wandert diesmal aber entlang der Neubauten auf dessen Südseite, wo es auch Gaststätten zur Erfrischung gibt. Zudem bietet sich Gelegenheit, die jüngste Stadtentwicklung von nah zu erleben: In der «Giesserei» etwa, dem grossen Wohnkomplex mit weinroter Holzfassade, werden altersdurchmischte, genossenschaftliche Wohnformen angeboten. Weiter geradeaus überquert man die Seenerstrasse via Brücke und gelangt so zu den noch industriell genutzten Teilen des Areals. Durch eine etwas versteckte (und abenteuerliche) Mini-Bahnunterführung kehrt man zurück zur Hegistrasse; geradeaus führt ein Fussweg beim Sportplatz zur Frauenfelderstrasse und zur Bushaltestelle. Wer möchte, kann aber auch der Eulach entlang zum Ausgangspunkt gelangen – zuerst linksufrig im Scheco-Areal, dann nach Überquerung einer Leichtbau-Brücke auf dem alten Uferweg (nur bei trockenem Wetter zu empfehlen).

Altes und Neues harmonisch vereint:
Die ehemalige Sulzer-Halle 710 grenzt an neu entstandene Wohnquartiere.


TOUR 5 – ORBÜELRUNDE

Eine unbeschwerliche Fussreise ins Morgenland

Den Namen Orbüel verbindet man gemeinhin mit Schiesslärm, Verkehrsstau, Einkaufszentren. Ein kleiner, anspruchsloser Spaziergang führt uns auf die Rückseite dieses Hügels, wo wir ein stilles grünes Tal und eine künstlerische Zauberwelt entdecken.

1 Barriere 2 Etzberg-Unterführung 3 Harzach-/Hinterholzstrasse 4 Ruinenstadt 5 Morgenland A Abkürzung B Restaurant Högerli

Unsere heutige Route beginnt beim Bahnhof Seen, wohin man am schnellsten mit der S-Bahn gelangt. Es führen aber auch die Buslinien 2 und 3 dorthin. Gleich bei der Barriere westlich der Station biegen wir in einen Fussweg ein. Dieser folgt leicht abfallend den Geleisen und führt an idyllischen Gärten vorbei. Bei der engen Etzberg-Unterführung (die mit ihrem nostalgischen Tunnelcharme wohl nur uns Fussgängern, nicht aber den Autofahrern Freude macht) halten wir uns geradeaus: Am Ende eines Privatsträsschens führt der Weg weiter den Geleisen entlang. Er mündet beim Gewerbegebiet «Hölderli» in die Harzachstrasse, der wir rechts bis zum Waldrand folgen.

Vom Chrottewägli zur Ruinenstadt

Wem das an sonnigen Tagen zu heiss ist, dem bieten sich zwei Gelegenheiten, in den Schatten auf dem oberhalb parallel verlaufenden Weg am Waldrand auszuweichen: Gleich bei der Etzberg-Unterführung steigt das «Chrottewägli» dorthin auf, und nach den letzten Wohnhäusern – vor den Pünten – gibt es noch eine weitere «Aufstiegschance». Man gelangt so an denselben Punkt, den wir auch via Harzachstrasse erreichen: Von hier aus führt uns die Hinterholzstrasse (zunächst leicht ansteigend, später flach) in nördlicher Richtung durch ein idyllisches grünes Tälchen auf der Rückseite des Orbüel-Hügels. Links zu unseren Füssen erspähen wir durchs Laub noch eine Ruinenstadt: Sie gehört zum «Ausbildungszentrum Ohrbühl von Schutz & Intervention Winterthur». Die Trümmer erinnern an schreckliche Bilder, die wir aus den Medien von fremden Ländern kennen – was einen nachdenklich stimmen kann: Was wäre, wenn …

(Bild fehlt)

Willkommen im Morgenland!

Vom (heute nicht mehr so intensiv genutzten) Schiessstand auf der anderen Seite des Orbüel, vom allabendlichen Verkehrsgewühl um den Kreisel, vom samstäglichen Trubel der grossen Einkaufsmärkte – davon ist hier hinten kaum etwas zu spüren. Wir atmen tief durch und denken: welch Glück! Doch bald holt uns die Realität in Form der ersten Gewerbebauten wieder ein. Zuvor entdecken wir linker Hand aber noch etwas, das man für eine Fata Morgana halten könnte: «Morgenland» steht da in grossen Lettern auf einem eingefriedeten, mit abenteuerlichen Holzhüttchen dicht bebauten Areal. Gesäumt wird es von kunterbunten Holzskulpturen und bekrönt von ebensolchen Flaggen: Hier lebt und arbeitet der Künstler Erwin Schatzmann, der Ende der 1990er Jahre mit seiner Volksinitiative für einen Waldeggsee (Tour 7) über Winterthur hinaus bekannt wurde.

Wer das Glück hat, dem Künstler zu begegnen, ein paar Worte mit ihm zu wechseln oder einen Blick auf das Gelände zu werfen, wird feststellen, dass hier kein «Spinner» am Werk ist, sondern ein origineller Mensch, der sich viele Gedanken über die Welt und das Leben macht. So bereichert, erreichen wir die nahe gelegene Bahnstation Hegi – auch wenn die wenig schöne St. Gallerstrasse nicht gerade ein krönender Abschluss ist …


TOUR 6 – CHRUGELER TÖSS

Wo der «Joggeli» lebte und die Töss neu möbliert wurde

Dieser kleine Rundspaziergang führt uns durch den «Chrugeler», den ältesten Teil von Töss. Hier ist die (Industrie-)Geschichte noch in vielen Zeitzeugen erhalten. Weiter flussabwärts manifestiert sich aber auch die Zukunft in Form des im Entstehen begriffenen Tössparks.

