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Jahresausflug der Pensionierten ins Emmental

Für die Anmeldung zum September-Highlight des Jahres 2022 blieben den interessierten Pensionierten nur gerade zehn Tage Zeit, weil die ANNO-Ausgabe mit der Ausschreibung so spät verschickt worden war. Schliesslich wurde der Organisator aber von Anmeldungen geradezu überschwemmt.

56 Teilnehmende finden sich am ersten Septembertag zum Ausflug ins Emmental ein. Das Wetter ist perfekt und die gute Stimmung aller Mitreisenden ansteckend. Wie gewohnt sind die Sitzplätze in der oberen Etage des doppelstöckigen Busses schnell besetzt. In der unteren sitzen die Leute in den 4er-Nischen gemütlich beisammen und sind bald in angeregte Gespräche vertieft. Nur eine Kollegin – ich nenne sie hier Henriette –, die sonst immer dabei ist, hat den pünktlich abfahrenden Bus verpasst … leider!

Der doppelstöckige Reisebus steht für die KSW-Pensionierten bereit.

Der doppelstöckige Reisebus brachte unsere KSW-Pensionierten sicher ins Emmental.

Unser bewährter Chauffeur Sepp muss rechtzeitig «abheben», damit die im Zeitplan vorgesehene Kaffeepause eingelegt werden kann und das Ziel im Emmental pünktlich erreicht wird. Nach einer guten halben Stunde Fahrt liegen die beiden unbeliebten «Schlupflöcher» Richtung Bern hinter uns. Die Landschaften in den Kantonen Aargau und Solothurn, die bei der Fahrt auf der A1 an uns vorbeiziehen, sind uns von früheren Ausflügen her schon vertraut. In Oensingen SO geniessen wir nach einer Stunde Fahrt eine Pause im pinkroten Ambiente des Cafés Knaus.

Die Erleichterung darüber, dass wir dieses Jahr wieder ohne blaue «Maultaschen» aus Papier reisen dürfen, ist deutlich spürbar. Nach dem kurzen «Koffein-Kick» sind wir bald wieder in gewohnter Sitzordnung unterwegs und lauschen den Ausführungen und Informationen des Organisators. Leider ist die Mikrofontechnik nicht gerade «Königsklasse»! Wenig später lenkt Sepp den Bus bei Kirchberg BE von der Autobahn. Nach wenigen Kilometern Fahrt durch das breite Tal der Emme zeigt sich das majestätisch auf einem gewaltigen Felshügel thronende Schloss Burgdorf. Ein Besuch des alten Zähringer-Städtchens Burgdorf ist übrigens zu jeder Jahreszeit empfehlenswert.

Gotthelf-Museum

Während wir weiter der Emme flussaufwärts folgen, freuen wir uns auf den Empfang im Gotthelf-Museum und die Führung. Wir sind sehr interessiert daran, uns gemeinsam auf Spurensuche zu begeben und mehr über Jeremias Gotthelfs Leben und Wirken zu erfahren.

Das kleine Dorf Lützelflüh ist eingebettet in die typische hügelige Landschaft des Emmentals. Diese Landschaft beschreibt Jeremias Gotthelf in den 1840er-Jahren so:

«Das Emmental ist düster von weitem, aber lieblich und heimelig aus der Nähe. Eng begrenzt ist der Horizont von waldigen Hügeln, an deren Fuss die unzähligen Täler sich ziehen, von rauschenden Bächen bewässert. Am Ausgang steht an den Nacken der Emme das alte Lützelflüh. Auf weithin sich dehnenden Hügeln zählt man über hundert Höfe mit 3 000 Einwohnern.»

Vom Parkplatz sind es nur wenige Schritte bis zum Museum. Am Rand des Dorfes steht das eindrückliche und vor zehn Jahren schön restaurierte Häuserensemble aus Kirche, Pfarrhaus, Speicher und Pfrundscheune. Als Albert Bitzius hier am 1. Januar 1831 eine Stelle als Vikar antrat, war diese Kombination typisch für das reformierte Bernbiet. Hier lebte er mit seiner Frau und den drei Kindern. Hier verfasste er seine wortgewaltigen Predigten und Weltliteratur wie die Novelle «Die schwarze Spinne», die Romane «Uli der Knecht» und «Uli der Pächter», «Geld und Geist», «Anne Bäbi Jowäger» und noch viel mehr. Albert Bitzius (1797–1854) veröffentlichte alle seine Werke unter dem Pseudonym Jeremias Gotthelf, unter dem er heute noch bekannt ist.

Ein Gruppenbild der KSW-Pensionierten vor dem Gotthelf-Museum.

Eine glückliche Reisegesellschaft.

Am heutigen ersten Septembertag zeigt sich das Wetter ausgesprochen freundlich. Genauso freundlich werden wir zu Beginn der Führung von den drei Verantwortlichen, zwei Frauen und einem Mann, in der farbenfrohen Kirche begrüsst.

