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Bonjour – KSW-Pensionierte an der Pforte zum Röstigraben

Ein nieselnasser Herbstmorgen. Drei noch unbesetzte Reisebusse warten darauf, gleichzeitig mit den bereitstehenden Menschentrauben aus KSW-Pensionierten gefüllt zu werden. Mitten in dieser Ansammlung stehen konzentriert und umsichtig zugleich unsere bewährten Organisatorinnen Trudi, Claire und Rosmarie.

Am heutigen Tag können alle Teilnehmenden mit perfekten, kleidertauglichen Namensetiketten mit dem KSW-Logo beklebt werden. Während der Kontrolle der Anwesenheitsliste wird stets mit scharfem Blick darauf geachtet, dass keine dieser «Markierten» vom Reisebus der Stadtwerke verschluckt werden. Zu dem mit Freude erwarteten Herbstausflug sind 55 Damen und Herren erschienen, erneut sind auch einige Neupensionierte darunter. Die Fraktion der Männer ist mit 12 Köpfen sehr gut positioniert.

Durch Stadt und Land

Der 13. Kopf, Beat, sitzt hinter dem Lenkrad und hat die Aufgabe, die muntere und wild durcheinanderredende Schar auf direktem Weg zum vereinbarten Kaffeehalt zu chauffieren. Anstatt im Stau auf der Autobahn staunen wir über die vorbeiziehenden, vom Verkehr verstopften Stadtbezirke von Zürich, Schwamendingen, Oerlikon, Selnau und Brunau! Hier trifft Steuermann Beat wieder auf die grünen Autobahn-Hinweistafeln. Und flott erreichen wir eine halbe Stunde später über die «Säuliamt»-Autobahn die richtige Ausfahrt, um in Ottenbach im Restaurant an der Reussbrücke die Kaffeepause zu geniessen.

Von den vorausgesagten Wolkenlücken mit Sonnenschein ist noch immer nichts zu entdecken, landschaftlich schon eher. Während der Weiterfahrt über die grünen Aargauer Hügelketten und zu den Seenlandschaften muss der Fundus des geographischen Wissens der Mitfahrenden angezapft werden. Im Navi des Chauffeurs ist gerade mal der ausgediente Radioturm von Beromünster abrufbar! Ab Sursee folgt der Bus wieder den grünen Hinweistafeln, um die Strecke bis Solothurn – nun bei sonnigem Wetter – leicht und rechtzeitig zu meistern. Nach einem heiklen Rückwärtsmanöver des vollbesetzten Fahrzeugs, das mit heldenhafter Unterstützung unseres «Alt-Chauffeurs» Max sicher bewältigt wird, kommen wir zur Mittagszeit an der Schifflände an.

Schönste Barockstadt der Schweiz

1481 beginnt für Solothurn mit dem Eintritt als 10. Kanton die Zeit in der Eidgenossenschaft.Solothurn wird wegen des früheren Sitzes der französischen Botschaft (16.–18. Jh.) traditionell «Ambassadorenstadt » genannt, wegen ihres Schutzpatrons und des Namens der Kathedrale auch «Sankt-Ursen-Stadt». Die Altstadt gilt als «schönste Barockstadt der Schweiz». Der Zeitglockenturm bekam 1545 seine astronomische Uhr vom Winterthurer Laurentius Liechti.

Zur Zahl 11 hat Solothurn eine spezielle Beziehung (die möglicherweise bis ins Mittelalter zurückreicht). Die St.-Ursen-Kathedrale verfügt nach 11 Jahren Bauzeit über 11 Türen, 11 Altäre und 11 Glocken. Zu ihr hinauf führt eine Treppe mit jeweils 3 x 11 Stufen pro Abschnitt. Die 11. Bodenplatte (schwarz) nach dem Haupteingang im Hauptschiff ist die einzige Stelle, von der aus alle Altäre gleichzeitig zu sehen sind. Zu den vielen weiteren 11er-Beziehungen gehört auch das «Öufi Bier» der lokalen Brauerei.

Flussaufwärts auf der Aare

Das Kursschiff «Rousseau» wird mit Geduld und knurrendem Magen bestiegen. Gleichzeitig will eine weitere Gesellschaft dasselbe. Begleitet von gutem Essen und lebhaften Gesprächen geniessen wir die vorbeiziehende Flusslandschaft der Aare. Flussaufwärts begleiten uns die sonnenbeschienene Jurakette und kleine Städtchen und Dörfer am Ufer.