1 Eingang Dammweg 2 Färberhäuschen 3 Kanal-«Schwimmbad» und aufgewertetes Ufer 4 Rückweg via Pfarrhaus/Kirche und Unterführung 5 Brücke für den Rückweg A Café Restaurant Lienhard

Hinter dem Café Lienhard finden wir die J.-C.-Heer-Strasse, der wir folgen. Schon bald stehen wir vor der Wahl, entweder (durch ein «Gartentörchen») auf dem alten Töss-Damm oder durchs Quartier zu gehen; zwischen den beiden Routen fliesst der alte Rieter-Fabrikkanal. So oder so unterqueren wir zunächst die Eisenbahnbrücke, über die die Bülach-Linie führt, ursprünglich eine genietete Eisen-Fachwerkkonstruktion von 1875. Wir wählen die Strasse, weil man hier näher bei den pittoresken alten Häusern, Häuschen und Gärten ist. Denn nachdem 1981 der Abbruch des gesamten Chrugeler-Quartiers (!) für eine Neuüberbauung durch massiven Bürgerprotest abgewendet werden konnte, wird die alte Substanz umso liebevoller gepflegt.

Viele Zeitzeugen am Weg

Auch eine alte Trafostation blieb dadurch erhalten: Das markante Backsteintürmchen mit den vielen Isolatoren stammt von 1906. Wenige Meter weiter weist eine Gedenktafel an einem stattlichen Haus (Nr. 7) darauf hin, dass hier der Tössemer Dichter J.C. Heer gelebt hat – was das vor rund 150 Jahren bedeutete, lässt sich in seinem autobiographischen «Joggeli» nachlesen. Wenige Schritte weiter sticht das kleine «Färberhäuschen» von 1893 aus rotem Backstein ins Auge – es wurde soeben (2019) mit einem modernen Anbau erweitert.

Die erste Badi von Töss

Die Metzgerbrücke (Baujahr 1881) zum Nägelseequartier überqueren wir nicht: Wir bleiben zwischen Töss und Kanal. Dieser wird bis heute rege zum Schwimmen genutzt und erweitert sich hier zum Alt-Tössemer «Schwimmbad». Das Flussufer, dem wir weiter folgen, wurde im Zuge des Projekts «Tösspark» jüngst aufgewertet; nun lädt es zum Rasten und Verweilen ein!

Bei der nächsten Brücke überqueren wir die Töss und wenden uns auf der anderen Seite wieder flussaufwärts. Kurz vor der alten Eisenbahnbrücke verlassen wir den Uferweg, passieren Pfarrhaus und Kirche und gelangen via Bahnunterführung zum Ausgangspunkt zurück.

Pack die Badehose ein!

Wer die Töss lieber «im Grünen» erleben will, macht die einfache, flache Wanderung zum Reitplatz, die ganz dem Fluss entlangführt und Badegelegenheiten bietet.

Wir überqueren die Zürcherstrassen-Brücke auf dem östlichen Trottoir stadtauswärts und biegen danach links auf den Weg am west lichen Ufer der Töss ab. Wir folgen ihm bis zur markanten, geschweiften Holzkonstruktion des sogenannten Chinesenbrüggli, überqueren dieses und wandern dann die gleiche Strecke gemütlich und mühelos am anderen (östlichen) Ufer wieder flussabwärts.

Der Weg ist meist von Grün beschattet und bietet immer wieder Zugänge zum Fluss, Feuerstellen und idyllische Ruhebänkli (nach etwa 500 Metern kann man zudem rechts einen Abstecher zur Reitplatz-Beiz machen). Nachdem sich der Weg vom Ufer entfernt hat, überqueren wir die kleine Strassenbrücke und gehen ab hier auf derselben Strecke wie zu Anfang zum Ausgangspunkt zurück – wenn wir nicht zuvor ins Schwimmbad Töss abdriften …


TOUR 7 – HEILIGBERG

Von heiligen und frohen Bergen

Zwar gilt der Goldenberg als Winterthurer Stadtberg par excellence, doch eigentlich liegt der Heiligberg viel näher, nämlich nur einen Steinwurf südlich der Altstadt. Auf deren geschäftiges Treiben lässt es sich von dieser Oase der Ruhe aus wie von einer Loge hinabblicken.

1 Bahnhofplatz 2 Meisenstrasse 3 Rosengarten–Hochwacht 4 Sonnenbergstrasse 5 Wylandstrasse 6 Frohbergpark 7 Untere Vogelsangstrasse A Abkürzungen B Bus

Diesmal verlieren wir unser Ziel garantiert nicht aus den Augen: Unübersehbar thront das Schulhaus Heiligberg (1910, Architekten Bridler & Völki) auf dem gleichnamigen Hügel. Sein Name geht zurück auf ein Chorherrenstift, das hier um 1225 von den Kyburgern gegründet wurde und rund 300 Jahre später im Zuge der Reformation verschwunden ist.

Wir erreichen den Heiligberg über die Meisenstrasse, die östlich der Arch-Höfe zunächst sanft ansteigt. An der Heiligbergstrasse können wir die kurze, steilere Treppe wählen oder diese umgehen, indem wir von Anfang an der sanfter ansteigenden Hochwachtstrasse folgen. In der Kurve zweigen wir links auf einen Kiesweg ab, kurz darauf erreichen wir unser eigentliches Ausflugsziel, den Rosengarten mit dem ziegelroten Teehaus (1911, Architekten Rittmeyer & Furrer). Das Land gehörte bis 1961 zum Umschwung der inzwischen abgerissenen Villa Reinhart an der Hochwachtstrasse.