In drei Gruppen tauchen wir danach in diese Welt voller Gotthelf ein. Im Arbeitszimmer, an einem Biedermeier-Schreibtisch, schrieb Gotthelf innert 20 Jahren 12 Romane, 50 Novellen, 25 Kalendergeschichten und natürlich seine Predigten. Unmissverständlich hat er seiner Gemeinde mit klaren Worten oft
«den Marsch geblasen», und seine mahnende Stimme hallte weit in die Welt hinaus. Aus dem Roman «Anne Bäbi Jowäger»:

«Es kommt nicht darauf an, was man hat, sondern darauf, wie man ist.»

Der Rundgang durch den Garten des Pfarrhauses führt uns zur ruhigen, im Schatten gelegenen Laube. Nicht selten sass der Frühaufsteher und Kaffeetrinker Gotthelf hier und machte sich Gedanken über neue Romanfiguren und die passenden Geschichten dazu. Im Oktober 1854, nur drei Wochen nach seinem 57. Geburtstag, starb Gotthelf.

«Wie zu Gotthelfs Zeiten»

Diese Wendung ist in die schweizerische Umgangssprache eingegangen und steht als Synonym für die «gute alte Zeit», obwohl die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts keineswegs idyllisch war. Gegen gewisse Umstände wie die Ausbeutung von Kindern und sozial schwachen Menschen setzte sich Jeremias Gotthelf denn auch stark ein. Eine gute Allgemeinbildung für alle seine «Schäfchen» und der Kampf gegen den Aberglauben waren dem Dorfpfarrer ein grosses Anliegen. Manche Themen sind nach 225 Jahren allerdings immer noch aktuell und beschäftigen uns auch heute noch.

Die Reisegruppe versammelt sich vor der Kirche.

Die Führung durchs Gotthelf-Museum startete in der dazugehörigen Kirche.

Die Lebensgeschichte von Jeremias Gotthelf ist fesselnd, aber gegen Mittag macht sich bei allen der Hunger bemerkbar. Nachdem wir uns im Garten vor dem stolzen Pfarrhaus zum Gruppenbild versammelt haben, schlendern wir zum Car zurück. Für die kurze Fahrt zum Mittagessen überlassen wir Sepp gern das Steuer.

Auf der Strecke, die wir schon von der Hinfahrt kennen, können wir erneut einen Blick auf die eindrückliche Schlossanlage von Burgdorf werfen. Dann biegt der Bus in ein Seitental ab und bringt uns in wenigen Minuten zum Mittagsschmaus im behäbigen Gasthaus Löwen in Heimiswil BE.

Ältester «LÖIE» der Schweiz

Das grosse Emmentaler Haus steht gleich beim Dorfeingang und beeindruckt uns mit seiner für die Region typischen Fassadenmalerei. Kurz darauf setzen wir uns im festlichen Willi-Meister-Saal an die schön gedeckten runden Tische.

Dieser Gasthof Löwen gilt aufgrund der frühen urkundlichen Erwähnung als ältester «LÖIE» der Schweiz. Seit 1340 wurde er als Taverne und später als Gasthaus geführt, heute steht er unter dem Denkmalschutz des Kantons Bern. Im beeindruckenden Willi-Meister-Saal lässt es sich vornehm tafeln. Die feinen Menüs mit Salatvariationen, Berner Teller oder Pilz/Gemüse-Spätzli-Pfanne à la Löwen sind ein Genuss. An allen sechs Tischen werden in fröhlicher Stimmung lebhafte Gespräche geführt. Vor der «süssen Versuchung» mit Berner Meringues, Birnenglace und Früchten hält der Schreibende wie gewohnt eine kurze Ansprache.

Darin blickt er auf den Mai-Ausflug 2022 – die Wanderung auf dem Rheinuferweg von St. Katharinental bis Langwiesen – zurück und geht auf die Probleme beim Erscheinen der 37°-Ausgaben mit ANNO-Beilage ein. Das motivierte Organisationstrio wünscht nachdrücklich, dass die zeitlichen Abmachungen in Zukunft eingehalten werden. Ein grosses Danke für die wertschätzende Unterstützung geht an die Adresse der KSW-Direktion und an alle beteiligten «Büro-Perlen».

Die Bekanntgabe des Datums für das KSW-Jahrestreffen wird mit grosser Freude aufgenommen, weil damit immer schöne Begegnungen verbunden sind. Es findet statt am Dienstag, 8. November 2022.

Der Nachmittag ist schon fortgeschritten, als wir den Kaffee und dazu die «süsse Versuchung» geniessen. Dazu passt ein Gotthelf-Zitat, das auf einem Schild in seiner «Kafi-Laube» zu lesen war:

«Es ist wohl nichts auf der Welt, was einem Weibsbild so wohl macht … und so guten Trost gibt … als ein Chacheli guten Kaffee.»

