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Blick hinter die Kulissen der Post für KSW-Pensionierte

Ab die Post: Effizienz, faszinierende Technik und ein Bilderbuchtag zum Maiausflug: 49 Pensionierte des KSW besichtigten das Briefzentrum in Zürich-Mülligen, erkundeten den Baselbieter Jura und statteten auf dem Bözberg der ehrwürdigen Linner Linde einen Besuch ab.

Mit leichter Kleidung und zweckmässig assortierter Organisationstasche erreiche ich frühmorgens um 7 Uhr den Treffpunkt Archplatz. Hier stehen schon viele ebenso gekleidete Damen und Herren in erwartungsvoller Stimmung. Die Sonne wärmt bei strahlend blauem Himmel, und so muss es bis zu unserer Rückkehr bleiben. Pünktlich sollte auch der Car starten können. Dies gelingt Trudi Muggli und Claire Haller mit Leichtigkeit, als sie auf ihrer Liste auch beim Namen des letzten noch zusteigenden Teilnehmers ein Kreuz machen können. Der Reisebus wartet mit brummendem, warmlaufendem Motor und darf jetzt, von Chauffeur Kurt gelenkt, die 49-köpfige Gesellschaft in die Grossstadt fahren. Die 11-köpfige Männerfraktion bilden auch heute schon länger bekannte und gerngesehene «Erscheinungen». Erfreulicherweise kann ich auch wieder einige Frisch- und auch einige nicht unbedingt Neupensionierte begrüssen.

Kurt am Steuer, bewaffnet mit zwei unterschiedlich prophezeienden Navigationsgeräten, manövriert das lange Gefährt flüssig durch den städtischen Morgenverkehr. In Zürich-Mülligen ist das grösste und modernste der drei Briefzentren der Schweizer Post in Betrieb. Im Bauch des mehrgeschossigen riesigen Gebäudes, welches von aussen einem Raumschiff aus einer Zukunftsvision gleicht, sind wir zu Kaffee und Gipfeli eingeladen.

40‘000 Briefe pro Stunde

Von Architekt Theo Hotz geplant und 1985 erbaut, steht hier das Gebäude, welches zuerst als modernes Paketzentrum betrieben wurde. Für die Umsetzung des Systems REMA (Reengineering Mailprocessing) wurde das einstige Paketzentrum 2006 für 200 Mio. Franken in das heutige Briefverteilzentrum umgebaut. Der Betrieb ist weitgehend automatisiert und auf hohe Effizienz und Produktivität ausgerichtet. So wird ein Brief, der zum Beispiel in Flims eingeworfen wird und nach Laax muss, zuerst nach Zürich-Mülligen gefahren und nach dem Passieren der Sortieranlage am nächsten Morgen zurück ins Bündnerland gebracht.

1200 Mitarbeiter, meist Frauen, füttern das Monstrum täglich in drei Schichten mit 4 bis 5 Millionen Einheiten. Ein 15 km langes Förderbandsystem führt über Rampen und weist total 14‘000 km Kabel auf. Eine Sortiermaschine schafft pro Stunde bis zu 40’000 Einheiten. Bei der trotz allem noch nötigen Handsortierung werden bis zu 1200 Sendungen pro Stunde verarbeitet, das entspricht 6% der gesamten Menge. In die Handsortierung gelangen Briefe oder Karten mit Adressen in Silber- oder Goldschrift, rote und schwarze Briefumschläge sowie alle Einheiten, bei denen die Strichcodierung für die Sortiermaschinen nicht lesbar ist.

Ab 2013 wurde REMA durch eine weitere Modernisierung der Briefverarbeitung mit dem System DISTRINOVA umgesetzt. Dieses beinhaltet die sogenannte Gangfolgesortierung, die dafür sorgt, dass den Briefträgern die Post, die sie früher für die Austragung von Hand sortieren mussten, bereits vorsortiert in der Reihenfolge ihrer Tour in grauen Boxen an die entsprechende Poststelle geliefert wird.