Schnuppern erwünscht!

Die Stadt Winterthur konnte das Rosengarten-Terrain erwerben und gestaltete es zu ihrer 700-Jahr-Feier 1964 in einen öffentlichen Park um. Seither verströmen dort 300 Rosen-Sorten ihre betörenden Düfte; das Betreten des Rasens und Beschnuppern der Rosen ist übrigens ausdrücklich erlaubt!

Nach gebührender Würdigung der Flora und des schönen Ausblicks weit über die Altstadt hinaus setzen wir unseren Weg südlich des Schulhauses auf der Hochwachtstrasse fort. Hinter mächtigen Bäumen erspähen wir die Villa Sonnenberg. Robert Biedermann-Mantel liess sie 1901 nach Plänen von Gustav Gull erstellen. 1955 gelangte sie samt dem 21 000 m2 grossen Park als Legat an die Stadt Winterthur. Heute beherbergt die Villa ein Alters- und Pflegeheim für Menschen mit Demenz.

Ein ruhender Pol abseits der geschäftigen Altstadt:
der Rosengarten auf der Hochwacht – mit über 300 Rosen-Sorten!

Spuren verschwundener Villen

Nach einer Rechtskurve öffnet sich links eine weitere, grosszügige Grünfläche, der Büelpark. Wir aber wandern weiter geradeaus und biegen später rechts in die Sonnenbergstrasse ein. So erreichen wir die Wylandstrasse, der wir abwärts folgen. Sie war einst gesäumt von imposanten Fabrikantenvillen; davon zeugen aber nur noch ein Garagengebäude (Nr. 26, 1912 von Bridler & Völki) sowie da und dort versteckt übriggebliebene Pfosten von Toreinfahrten.

Nun können wir entweder auf der von schönen Backsteinhäusern gesäumten Heiligbergstrasse zur Meisenstrasse zurückspazieren oder durch den Frohbergpark und die Untere Vogelsangstrasse direkt zum Bahnhofplatz gelangen. So oder so sticht die imposante Villa Frohberg ins Auge: Sie wurde 1868 im Auftrag von Rudolf Ernst-Reinhart nach Plänen von Ernst Jung erbaut und bereits 1886 erweitert. 1947 bzw. 1958 gelangten Villa und Park in den Besitz der Stadt Winterthur.

Backsteinarchitektur an der Heiligbergstrasse


TOUR 8 – BRÜHLBERG

Auf zum fröhlichen Drumherum – die aussichtsreiche Brühlbergrunde

Wie eine grüne Insel erhebt sich der Brühlberg aus der von Töss und Eulach durchflossenen Ebene, auf der sich die Stadt ausgebreitet hat. Von Wohnquartieren umgeben, ist er ein beliebtes Naherholungsziel, das von (Hunde-) Spaziergängern und Freizeitsportlern eifrig benutzt wird.

1 Anton-Graff-Haus 2 Anton-Graff-Strasse oder -Treppe 3 Waldhofstrasse 4 Waldschenke 5 Obere Brühlbergstrasse 6 Waldweg 7 Weidstrasse 8 Brühlwaldstrasse A J.-C.-Heer-Gedenkstein B Brühlbergturm

Mit 546 Metern Höhe befindet sich der Brühlberg auf Augenhöhe mit den Nachbarhügeln, doch anders als diese wird er seit 1994 von einem 130 Meter hohen Fernmeldeturm gekrönt. Die Aussichtsplattform in 34 Metern Höhe ist über 176 Stufen zu erreichen; sie ist übrigens ein Geschenk, das die Firma Rieter der Winterthurer Bevölkerung aus Anlass ihres 200-jährigen Bestehens 1995 gemacht hat.

Der Brühlberg lässt sich frontal und forsch angehen, indem man die rund 70 Meter Höhendifferenz zum Waldhof gleich zu Beginn hinter sich bringt und von Süden her via Treppe aufsteigt. Etwas gemässigter geht es über die Serpentinen der Anton-Graff-Strasse, die von vielen weiss (einst hellblau) gestrichenen Gebäuden gesäumt wird. Sie erinnern an das «Divine Light Zentrum», eine spirituelle Gemeinschaft, die in den 1970er Jahren für Furore sorgte. Beim direkten Aufstieg kommt man zwar etwas ins Schnaufen, dafür aber schneller zum Waldhof, einem 1945 von der Wölfflin-Stiftung gegründeten Lehrlingsheim, das heute eine Krisenwohngruppe beherbergt.

Blick vom Brühlberg nach Westen

14 Tonnen Gneis für einen Bestseller

Da man hier bereits den höchsten Punkt erreicht hat, ist der Rest purer Genuss – auch weil sich ein spektakulärer Weitblick bietet. Wer den Trainingsaspekt etwas forcieren will, kann nach ca. 500 Metern in einer Talmulde rechts zum J.-C.-Heer-Stein aufsteigen (Wegweiser). Geehrt wird damit der Tössemer Erzähler Jakob Christoph Heer (1859–1925), und verdient hat er das Denkmal als Bestsellerautor: Seine Heimat- und Bergromane erreichten 6 riesige Auflagen! Den 14 Tonnen schweren Gneisblock aus dem Bernina-Gebiet hat die Gemeinde Poschiavo «in Anerkennung der meisterhaften Schilderung der bündnerischen Alpenwelt» im Roman «Der König der Bernina» gespendet (Auflage: 744000 Exemplare!) – aber wohl auch aus Dankbarkeit für die Gratis-Tourismuswerbung …

Der Brühlberg vom Wintower aus gesehen.