Nicht nur die 44 «sich wohlfühlenden und getrösteten» Frauen, auch die 12 Männer freuen sich nun auf die Weiterfahrt.

Der Glunggenhof, erbaut 1681

Bei wunderbar sonnigem Herbstwetter besteigen wir erneut den komfortablen Bus. Das nächste Ziel hat der Schreibende bei seiner Rekognoszierungsfahrt im Frühling entdeckt. Während wir abseits der Hauptstrassen über verschlungene Strässchen fahren, geniessen wir das Anfang September immer noch satte Grün der lieblichen Hügellandschaft im Emmental. Die Gegend mit den verstreut liegenden bäuerlichen Gehöften weckt in vielen von uns die Erinnerung an die Verfilmung der beiden Gotthelf-Romane «Uli der Knecht» und «Uli der Pächter».

Die Reisegruppe steht vor einem bemalten Bauernhaus und lauscht den Erzählungen der Hofbesitzer.

Begeistere Zuhörer:innen auf dem Glunggenhof.

An diesem speziellen Ort steigen wir aus und stehen staunend da. Vor uns liegt dieser wahrlich beeindruckend grosse und schöne Bauernhof. Das Gebäude mit dem weitausladenden Schindeldach, der blumengeschmückten Terrasse und dem Steinbrunnen kommt uns bekannt vor. Das ist auch kein Wunder, handelt es sich doch um den Drehort, an dem der Emmentaler Filmemacher Franz Schnyder in den Jahren 1954/1955 anlässlich des 100. Todesjahres von Jeremias Gotthelf die berührenden Romane von Uli dem Knecht und Uli dem Pächter in Schwarz-Weiss verfilmte. Darin geht es auch um die Geschichte der Liebe zwischen Uli und Vreneli, die von Hannes Schmidhauser und Liselotte Pulver gespielt wurden.

Heute wird der Glunggenhof bereits in fünfter Generation von der Familie Reinhard bewohnt und bewirtschaftet. Während einer Stunde folgen wir gespannt den Ausführungen von Bauer Reinhard, der uns von den Hintergründen der Filmproduktion erzählt und schildert, was die lange Drehzeit für die Schauspieler und die Filmequipe bedeutete. Dank seiner lebendigen Erzählung kann unsere Erinnerung mit der Gegenwart der Familie Reinhard verknüpft werden. Aus dieser Verknüpfung heraus ist am Brunnen ein «historisches» Gruppenbild der KSW-Pensionierten entstanden.

Gruppenbild vor dem Brunnen auf dem Glunggenhof.

Finde den Fehler auf diesem «historischen» Gruppenbild.

Kurz nach 16 Uhr setzen wir uns zum letzten Mal an diesem Tag in den Bus, erfüllt von den vielen Informationen und Geschichten rund um Jeremias Gotthelf. Während der Heimfahrt geniessen wir noch einmal die Aussicht auf weniger bekannte Regionen der Kantone Luzern und Aargau. Sepp fährt über Huttwil und Dagmersellen, wo er sein Gefährt in den Verkehr auf der Autobahn Richtung Zürich einfädelt. Es gibt kaum Staustellen, und so bringt er uns ohne nennenswerte Verspätung sicher nach Hause an die Lagerhausstrasse in Winterthur. Ein grossartiges «happy Landing».

Erfreulicherweise gibt es auch ein «happy Landing » für unsere eingangs erwähnte Henriette! Mit leichter Verspätung kam sie frühmorgens am Treffpunkt Lagerhausstrasse an, aber da war Sepp bereits abgefahren. Als kurz darauf ein anderer Car vorfuhr, stieg sie frohgemut ein, da ihr die bereits darin sitzenden Passagiere nicht unbekannt erschienen. So kam es, dass Henriette einen schönen Tagesausflug in den Jura inklusive Mittagessen genoss!

Wenige Minuten nach unserer Ankunft an der Lagerhausstrasse ist auch Henriette glücklich zurück. Ein überraschend schöner Abschluss für den dankbaren und amüsierten Schreiber.

Nachruf

In freundschaftlicher Verbundenheit und Anteilnahme haben wir von Veronika (Vreni) Jourdan Abschied genommen. Im 91. Altersjahr ist Veronika am 7.September 2022 in Ihrem Zuhause gestorben. Nach vielen Jahren am KSW tätig war sie nach der Pensionierung das treibende Gründungmitglied der dreiköpfigen KSW-Pensionierten-Organisation. Seit 1993 hat sich die Organisation schrittweise dem Wandel der Zeit angepasst. Dank Veronika’s Engagement und dem der zwei nachfolgenden Organisationteams wird der Einsatz und die jährlichen Aktivitäten von den KSW-Pensionierten weiterhin sehr geschätzt.

Im Namen aller KSW-Pensionierten

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Viele Mitarbeitende bleiben dem KSW auch nach der Pensionierung eng verbunden. Für sie organisieren wir regelmässig Treffen.
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