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Dialyse

«Die Dialyse ist ein fester Teil des Lebens»

Menschen mit einem schweren chronischen Nierenversagen müssen ihr Blut mehrmals pro Woche während mehrerer Stunden reinigen lassen. Die neue Dialysestation am Kantonsspital Winterthur wird ganz auf ihre Bedürfnisse ausgerichtet und ermöglicht verschiedene Behandlungsverfahren. Neben moderner Technik braucht es dafür auch Einfühlungsvermögen.

Die Nieren sind zwei kleine, aber lebenswichtige und empfindliche Organe. Sie reinigen das Blut und regulieren u.a. den Säure-Basen-Haushalt – schädliche oder unbrauchbare Stoffe scheiden die Nieren als Urin aus. Wenn die Gleichgewichte im Körper aber wegen einer Schwächung der Nieren aus dem Lot geraten, sind eine Nierentransplantation oder eine Dialysebehandlung Optionen. Zurzeit betrifft das schweizweit ca. 8000 Personen. «Sinkt die Nierenfunktion auf unter 10–15% und bestehen Beschwerden, raten wir zu einer Nierenersatztherapie – sofern aus gesundheitlicher Sicht nichts dagegenspricht», sagt Dr. med. Thomas Kistler, Chefarzt und Klinikleiter der Klinik für Nephrologie am KSW. Eine Möglichkeit ist die Peritonealdialyse, bei der das Bauchfell als Filter dient. Der Vorteil: Sie kann weitgehend selbständig zu Hause durchgeführt werden. Die meisten Menschen wählen allerdings die Hämodialyse, bei der das Blut von einer Maschine gereinigt wird. Sie ist schonender, setzt aber meist regelmässige Besuche in einem Dialysezentrum voraus.

Eine neue Station für die Dialyse

Im Februar 2022 nimmt das KSW im Neubau die Räumlichkeiten der Nephrologie samt neuer Dialysestation mit 28 Hämodialyse-Plätzen in Betrieb. Bei den Patientinnen und Patienten handelt es sich grösstenteils um «Stammgäste». Sie kommen mehrmals pro Woche für ca. vier Stunden zur Behandlung. Diese soll laut Dr. Kistler so angenehm wie möglich sein: «Die Behandlung ist ein fester Teil ihres Lebens. Deswegen versuchen wir soweit möglich, eine klassische Spitalatmosphäre zu vermeiden.» Diese findet man in der neuen Dialysestation tatsächlich nicht. Neben dem neuen Bistro im Erdgeschoss ist die Klinik für Nephrologie mit eigenem Eingangsbereich schnell und leicht zu erreichen. Ist man angekommen, begrüsst einen die grüne Parkanlage durch die grossen Fenster.

Moderne Behandlung

Aber nicht alle Patientinnen und Patienten kommen für eine Dialyse her, und auch für sie stellt diese Behandlung nur einen Teil der Therapie dar. In der Klinik für Nephrologie am KSW sind alle Fachdisziplinen vertreten, die es für eine umfassende Behandlung braucht. «Das unterscheidet uns von anderen Dialysezentren», sagt Dr. Kistler. «Und es ist die Basis für eine hochprofessionelle und persönliche Behandlung.» Dass die Dialysestation und die Sprechstundenräumlichkeiten im Neubau zusammengeführt wurden, bedeutet für Dr. Kistler einen grossen Vorteil, denn: «Die enge Zusammenarbeit aller Teams der Nephrologie ist die Voraussetzung für eine gute und kontinuierliche Betreuung einer Person mit einem chronischen Nierenproblem.» So haben Menschen, die auf eine Hämo- oder Peritonealdialyse angewiesen sind, eine Spenderniere, Nierensteine oder weitere Beschwerden haben, alle die gleiche Anlaufstelle. Dies erleichtert den Fachpersonen den Arbeitsalltag, und die Patientinnen und Patienten sparen wertvolle Zeit.

Abwechslung ist Trumpf

Dies bedeutet für viele eine wichtige Erleichterung in ihrem täglichen Leben, denn die Dialyse ist sehr zeitintensiv. Diese Zeit soll aber nicht «verloren» sein, sondern von den Patientinnen und Patienten genutzt werden können. Darum gibt es auf der Dialysestation immer wieder etwas Abwechslung. Im Lotto gewinnen? Das ist während der Dialyse genauso möglich wie Fernsehen zu schauen, am Computer zu arbeiten oder ein Kaffeekränzchen abzuhalten. Auch sehr beliebt ist das von der Physiotherapie überwachte Fitness- und Krafttraining während der Behandlung. Die Menschen, die regelmässig zur Dialyse kommen, lernen einander früher oder später kennen. Auf den gemeinsamen Ausflügen sind so bereits viele Freundschaften entstanden.


Die gesamte Lebensqualität ist wichtig

Interview mit Dr. med. Thomas Kistler, Chefarzt und Klinikleiter, Klinik für Nephrologie am Kantonsspital Winterthur

Was ist an der Behandlung besonders wichtig?

Wir sehen bei uns auf der Abteilung viele Patientinnen und Patienten mit einem chronischen Leiden, das sie ein Leben lang begleiten wird. Wir möchten nicht nur die körperlichen Aspekte der Krankheit erfassen, sondern die Menschen umfassend betreuen. Die Lebensgeschichte und die sozialen Aspekte sind genauso wichtig, und darum ist die Dialyse am KSW auch viel mehr als die Reinigung des Blutes zur Lebenserhaltung. Die gesamte Lebensqualität ist wichtig. Hier fördern und unterstützen wir.

Wie beeinflusst die Dialyse die Lebensqualität?

Stellen Sie sich vor: Sie wachen morgens auf, aber anstatt wie gewohnt aufstehen zu können, müssen Sie erst im Bett bleiben und mehrere Stunden eine Dialyse machen. Die ist sehr anstrengend, weshalb Sie erst am Nachmittag etwas unternehmen oder arbeiten können – und dies fast täglich. Das braucht viel Zeit, Energie und erfordert einen starken Durchhaltewillen. Dass man aber auch mit der Dialyse glücklich leben kann, zeigen unsere zufriedenen Patientinnen und Patienten jeden Tag aufs Neue – dafür hege ich grosse Bewunderung.

Was empfehlen Sie: Hämodialyse oder Bauchfelldialyse?

Für die Wahl der Methode bleibt Zeit. In mehreren Gesprächen klären wir, welche Option am besten passt – und zwar aus der individuellen Sicht der betroffenen Person und ihres Umfelds. Selten sind rein körperliche Gründe ausschlaggebend. Egal welche Methode gewählt wird, die Nephrologie des KSW kümmert sich um alle Patientinnen und Patienten. Sofern nötig oder gewünscht, können sie die Methode später auch wechseln und weiter von uns betreut werden. Am KSW bieten wir sämtliche Formen der Dialyse an.

Portrait von Dr. med. Thomas Kistler

Dr. med. Thomas Kistler

Chefarzt und Klinikleiter
Klinik für Nephrologie

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Nephrologie / Dialyse
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