Panorama zum Dessert

Die sanftere Variante der Brühlbergrunde führt in der Gegenrichtung auf einer kontinuierlich, aber nie sehr heftig ansteigenden Waldstrasse der Nordseite des Hügels entlang. Den schönen Panoramablick gibt es hier also quasi als Dessert. Der Weg ist deswegen nicht weniger reizvoll – und je nach Sonnenstand ist er sogar angenehmer. Ein schöner «Verschnaufpunkt» ist in beiden Richtungen die idyllische Waldschenke auf der Brühlberg-Westseite, die 1915 vom Sozialistischen Abstinentenbund erstellt wurde. Ziel war es, einen Ort zu schaffen, «wo die Jugend sich unbeschwert tummeln und die Älteren abseits dumpfer Wirtshausluft zusammentreffen und ihre Geselligkeit pflegen konnten». Ironischerweise wurde dafür ausgerechnet die Baracke einer ehemaligen Schnapsbrennerei verwendet! Leider ist die Waldschenke nicht mehr regelmässig geöffnet, doch während der Sommermonate findet hier einmal pro Monat ein öffentlicher Sonntagsbrunch statt, was vielleicht in den Trainingsplan einzubeziehen ist …

Leider nur noch selten geöffnet: die Waldschenke, 1915 vom Sozialistischen Abstinentenverbund zum Wohl der Arbeiter gegründet.


TOUR 9 – MATTENBACH

Auch ohne See eine paradiesische Idylle am Mattenbach

Winterthur fehlt ein grosses Gewässer. Deshalb erfand der Künstler Erwin Schatzmann 1996 den Waldeggsee (siehe Tour 5) und lancierte eine Volksinitiative dafür. Sein Anliegen wurde 1999 zwar mit Dreiviertelmehrheit verworfen, doch ein Spaziergang am Mattenbach ist auch ohne See höchst idyllisch.

1 Bahnhofplatz 2 Technikumstrasse beim «Rössli» überqueren; unmittelbar vor der Eulachbrücke beim Parkplatz links den (signalisierten) Fussweg nehmen 3 Rosenstrasse 4 Wildbachstrasse queren und weiter der Eulach folgen 5 Zeughausstrasse rechts, Mattenbachstrasse links – vor der Brücke rechts in den Mattenbachweg 6 Unteren Deutwegqueren 7 geradeaus auf dem Mattenbachweg ca.1,4 km weiter 8 Heinrich-Bosshard-Strasse:links zur Bushaltestelle Waser oder rechts und gleich wieder links via Steinackerweg zur Bushaltestelle Hinterdorf-Seen B Bus

Bevor die Eulach in ein betoniertes Bett gezwängt und zum untätigen Dahinplätschern verdammt wurde, musste sie hart arbeiten: Sie trieb diverse Mühlen an, etwa die Steigmühle, zu der das von 1555 (!) stammende Gebäude jenseits der Eulachbrücke an der Turmhaldenstrasse gehörte. Die heutige Kultbar «Das Schmale Handtuch» geht auf die 1897 gegründete «Wirtschaft zur Steigmühle» zurück. Doch wir widerstehen allen Verlockungen und folgen der Eulach flussaufwärts. An der Rosenstrasse treffen wir auf das Blaukreuzhaus, einen durch spätere Eingriffe leider etwas beeinträchtigten Bau von Rittmeyer & Furrer (1911). Anschliessend folgt rechts der Neubau des Wirtschaftsgymnasiums Büelrain.

Am Ende des Pausenplatzes steht auf einer Säule ein bemerkenswertes Kunstwerk von Markus Raetz: ein Kopf, der sich beim Vorbeigehen auf den Kopf stellt! Das soll uns nicht beirren: Weiter geht es geradeaus zur Mehrzweckanlage Teuchelweiher, auf deren Rückseite wir der Eulach folgen. Doch lohnt es sich, auch von der Zeughausstrasse her einen Blick auf die ehemalige Kaserne zu werfen: Sie wurde 1861 nach Plänen von Stadtbaumeister Wilhelm Bareiss im neugotischen Stil erstellt.

Schlittschuhlaufen, Schwimmen, Schlitteln

Weiter stadtauswärts biegen wir unmittelbar vor der grossen Zeughausanlage, die ab 1894 etappenweise erstellt wurde, links in die Mattenbachstrasse ein und gleich dahinter rechts in den idyllischen Mattenbachweg, dem wir nun bis Seen folgen. Nachdem wir den Unteren Deutweg überquert haben, sticht rechter Hand bald eine markant blaue Überbauung ins Auge: die Eisweiher-Siedlung, die 2008 trotz ihrer nicht ganz unumstrittenen Bläue mit einem lokalen Architekturpreis ausgezeichnet wurde. Sie trat an die Stelle der beliebten Eisbahn «Zelgli», auf der man seit den 1880er Jahren Schlittschuh laufen konnte. 2002 wurde die Anlage abgebrochen und durch die Eishalle Grüze ersetzt. Noch früher gab es hier Weiher, die der Eisgewinnung dienten – eben die Eisweiher, nach denen Strasse und Siedlung heute benannt sind.

Sanftes Wandern entlang des Mattenbachs – auch im Winter eine Freude!

