Was suchen Sie?
Aus dem Leben

Stimme und Musikkarriere gerettet

Nadja Färber alias Ginny Loon erhielt mit 27 Jahren die Diagnose Schilddrüsenkrebs. Mehr als um ihr Leben fürchtete die Musikerin um ihre Stimme. Nach erfolgreicher Behandlung am Schilddrüsenzentrum des KSW hat sie nun ihr erstes Album eingespielt.

«Es bestand die Gefahr, dass ich nicht mehr singen könnte.»

Nadja Färber alias Ginny Loon
Patientin

Ginny Loon, die junge Singer-Songwriterin aus Winterthur, setzt alles auf die Karte Musik. Sie zieht nach London, produziert dort ihre ersten EPs, Extended Plays, das sind besonders lange Singles. Und sie spielt ihre Musik an Firmenevents, Hochzeiten, an Festivals, auf der Strasse. Im Sommer 2023 hat sie gleich mehrere Auftritte auf grossen Bühnen: Openair St. Gallen, Gurtenfestival, Winterthurer Musikfestwochen.

Diagnose Krebs

Was das Publikum nicht weiss: Nadja Färber, wie die Künstlerin mit bürgerlichem Namen heisst, ist an Schilddrüsenkrebs erkrankt. Ein paar Monate zuvor hat sie die Diagnose erhalten. «Das war hart. Nur meine Familie und meine engsten Freundinnen und Freunde wussten davon.» Zur psychischen Belastung kamen die Schwierigkeiten beim Singen. «An gewissen Tagen hatte ich Mühe, meine Stimme zu kontrollieren. Und die Ausdauer fehlte.»

Schon im Jahr zuvor hatte sie am Hals eine Verhärtung gespürt. Als die Irritation zunahm, ging sie zum Hausarzt. «Wohl weil ich so jung war, zog er einen Tumor nicht in Betracht», meint sie rückblickend. Doch sie bestand auf weiteren Abklärungen, und so brachte dann eine Ultraschalluntersuchung und eine anschliessende Gewebeanalyse am KSW die Gewissheit: Es handelte sich um einen bösartigen Tumor. Die Schwellung, welche die Musikerin gespürt hatte, war ein Ableger in einem Lymphknoten.

© Evelyn Kutschera

Mehr als um ihr Leben fürchtete Nadja Färber um ihre Stimme. «Schilddrüsenkrebs kann meist gut behandelt werden. Doch es bestand die Gefahr, dass ich nicht mehr singen könnte», sagt sie heute.

«Die Stimmbandnerven verlaufen sehr nahe an der Schilddrüse», erklärt Dr. med. Andrea Goldmann, Stv. Chefärztin und Leiterin Endokrine Chirurgie am KSW. «Würden die Nerven bei einer Operation beschädigt, würde dies das Singen stark beeinträchtigen.» Dass die Chirurgin die Risiken offen ansprach und gleichzeitig auf die gute Prognose hinwies, half Nadja Färber rasch, Vertrauen zur Ärztin aufzubauen. «Sie hat mit mir stets ehrlich und faktenbasiert gesprochen.»

Individueller Zeitplan

Doch auch wenn die Operation optimal verläuft: Danach muss die Stimme geschont werden. «Der ganze Stimmapparat muss sich erholen», erklärt Dr. Goldmann, «was ein halbes Jahr dauert.» Nadja Färber lebt von Liveauftritten. Deshalb war sie froh, als ihr die Ärztin sagte, man könne die Operation ein paar Monate aufschieben. «Vor den Konzerten wäre eine Operation nicht möglich gewesen», sagt Dr. Goldmann. «Weil bei Frau Färber der Krebs gut behandelbar und nicht aggressiv war, konnten wir warten.» In dieser Zeit kam die Sängerin regelmässig zu Ultraschalluntersuchungen ans KSW.

Mitte September 2023, nach den grossen Auftritten, fand der Eingriff statt. In einer sechsstündigen Operation entfernte Dr. Goldmann die Schilddrüse und die betroffenen Lymphknotenregionen am Hals. Danach blieb Nadja Färber drei Tage im KSW. Und war bestens aufgehoben: «Ich fühlte mich immer wohl, dank der Betreuung durch Dr. Goldmann und durch die Pflegenden, die immer Zeit für mich hatten.»

«Dass ich befreit singen kann, ist nicht selbstverständlich.»

Gleich nach der Operation konnte Nadja Färber reden und auch summen, «das hat mich sehr erleichtert». Bis sich ihre Stimme wieder erholte, brauchte sie allerdings viel Geduld und ein wohldosiertes Training mit Hilfe einer Stimmtherapeutin.

Vorher und nachher

Abgeschlossen war die Behandlung damit noch nicht. Es folgte noch eine stationäre Radiojodbehandlung. Diese hat zum Ziel, allfällige zurückgebliebene Tumorzellen zu zerstören. Seither kommt Nadja Färber alle sechs Monate zu Nachkontrollen ans KSW, wo eine Blutkontrolle und eine Ultraschalluntersuchung durchgeführt werden. Und noch etwas begleitet die Sängerin: Sie schluckt jeden Morgen eine Hormontablette. Das ist nötig, weil ihr die Schilddrüse, die mit ihren Hormonen den Stoffwechsel im ganzen Körper steuern sollte, vollständig entfernt wurde.

Hat die Krebserfahrung die Musik von Ginny Loon verändert? «Es gibt ein Vorher und ein Nachher», sagt sie. «Alles, was ich erlebe, fliesst auf die eine oder andere Art in meine Musik und meine Texte ein.» Und noch etwas ist anders. Sie ist dankbarer geworden für ihre Stimme. «Dass ich befreit singen kann, ist nicht selbstverständlich.» Im Frühling 2026 veröffentlicht sie ihr erstes Album, die Songs dafür hat sie bereits aufgenommen. Sie freut sich riesig auf die Lancierung.


Sicherheit dank Nervenüberwachung

«Müssen wir einer Patientin oder einem Patienten wegen eines bösartigen Tumors die Schilddrüse entfernen, tun wir alles, um die Stimme zu erhalten und Komplikationen zu vermeiden. Während des Eingriffs verwenden wir ein spezielles Gerät zur Nervenüberwachung. Dieses gibt kleine, ungefährliche Stromimpulse ab und zeigt uns augenblicklich, ob die Stimmbandnerven normal funktionieren. So erkennen wir sofort, wenn das empfindliche Gewebe zu stark belastet wird.»

Portrait von Dr. med. Andrea Goldmann

Dr. med. Andrea Goldmann

Stv. Chefärztin und Stv. Klinikleitung
Klinik für Viszeral- und Thoraxchirurgie
Leiterin Endokrine Chirurgie

Mehr erfahren

Unsere Fachabteilung

Schilddrüsenzentrum

Spezialisten der Endokrinologie, der Radiologie und Nuklearmedizin sowie der Viszeralchirurgie betreuen Patienten mit Erkrankungen der Schilddrüse oder der Nebenschilddrüsen gemeinsam.
zum Zentrum

Mehr zum Thema Schilddrüsenkrebs

Icon Schilddruesenzentrum Ksw
Schilddrüsenkrebs
Es gibt 5 verschiedene Formen von Schilddrüsenkrebs und unzählige Unterformen. Die beiden häufigsten Formen (papilläres und follikuläres Karzinom) sind sehr gut therapierbar.
Mehr erfahren