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KSW-Mitarbeitende ganz privat

Strampeln für die Kultur

Jeden Sommer taucht halb Winterthur fast zwei Wochen lang in die Musikfestwochen ein. Während dieser Zeit legt Johannes Lauinger seine Arbeit in der Qualitätsentwicklung am KSW jeweils nieder, stattdessen tritt er als freiwilliger Helfer kräftig in die Pedale.

Die Winterthurer Musikfestwochen fanden nach zwei Jahren Pause wieder in der Altstadt statt …
Moment: Ausgefallen sind die MFW – so nennen wir die Musikfestwochen, weil es kürzer ist –in 47 Jahren erst einmal, und das wegen COVID-19. Letztes Jahr haben wir ein Alternativprogramm mit mehreren Standorten aus dem Boden gestampft, um einem Festival unter COVID-19-Bedingungen gerecht zu werden. Die Konzerte fanden nahe der Altstadt im Rychenberg- und im Büelpark statt, und auf dem Viehmarkt gab es Lesungen, Kleinkunst und Comedy vom Feinsten. Alles wunderschöne Orte mitten in der Stadt, wenn auch etwas versteckt. Ich bin mir sicher, dass viele Winterthurer:innen diese Juwelen dank der MFW (wieder)entdeckt haben.

Das Spezialprogramm erforderte aber auch unglaublich viel Organisationsarbeit und war mit grossem Aufwand verbunden. Zum Beispiel fuhren wir in der GangoGang mit unseren vier Lastenvelos über 8500 km, bis die Beine brannten – so käme man bis nach Südafrika oder Laos.

«Ohne die 1000 ehrenamtlichen Helfer:innnen wären die Musikfestwochen nicht möglich.»

Bist du sozusagen der Musikfestwochen-Velokurier?
So in etwa, haha. Die MFW sind bestrebt, CO2-neutral zu sein, und mit den von Cargovelo2go gesponserten Bikes sind wir in der engen Altstadt sogar flinker und leiser unterwegs als mit Autos. Wir versorgen unsere Kolleg:innen mit allem, was sie brauchen, und springen überall ein, wo es uns braucht – Bier zapfen? Burger brutzeln? Putzen? Wir helfen überall gern. Dabei haben wir immer sehr viel Spass und lernen viele neue Leute kennen. Das OK und die über 1000 Helfer:innen arbeiten alle ehrenamtlich. Ohne sie wären die MFW schlicht nicht möglich. Wir alle verbringen unsere Sommerferien hier, weil wir, genau wie die über 50’000 Besucher:innen, dieses einzigartige Erlebnis auf keinen Fall verpassen wollen.

Was macht das Erlebnis denn so besonders?
Das Festivalgelände allein ist schon einzigartig. 7 liebevoll gebaute Bühnen mitten in der Winterthurer Altstadt mit leckerem Essen, das über Bratwurst und Burger hinausgeht und auch vegetarische Köstlichkeiten bietet. 100 Veranstaltungen an 12 Tagen – 9 davon für alle Menschen kostenlos. Es ist das perfekte Festival, um spontan vorbeizuschauen und einzutauchen. Gegenseitige Rücksicht ist uns wichtig. Darum gab es dieses Jahr erstmalig ein «Awareness-Team», das sich darum kümmerte, wenn jemand eine persönliche Grenzüberschreitung durch andere erlebt hatte. Musikalisch gibt es viel zu entdecken. Viele Künstler:innen, die an den MFW noch Newcomer sind, kommen später gross raus. Ein Beispiel ist Faber, der bereits 2016 bei uns aufgetreten ist. Heute spielt er auf den grossen Bühnen der Schweiz, Deutschlands und Österreichs. Die MFW bieten auch vielen lokalen Künstler:innen die Chance,
auf einer grossen Bühne zu stehen. Und das Familienprogramm ist auch für kinderlose Erwachsene ein Ohrenschmaus.

Bilder © Winterthurer Musikfestwochen

Was war dein Geheimtipp dieses Jahr?
An den Musikfestwochen helfe ich seit sicher zehn Jahren aus Überzeugung mit, davon fünf im OK. Jedes Jahr finde ich neue Perlen im Programm. Dieses Jahr hat mich «To Athena» umgehauen, und als «Egopusher» spätabends noch das «Albani» rockten, konnte ich unmöglich fehlen. Und auch nächstes Jahr werde ich meine Sommerferien an den Musikfestwochen verbringen – das weiss ich jetzt schon.