Pünten fürs Volk

Ebenfalls augenfällig sind die vielen «Pünten» (Winterthurer Dialektausdruck für Familien- oder Schrebergärten), die ab hier den Weg säumen. Fast 3000 gibt es davon auf Stadtgebiet: Früher dienten sie nicht nur dem sportlichen Ausgleich oder der sinnvollen Freizeitgestaltung der Arbeiterschaft, sondern sie trugen wesentlich zur Ernährung knapp bemittelter Familien bei. Besonders wichtig war diese Selbstversorgung während der Anbauschlacht im Zweiten Weltkrieg. Und zu guter Letzt noch zwei Kuriositäten: Auf der freien Fläche rechts nach dem ersten grossen Püntenareal wäre der eingangs erwähnte Waldeggsee zu liegen gekommen. Er hätte es ermöglicht, unseren Spaziergang noch mit einem (je nach Jahreszeit sehr erfrischenden) «Schwumm» zu ergänzen. Und der offene Nordhang südlich des zweiten grossen Püntenareals ist Winterthurs beliebtestes Ski- und Schlittelgebiet: das «Paradiesli». Wahrlich, eine paradiesisch sportliche Stadt …

Die Eisweiher-Siedlung am Mattenbach vereint urbanes Wohnen mit Nähe zur Natur.


TOUR 10 – OBERSEEN FLOREN

Weitblick und Architekturstudien am Sonnenhang

Die sonnenbegünstigte Westflanke des Etzbergs in Seen bietet einen schönen Ausblick über die Stadt. Das haben auch andere gemerkt, und deshalb ist hier ein begehrtes Wohnquartier entstanden. Unser Spaziergang bietet darum neben Weitsicht und Natur auch architektonische Eindrücke.

1 Starenweg 2 Reitstall Isliker 3 Aussichtspunkt 4 Zum Hölzli A Abkürzung B Bus

Mit dem Bus Nr. 3 gelangen wir bis zur Endstation Oberseen. Wir folgen dem Krebsbach bzw. der Ricketwilerstrasse stadtauswärts. Bereits nach etwa 100 m führt links ein Fussweg leicht ansteigend durch ein Wohnquartier. Kurz darauf mündet er in den Starenweg, dem wir weiter bergwärts folgen. Wir betrachten mit Interesse die teilweise genossenschaftlichen Ein- und Mehrfamilienhäuser: Hier, in dieser verkehrsarmen und naturnahen Wohnzone am Stadtrand, können Familien sicher gut leben und Kinder unbeschwert aufwachsen.

Die Springkuh Sybille

So kommen wir zur Oberseenerstrasse. Dort halten wir uns links und gelangen zum Dorfkern von Oberseen. Mit einigen schmucken alten Riegelhäusern hat er sich seinen dörflichen Charakter erhalten, und passend dazu plätschert ein alter Brunnen. Rechts davon führt die Köhlbergstrasse bergwärts. Zunächst gelangt der Reitstall Isliker ins Blickfeld respektive eine schwarzweiss gescheckte Pferdeattrappe aus Kunststoff, die von einem Busch die Blätter abzufressen scheint … Der Reitstallgründer Bruno Isliker wurde übrigens nicht nur wegen seiner Pferde bekannt, sondern vor allem mit seiner «Spring- und Reitkuh» Sybille und anderen ungewöhnlichen Tierdressuren.

Oberhalb der Bauzone schweift der Blick ungehindert in die Ferne.

Erheitert von der Erinnerung daran nehmen wir gemächlich den Anstieg in Angriff. Wir folgen dabei einem idyllischen, von Bäumen gesäumten Bachlauf und erreichen schon bald den Hof Floren, den höchsten Punkt der Wanderung. Nachdem wir weiter geradeaus Richtung Wald gegangen sind, eröffnet sich zur Linken ein wunderbarer Blick auf die Stadt Winterthur und weit darüber hinaus, einerseits in Richtung der Tösstaler Hügel und Berge, andererseits zu Irchel und Schwarzwald. Beim Wald angekommen, halten wir uns links und steigen dem Waldsaum entlang abwärts; hier bieten Sitzbänke Gelegenheit, das Panorama (oder je nach Jahreszeit: die Sonne) zu geniessen und etwas auszuruhen.

Architekturstudien und Ratespiele

Immer dem Waldrand entlang kommen wir zur asphaltierten Stockemerbergstrasse, die kurz etwas steiler abfällt, bevor wir links via Eichbühl in die Florenstrasse gelangen, der wir folgen. Der anspruchslose Weg durch das in den letzten dreissig Jahren entstandene EFH-Quartier an bevorzugter Wohnlage bietet Gelegenheit zu Architekturstudien oder zum Ratespiel «Wer wohnt wohl hier?». Bei einem kleinen Wäldchen (eben einem «Hölzli») biegen wir rechts in die passend benannte Strasse «Zum Hölzli» ein. Hier gibt es auch ein steiles Weglein, das als Abkürzung direkt zur Busstation Stocken hinunterführt. Andernfalls gelangt man – der Strasse folgend und so via Oberseenerstrasse absteigend – zur Station Grüntal, wo das gleichnamige Restaurant mit einer einladenden Gartenwirtschaft zur abschliessenden Belohnung lockt …


TOUR 11 – WOLFENSBERG CHÖPFI

Wolfensberg und Chöpfi weniger «gfürchig», als man denkt

Ein weiterer markanter Hügel Winterthurs ist der Wolfensberg. Ausser dem gleichnamigen (Kult-)Schwimmbad bietet er einen wunderschönen Panorama-Wanderweg. Dieser führt zur «Chöpfi» – doch anders, als der Name vermuten lässt, wurde dort niemand geköpft …

