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Stippvisite Nephrofit

Velofahren im Spitalbett

Für Patientinnen und Patienten mit chronischer Niereninsuffizienz steht am KSW seit letztem Sommer eine zusätzliche Behandlung zur Verfügung. Das interdisziplinäre Angebot der Physiotherapie und der Nephrologie nennt sich Nephrofit und richtet sich an Dialysepatientinnen und -patienten, die motiviert sind, sich während der Blutreinigung sportlich zu betätigen.

Dreimal pro Woche kommt Edward Gassmann ans KSW zur Dialyse. Der 70-Jährige aus Effretikon ist sozusagen ein Stammpatient wider Willen. Seit rund anderthalb Jahren reist Edward Gassmann jeweils dienstags, donnerstags und samstags von seinem Wohnort mit dem ÖV nach Winterthur, weil eine Autoimmunkrankheit seine Nieren angegriffen hat.

In der Dialyseabteilung hat er sein Stammbett, in das er sich jeweils am Morgen gegen 8 Uhr legt, um während rund vier Stunden sein Blut waschen zu lassen, in der ersten von drei Schichten in der Dialyseabteilung.

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Edward Gassmann schätzt das Angebot am KSW, sich während der Dialyse regelmässig sportlich betätigen zu können.

Abwechslung im Alltag

Während der Dialyse kann Edward Gassmann zwar Kaffee trinken und frühstücken, lesen, TV schauen, über Kopfhörer Musik hören und vor allem mit seinen Leidensgenossen plaudern. Es sind ja immer die gleichen Patientinnen und Patienten, die an den gleichen Tagen zur immer gleichen Zeit für die Dialyse ans KSW kommen. Da kennt man sich gut, hat immer etwas zu besprechen. Edward Gassmann betätigt sich aber auch sportlich und bewegt sich gern und viel, wie es seine Krankheit halt zulässt.

Schon nach dem Aufstehen macht er Turnübungen. Vor der Dialyse spaziert er rund 40 Minuten durch Winterthur – vom Bahnhof ans KSW. Und danach geht es auch wieder zu Fuss zurück zum Bahnhof, auch wenn er dann von der Behandlung etwas müde ist. An den Tagen zwischen den Dialysebehandlungen schwimmt Edward Gassmann gern, wenn er dazu kommt und sich genug fit fühlt.

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Die Physiotherapeutin legt einem Patienten Gewichtsmanschetten an. Das Gewicht wird je nach Fitnessstand ausgewählt.

Deshalb ist er froh, dass er am KSW zweimal pro Woche von Nephrofit, einem Angebot der Physiotherapie und der Nephrologie, profitieren kann. Und hier kommt Giuseppe Mungo mit seinem Team ins Spiel. Bei Nephrofit geht es um eine ambulante Rehabilitation für Patientinnen und Patienten mit einer chronischen Niereninsuffizienz. Das Programm sieht Ausdauertraining mit Bettvelos vor und Kraftübungen mit Gewichtsmanschetten von 1 bis 2,5 Kilogramm sowie mit Gummibändern, wie Giuseppe Mungo erklärt.

Als Ergänzung kommen noch Atemübungen und Wahrnehmungsschulung dazu. Insgesamt sind die Patientinnen und Patienten, die das Angebot in Anspruch nehmen, rund eine Stunde lang sportlich aktiv. Während der ganzen Zeit werden sie von jemandem aus dem Physiotherapie-Team betreut. Diese Person baut die Bettvelos am Bettende auf und wieder ab und stellt den Widerstand individuell ein.

Viele positive Wirkungen

Laut Giuseppe Mungo bietet das KSW Nephrofit seit Mai 2018 an. «Hintergrund der Idee war, dass wir die Physiotherapie zu den Patientinnen und Patienten bringen und nicht sie zu uns kommen lassen wollten.» Bianca Pauli, Stv. Abteilungsleiterin Pflege in der Dialyse, ergänzt, dass man schon länger daran gedacht habe, den Patienten eine sportliche Aktivität anzubieten. Die Ärztinnen und Ärzte, die Physiotherapie und die Pflege hätten dann entschieden, mit Nephrofit zu beginnen – anfänglich mit zwei Teilnehmenden. «Weil es sehr gut angekommen ist, haben wir das Angebot erweitert», sagt sie.

Geeignet ist das Programm laut Giuseppe Mungo für Patientinnen und Patienten, die reduziert gehfähig sind oder Gefässerkrankungen haben. Dem Risiko für Übergewicht oder Herzverfettung könne durch Nephrofit vorgebeugt werden. «Auch wer während der Dialyse Blutdruckprobleme hat, profitiert vom Programm», sagt der Physiotherapeut. Das Training könne den Blutdruck stabilisieren und auch die Dauer der einzelnen Dialysesitzung verkürzen.

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Die Leistungsdaten der Patientinnen und Patienten werden fein säuberlich notiert.

Laut Giuseppe Mungo ist das Angebot bei den Patientinnen und Patienten sehr beliebt. Edward Gassmann beurteilt Nephrofit als «eine ganz positive Sache». Sein Wohlbefinden habe dadurch deutlich zugenommen. Rund ein Viertel aller Dialysepatienten mache davon Gebrauch, wie Giuseppe Mungo sagt. «Wir möchten die Patientinnen und Patienten auch zu einem grundsätzlich aktiveren Lebensstil anregen.»

Für Bianca Pauli war es überraschend, wie gross die Wirkung von Nephrofit ist. «Ich hätte nie gedacht, dass die Patientinnen und Patienten so viel Energie und Wohlbefinden daraus ziehen können.» Die Zusammenarbeit mit der Physiotherapie sei sehr angenehm.

Heute sei Nephrofit voll integriert und gehöre für die interessierten Patientinnen und Patienten zum Dialyse-Programm. Möglich ist die Teilnahme an Nephrofit in der Früh- und der Mittelschicht jeweils von Montag bis Freitag, und zwar während drei bis vier Monaten. So lange bezahlt die Krankenkasse das Training. Danach muss man selber dafür aufkommen.

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