Seit 1948 ist der Storch in diesem Dorf wieder heimisch. Für den Schutz dieses Vogels setzt sich der «Storchenvater» Max Bösch tatkräftig und unermüdlich ein. 2007 bekommt das Dorf offiziell den Titel «Storchendorf Europas» von der Stiftung Euronatur verliehen.

Büren an der Aare hat wie Winterthur das Stadtrecht im 12. Jh. erhalten. Bei der Gründung gab es noch eine intakte Stadtbefestigung und eine gedeckte Holzbrücke. Während des 2. Weltkriegs befand sich hier das grösste Internierungslager der Schweiz – es war für bis zu 6000 Insassen gedacht – für eine polnische Division der französischen Armee. Nach 1942 wurden hier jüdische und italienische Flüchtlinge und später entflohene sowjetische Zwangsarbeiter untergebracht.

Ab durch die Schleuse

Nach zwei Stunden, die wir gemütlich an den Tischen und auf dem luftigen Sonnendeck verbringen, erreicht die «Rousseau» das Regulierwehr Port, das «Kernstück der Juragewässerkorrektion».

Der Grundstein für das Regulierbauwerk, welches den Wasserlauf des Nidau- Büren-Kanals staut, wurde 1936 gelegt. Durch dieses Wehr werden die Wasserstände aller drei Jurarandseen wirksam beeinflusst – und damit auch der Aareabfluss. Während der letzten Eiszeit stiess der Rhonegletscher weit vor. Nach seinem Rückzug hinterliess er bei Solothurn eine Endmoräne, die einen grossen, 100 km langen See aufstaute (von Solothurn über Biel bis Murten und Neuchâtel!). Später waren es die riesigen Schuttfächer von Aare und Emme, die den Abfluss behinderten. Noch bis vor 150 Jahren wurde das Seeland immer wieder grossflächig überschwemmt. Nach einem Bundesbeschluss begannen 1868 die wasserbaulichen Arbeiten:

  • Umleitung der Aare durch den Hagneck-Durchstich (Aarberg-Bielersee)
  • Ausbau der Zuflüsse zu Zihl und Broye (Verbindung der drei Seen)
  • Neuanlage mit Wehr am Nidau-Büren- Kanal
  • Entsumpfung des «Grossen Mooses»

Das Regulierbauwerk Port hatte von Anfang an nicht nur die einzige Funktion, den Seewasserspiegel auszugleichen. Es umfasst auch eine Schiffsschleuse für die Aareschifffahrt und trägt die Strassenverbindung zwischen Brügg und Port. Erst jüngeren Datums ist seine vierte Funktion als Wasserkraftwerk.

Nach der Einfahrt in die Schleusenkammer, dem interessanten Manöver der Schiffshebung um drei Meter und der Ausfahrt in den letzten Abschnitt des Nidau-Büren-Kanals erreicht die «Rousseau» das Hafenbecken von Biel.

Auf Entdeckungstour in Biel

Die moderne, konsequent zweisprachige Stadt Biel (Amtssprache, Strassenbezeichnungen, Zeitungen usw.) ist inzwischen zur zehntgrössten Stadt der Schweiz angewachsen. Ein gutgelaunter Beat fährt die braungebrannte Schar zur Haltestelle am Rande der Altstadt. In kleinen Gruppen erkunden wir auf eigene Faust die Gassen und Winkel der Altstadt mit etwas südfranzösischem Flair und mittelalterlicher Ausstrahlung. Wir können etwas die Beine hochlagern bei einem kühlen Getränk, weiterhin lebhafte Gespräche führen und in der Kirche der Orgelmusik lauschen. Die Männerfraktion mit ausgewählter weiblicher Verstärkung wird in den Gassen und Winkeln vergeblich gesucht. Die Freunde des Reben und Hopfensaftes standen angeblich bei «la bohème» machtlos vor verschlossener Tür. Mit sicherer Nase wurde natürlich schnell ein passendes Ersatzlokal ausfindig gemacht und angesteuert.

Um 17 Uhr steht der Bus für einen stürmischen Einstieg bereit, und Beat fährt uns zuverlässig durch den städtischen Feierabendverkehr zur Autobahn und nach Winterthur zurück. Das neue KSW-«Follow me»-Fähnchen durfte auf diesem wiederum perfekt vorbereiteten und organisierten Herbstausflug mitreisen, ohne dass sein Einsatz notwendig geworden wäre. Mit herzlichem Dank an alle, von allen und von mir.

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Viele Mitarbeitende bleiben dem KSW auch nach der Pensionierung eng verbunden. Für sie organisieren wir regelmässig Treffen.
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