1 Bus Nr. 3 (Richtung Rosenberg) bis Station Friedhof; Schaffhauserstrasse queren 2 Wolfensbergstrasse 3 Guetli 4 weiter Wolfensbergstrasse 5 Chöpfi-Fussweg (parallel zur Hinteren Gemeindeholzstrasse) 6 Chöpfi 7 Chöpfi-Waldweg A Rebberg-Treppe B Chöpfitreppe

Der Bus führt uns zur Station Friedhof, wo wir die Schaffhauserstrasse überqueren. Geradeaus geht es auf der Wolfensbergstrasse ins gleichnamige Quartier. Dabei haben wir einen leichten Anstieg in Kauf zu nehmen, der später für ein kurzes Stück sogar noch etwas steiler wird. Zur Belohnung ist dann die restliche Strecke bis zur «Chöpfi» ein weitgehend ebener Höhenweg.

«Chöpfi» – der Name trügt, hier wurde niemand geköpft!

Zuvor aber bemerken wir zur Rechten einige Chalets (Wolfensbergstrasse 54–66). Es handelt sich dabei um eine Siedlung im Heimatstil, die die Winterthurer Brauerei Haldengut 1922 für ihre Arbeiter erstellen liess. Architekt war übrigens derselbe Hermann Siegrist, dem wir schon auf Tour 2 mit seinen «modernen Skandalbauten» begegnet sind.

Gleich nach den letzten Häusern bietet sich rechts Gelegenheit, zum Schwimmbad Wolfensberg zu gelangen. Dieses wurde 1936 als zweites Winterthurer Schwimmbad in Betrieb genommen. Erstellt wurde es im Stil des Neuen Bauens. Für Architekturinteressierte lohnt sich deshalb ein Abstecher – und für alle übrigen wäre hier die letzte Möglichkeit zur Einkehr vor einer längeren Durststrecke.

Fast wie auf einer Alp …

Nun überwinden wir die kurze Steigung und gelangen auf eine grosse Lichtung, die während Jahrzehnten als Pferde-Springplatz «Güetli» genutzt wurde. Nach einem kurzen Stück durch den Wald öffnet sich ein weiter Blick über die Stadt (die mit ihrer Betriebsamkeit weit entfernt scheint) und bis in die Berge. Da hier oben oft Rinder weiden, wähnt man sich beinahe ebenfalls auf einer Alp … also: tief durchatmen und entspannen!

Bald passieren wir ein schlossartiges, etwas unheimlich wirkendes Gebäude auf der linken Strassenseite: Es ist die Villa des einstigen Automobilhändlers und Millionärs Hugo Erb, dessen Imperium kurz nach seinem Tod 2003 zusammenbrach. Wir aber brechen nicht zusammen, sondern setzen unseren Weg fort.

Oben schöne Aussicht, unten feine Tropfen.

Wir folgen im Wald der Strasse nach links und wechseln nach ca. 300 m (bei der Hütte) auf den Waldweg, der talseitig parallel verläuft und uns zur «Chöpfi» führt.

Südlage für feine Tropfen

An dieser Stelle mündet auch eine Treppe mit soliden Betonstufen, die von der Weinbergstrasse durch die Reben geradewegs hinaufführt. Wer gut zu Fuss ist, kann hier abkürzen und direkt zum Schloss Wülflingen absteigen. Dieses wurde 1634 erstmals urkundlich erwähnt und war Sitz verschiedener Zürcher Herren, bevor es 1910/1911 in den Besitz der Stadt Winterthur gelangte; seit 1832 wird darin gewirtet.

Für die Rückkehr gibt es zwei weitere Varianten: Richtung Westen über die steile Chöpfitreppe zum Bahnübergang Weinbergstrasse und via Riedhofstrasse zum Lindenplatz (Bus). Oder Richtung Norden sanfter und schattiger durch den Wald den Chöpfiweg abwärts: Die Obere Chöpfistrasse queren, bei der Chileholzstrasse links halten und via Hinterholzstrasse, Landwirtschaftsbetrieb Strickhof und Weinbergstrasse zurück nach Veltheim. Und was die «Chöpfi» betrifft: Hier wurde niemand geköpft! Ihr Name leitet sich von den kopfartigen Sandsteingebilden her, die durch Erosion entstanden sind.


TOUR 12 – GOLDENBERG

Der Goldenberg – viele Routen, ungeahnte Möglichkeiten

Der Goldenberg ist unbestritten Winterthurs Hausberg: Den einen winkt als Ziel das gleichnamige Restaurant, andere lockt das Bäumli mit seinem wunderbaren Ausblick. Darauf gibt bereits der sanfte Aufstieg an seiner rebenbewachsenen, kuh- und schafbeweideten Südflanke einen kleinen Vorgeschmack.

1 Via Touren 1, 2 oder mit dem Bus Nr. 10 bis zur Station Musikschule zum Ausgangspunkt 2 Tössertobelstrasse 3 Goldenbergweg rechts 4 Süsenberg 5 Bäumli 6 Bäumlistrasse 7 Lindbergstrasse A Bäumlitreppe B Bus

Bereits zu Beginn stehen uns unterschiedlich anspruchsvolle Streckenvarianten zur Auswahl. Vom Startpunkt am Fusse des Tössertobels aus – einer lieblichen, grünen Talmulde, die von allerlei Hornvieh beweidet und von der imposanten Villa Reinhart (Rittmeyer & Furrer, 1909) dominiert wird – kann man den relativ steilen Fusswegs links, die milder ansteigende Fahrstrasse geradeaus oder (nach etwa 150 Metern) die Treppe rechts wählen. So oder so gelangt man zum Goldenbergweg, der sich sanft ansteigend der Hügelflanke entlangschlängelt. Sein Scheitelpunkt ist der «Süsenberg», ein Bauernhaus von 1865, das heute als Weingut zur Bewirtschaftung der Reben dient, die am Goldenberg wachsen.

