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Frauenpower auf dem Eis

Männersport? Von wegen – von klein auf engagierte sich Laura Benz mit vollem Einsatz im Eishockey. Der Ehrgeiz der heutigen Assistenzärztin hat sich ausgezahlt: Heute hängt bei ihr eine Olympia-Bronzemedaille an der Wand, und sie entdeckt immer noch neue Facetten am Sport.

Wie kamst du zum Hockey?

Das habe ich wohl unserer Mutter zu verdanken. Mein Bruder ging bereits beim EHC Winterthur ins Training, und unsere Mutter steckte meine Schwester und mich logischerweise ins Eiskunstlaufen – Pirouetten dre­hen fanden wir langweilig, wir wollten lieber mit dem grossen Bruder Ho­ckey spielen. Den Protest der Männer hat unsere Mutter dann nicht gelten lassen, und schon bald machten wir beide den Jungs das Leben schwer. Hockey für Mädchen gab es damals noch gar nicht – zumindest nicht bei uns. Erst mit 18 Jahren wechselten wir beide zum ZSC in eine reine Frau­enliga, wo ich für den Rest meiner Karriere spielte. Mit meiner Schwes­ter war ich dann auch mehrmals für die Schweiz an den Olympischen Spielen und konnte viel von der Welt sehen.

Wie gewinnt man eine Bronzeme­daille?

Indem man von klein auf sechs Tage die Woche hart trainiert, nie aufgibt und vollen Einsatz bringt – etwas Ta­lent braucht es sicher auch. Mir war es der unglaubliche Moment auf je­den Fall wert! Auch heute erinnere ich mich, als wär’s gestern gewesen, da­bei sind die Olympischen Winterspie­le 2014 in Sotschi schon so lange her. Wir hatten immer von einer Medaille geträumt, aber glauben konnten wir es erst, als wir sie um den Hals trugen. Schweden war damals klarer Favorit und eine harte Nuss. Aber an dem Tag hat auf dem Eis einfach vieles gestimmt, und wir konnten sie tatsächlich knacken. Der 4:3-Sieg hat uns dann aufs Podest gebracht. Die Olympischen Spiele geizen wirklich nicht mit Überraschungen.

Wie meinst du das?

Vier Jahre später spielten wir in Pyeongchang gegen ein «vereintes Korea». Als Heimnation brauchte Südkorea sich nicht zu qualifizieren, was die Politik sich zunutze mach­te. Das Spiel stand im Zeichen der damaligen Annäherung zwischen den beiden Ländern, die in dem ersten persönlichen Gespräch zwischen den Oberhäuptern beider Nationen seit über zehn Jahren gipfelte. Leider artete das Spiel in eine Art Zirkus aus: Über 200 einheitlich gekleidete Fans füllten die Halle mit nordkorea­nischen Popsongs und Parolen. Das war wirklich ein surreales Erlebnis. Ich hoffe aber sehr, dass das Frau­enhockey in beiden Ländern von der Aktion nachhaltig profitiert. Von ihrer 8:0-Niederlage gegen die Schweiz erfuhren sie in Nordkorea dann na­türlich nichts. Nur dass sie «saugut» gespielt hätten.

«Du bist nicht an den Olympischen Spielen, um Usain Bolt zu sehen, sondern um zu gewinnen!»

Und was machst du heute?

Als Assistenzärztin im Spital habe ich eigentlich genug zu tun, ohne dass mir langweilig wird. Mir persönlich gefällt es, dass ich mich in diesem Job genauso reinknien und das Beste herausholen kann, wenn auch auf eine andere Art als im Sport. Ganz sein lassen kann ich das Hockey aber nicht, auch wenn ich die Zeit für den Profisport nicht mehr habe. Stattdes­sen widme ich mich der Frauenförde­rung im Sport und trainiere regel­mässig sportbegeisterte Kinder und die Mädchen im U14-Nationalteam. Die sind schon jetzt unglaublich gut, und es macht Freude, ihren Ehrgeiz zu spüren. Oh, und ich schaue mir immer wieder mal ein Spiel von der Kurve aus an – etwas, was ich früher nie tun konnte, weil ich immer selber auf dem Eis stand.