Beliebter Aussichtspunkt: das Bäumli.

Von hier führt eine Treppe direkt zum Restaurant Goldenberg und seiner wunderbaren Gartenterrasse. Gleich neben dem «Süsenberg» gibt es zudem ein steiles Strässchen direkt zum Aussichtspunkt Bäumli. Man kann auf den «Gipfelsturm» aber auch verzichten und dem Goldenbergweg weiter bis nach Oberwinterthur folgen – das schont die Kräfte, und die Aussicht ist genauso schön: Bei gutem Wetter sieht man auch von hier aus bis in die Alpen! Wer jedoch auch die letzten Höhenmeter überwindet, geniesst einen Panoramablick über die Stadt, was zu jeder Tages-, Nacht- oder Jahreszeit ein stimmungsvolles Erlebnis ist.

Vom Restaurant zum Ausflugsziel

Das gänzlich aus Naturstein erbaute heutige Restaurant Goldenberg wurde 1928 vom Architekten Leberecht Völki als Villa Jäggli erstellt. Auf dem Bäumli dagegen stand von 1868 bis 1965 das gleichnamige Restaurant, ein sehr beliebtes Ausflugsrestaurant mit Freiluftkegelbahn, Garten- und Waldwirtschaft. Es wurde 1948 von 9 der Stadt Winterthur erworben; auf eine Sanierung des zuletzt ziemlich heruntergekommenen Lokals verzichtete man jedoch, da die Stadt 1958 auch die nahe gelegene Villa Jäggli erwerben konnte. So wurde die Villa zum Restaurant Goldenberg umgebaut und das «Bäumli» abgerissen – entstanden ist an seiner Stelle ein beliebter Aussichtspunkt.

Zur Wiege Winterthurs

Wer beim Bäumli nach Nordosten «um die Ecke» späht, wird mit einem weiten Blick auf Mörsburg und Schloss Hegi, auf Wiesendangen, Elsau, Schauenberg belohnt. Und wer dem Strässchen am Waldrand folgt (statt via Bäumliweg kurzerhand stadtwärts abzusteigen), gelangt zum Schulhaus Lindberg (1933 nach Plänen von Hans Hohloch im Bauhaus-Stil erstellt). Von dort führen Bäumli- und Lindbergstrasse geradewegs in den alten Dorfkern von Oberwinterthur hinab, wo die Kirche St. Arbogast einen Abstecher wert ist: Sie stammt aus dem 12. Jh. und ist die Nachfolgerin eines Gotteshauses, das im 7. Jh. über den Ruinen römischer Thermen und eines gallo-römischen Tempels aus dem 2. Jh. erstellt worden war. Unweit von hier lag die römische Siedlung «Vitudurum», von deren Bezeichnung sich der Name «Winterthur» herleitet.

Restaurant Goldenberg


TOUR 13 – BRUDERHAUS

1 Bus Nr. 4 bis zur Station Breiteplatz 2 Minigolf 3ObereVogelsangstrasse 4Tugbrüggli 5Finsteristrasse 6Sternenweiher–Geissbühlstrasse 7Bruderhaus 8Bruderhausfusswegabwärts AAbstecher:nachdenWildgehegen auf der Strasse, dann nach PP links: Waldweg zum Eschenberghof

Ins Bruderhaus – wo die Wölfe heulen und die Eschen rauschen

Ins Bruderhaus gelangt man auch anders als auf der bekannten «Direttissima», dem Bruderhausfussweg: Entlang des westlichen Waldrands geniesst man zudem einen schöneren Ausblick. Dieser Weg ist zwar etwas weiter, verläuft aber bis kurz vor dem Ziel flach. Trotz Steigung zum Schluss ist er eine Genussstrecke.

1 Bus Nr. 4 bis zur Station Breiteplatz 2 Minigolf 3 Obere Vogelsangstrasse 4 Tugbrüggli 5 Finsteristrasse 6 Sternenweiher–Geissbühlstrasse 7 Bruderhaus 8 Bruderhausfuss wegabwärts A Abstecher: nach den Wildgehegen auf der Strasse, dann nach PP links: Waldweg zum Eschenberghof

Vom Breiteplatz aus – wohin man auch mit dem Bus Nr. 4 gelangen kann – spazieren wir auf der Bruderhausstrasse an der Minigolfanlage vorbei. Gleich anschliessend geht ein Weglein halbrechts ab, das nach wenigen Metern in die Obere Vogelsangstrasse mündet. Diese verläuft als baumgesäumter und daher angenehm beschatteter Panoramaweg oberhalb des Vogelsang-Quartiers dem Waldrand entlang und bietet einen schönen Rundblick auf den Ebnet und Töss, den Brühlberg, Wülflingen, Veltheim und den Rosenberg. Aus der Ferne grüsst sogar der Irchel.

Nach etwa einem Kilometer führt der Weg in den lichten Wald, die Strecke bleibt flach und angenehm. Später windet er sich parallel zu den Höhenkurven zum idyllischen Tugbrüggli, unter dem der Mittlere Chrebsbach durchfliesst. Unsere Route mündet danach in die Finsteristrasse, der wir in südlicher Richtung (rechts) folgen. Nach wenigen Metern böte sich hier zwar die Möglichkeit, halblinks abzuzweigen und auf dem Tugbrüggliweg bergwärts direkt zum Bruderhaus zu gelangen (ausgeschildert). Der Preis für diese Abkürzung ist jedoch eine kontinuierliche Steigung.

Verkehrsknotenpunkt im Wald

Auf der Finsteristrasse gelangen wir in einem weiten Bogen zum Sternweiher, einem grossen «Verkehrsknotenpunkt» mitten im Wald: Nicht weniger als sechs Waldstrassen und -strässchen treffen an diesem «Platz» zusammen! Verkehr muss man hier zwar keinen befürchten, doch hört man je nach Wind von fern die Autobahn rauschen. Trotzdem lädt der idyllische Weiher zum Verweilen und Rasten ein, sofern man das nicht lieber auf ein «gastliches Haus» verschiebt. Denn von hier aus ist es nicht mehr weit zum «Bruderhaus»: Der links, also nördlich des Sternweihers verlaufende Weg (Geissbühlstrasse) führt direkt dorthin. Zunächst geht es am Wolfsgehege des Tierparks vorbei (manchmal sieht man eines der scheuen Tiere!), und erst ganz zum Schluss gibt es – unterhalb des Restaurants – noch eine kurze, etwas steilere Passage zu bewältigen. Dabei hat man die Wahl zwischen einem Weg (links) und einer Treppe (rechts). Sie verläuft dem Hirschgehege entlang und bietet gute Beobachtungsmöglichkeiten.

Bekannt ist das Bruderhaus auch für seinen Tierpark.

Beim Gehen Tiere erspähen

Das «Bruderhaus» ist eben nicht nur ein Ausflugsrestaurant, sondern auch ein Tierpark, in dem Hirsche, Wisente, Wildschweine, Luchse, Wölfe, Przewalskipferde oder Mufflons zu beobachten sind. Man kann hier oben also verweilen, verschnaufen, eine Zusatzschlaufe um die Gehege drehen – oder in der (Garten-) Beiz einkehren.

Eine Streckenvariante ist der Abstecher zum Eschenberghof. Man erreicht ihn auf einem weitgehend ebenen Waldweg, der nördlich parallel zur Fahrstrasse verläuft (hin und zurück ca. 2 km). Für den Rückweg (ab Bruderhaus) überquert man die Bruderhausstrasse bei der Busendstation, um in den Bruderhausfussweg zu gelangen. Von der Schwerkraft angetrieben, braucht man sich dann nur noch abwärtstragen zu lassen …


TOUR 14 – EIDBERG IBERG

Winterthur von Weitem betrachtet

Man muss sich diesen entrückten Blick «von oben herab» auf Winterthur ein bisschen verdienen, denn am Anfang steht ein Aufstieg. Doch ist man einmal in Eidberg angekommen, verläuft der Höhenweg nach Iberg sanft ab- und aufwärts – und belohnt zum Schluss (natürlich) mit einem Abstieg!

1 Schulhaus Eidberg 2 Weiler Taa 3 Aussichtspunkt 4 Rückkehr via Gotzenwil A Restaurant Frohsinn B Bus

Auch diese Tour beginnt bei der Busendstation Oberseen, doch dass hier anfänglich etwas mehr körperliche Leistung gefordert ist, wird schon nach den ersten Metern klar: Wir zweigen rechts über den Chräbsbach in die Gotzenwilerstrasse ab, dann gleich wieder links – schon sehen wir den Weg über grüne Matten ansteigen und dann im Wald verschwinden. Das soll uns aber nicht entmutigen: Bereits leuchtet uns vom Waldrand ein Bänkli entgegen, wir haben alle Zeit der Welt und können auch Ruhepausen einlegen …

Ist die kurze, steilere Waldpartie erst einmal überwunden, öffnet sich das Gelände, und es wird wieder flacher: Bald liegt das schmucke Dörfchen Eidberg vor uns. Es verfügt auch über eine Energiequelle (namens «Frohsinn»), und wir erreichen sie, indem wir einfach dem Weg geradeaus bis ins «Dorfzentrum» folgen – was wir uns überlegen sollten, ist es doch die einzige Einkehrmöglichkeit am Weg.

Aussichtsreich, aber beizenfrei

Wer (noch) keine Stärkung nötig hat, kann vor dem Dorf rechts zum Schulhaus abzweigen. Über die Hauptstrasse führt der Weg leicht abfallend in einem Halbkreis zu einer Talmulde, in der der Weiler Taa liegt. Geradeaus gelangen wir auf dem parallel zur Strasse verlaufenden Wanderweg zum höchsten Punkt, von dem aus sich ein wunderbarer Weitblick auf die Stadt und ihre Umgebung bietet. Bald sind wir in Iberg. Die einst beliebte Ausflugsbeiz «Chlösterli» existiert – wie der «Storchen» weiter hinten im Dorf – nicht mehr. Dafür gibt es hier eine Busendstation (Nr. 9), so dass für eine bequeme Heimreise gesorgt ist. Wer sich den verdienten Abstieg nicht entgehen lassen will: Im Dorf geht es beim Schulhaus rechts via Mulchlingerstrasse und Sennhüttenweg steil bergab zur Hauptstrasse, die wir kreuzen. Auf der anderen Seite biegen wir in die Weierholzstrasse ein und gelangen so nach Gotzenwil. Weiter geradeaus (und bergab) erreichen wir den Ausgangspunkt.

So nahe der Stadt – und doch mitten im Grünen: Eidberg.