Kurz nach 9 Uhr lauschen wir im Vorführraum den Erklärungen der drei aufgeweckten Guides, ergänzt durch leicht verständliche Video-Informationen. Mit Kopfhörern schlendern wir, aufgeteilt in drei Gruppen, durch den beeindruckenden Dienstleistungsbetrieb. Immer wieder bleiben wir staunend und gleichzeitig fasziniert vor den mächtigen Sortiermaschinen stehen, welche die vorbeiflitzenden Briefe bis hin zu den Verteilboxen für die Briefträger einordnen. Das ist Effizienz in Reinkultur.

Mit diesen Bildern im Kopf lassen wir uns 90 Minuten später entspannt und zu Gesprächen angeregt durch die maigrüne Landschaft des Fricktals fahren. Über die Hügel des Baselbieter Tafeljuras erreichen wir zur Mittagspause das Landhofgut unterhalb der Ruine Farnsburg bei Ormalingen. Der Bilderbuch-Ausblick von hier oben reicht weit nach Süden, und der Einblick in die Gaststube mit den schön aufgedeckten Tischen verspricht ein feines Landfrauen-Mittagessen. Der Braten aus der Hofmetzgerei und der Vegi-Pilzrisotto sind ein Genuss, das Chriesi-Dessert ein Traum. Weshalb die fein nuancierten Regionalweine hier aus nur mässig vollen Gläsern genossen werden, erklärt sich wohl mit Blick auf den weiteren Verlauf unserer Reise!

Zur Nachmittagsaktivität starten wir mit einer steilen Abfahrt ins Dorf hinunter, um zum Weidhof auf der anderen Talseite zu gelangen. Die hier ansässige Familie hat sich seit Generationen – im Einklang mit der Natur – zwei Standbeine aufgebaut: Milch und Schnaps. Und genau dieses zweite Standbein lassen wir uns nicht nur in Worten erklären, sondern auch sehr gerne in Form kleiner Kostproben der mehrfach preisgekrönten Destillate. Zwei Stunden in beschwingter Harmonie – jeder auf seinen eigenen Standbeinen! Mit Geschenkfläschli mit Swiss Whisky, verschiedenen Obstbränden und ‑likören im Gepäck lassen wir uns vom «klaren» Kurt weitertransportieren.

Wieder im Fricktal unten angelangt, verspricht uns die Reiseleitung zum Ausklang unseres beflügelten Ausflugs den Besuch eines sagenumwobenen Kraftortes. Auf dem Bözberg steht sie – die Linde von Linn. Dieser Baum gehört mit seinem Alter von geschätzten 900 Jahren und einem Stammdurchmesser von 10,8 Metern sicherlich zu den beeindruckendsten Bäumen Europas.

Linner Linde

Dieser Baum wird auch Pestlinde genannt, nach einer Sage, wonach der letzte übriggebliebene Dorfbewohner diese Linde als Gedenken an die Pest im 17. Jahrhundert gestiftet habe. Eine andere Sage erzählt, dass die Welt untergehen würde, wenn die Linde eines Tages nicht mehr einmal jährlich ihren Schatten auf das Schloss Habsburg werfe: «leit d’linde nüm ihres chöpfli uf’s ruedelihus, so esch es met allne wälte us». Nach einem Gruppenbild mit Linde und Panoramablick auf die Burg und in die Alpen fahren wir geistig vollgetankt auf einer extra ausgewählten verkehrsarmen Route zurück nach Winterthur.

Die Organisation dieser Reise hat mir viel Vergnügen und auch Freude gemacht, die positiven Rückmeldungen motivieren das dreiköpfige Organisationsteam. Wir danken der Direktion des KSW ganz herzlich für die grosszügige Unterstützung, die diesen herrlichen Bilderbuchausflug ermöglichte.

Nachtrag: Es wird berichtet, dass im «Orsini» (dem angeblich ältesten Wirtshaus von Winterthur) eine Gruppe Frauen und Männer den Ausflug an diesem speziellen Tag mit einem Durstlöscher und einem «festlichen Eiertütschen» ausklingen liess!

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Viele Mitarbeitende bleiben dem KSW auch nach der Pensionierung eng verbunden. Für sie organisieren wir regelmässig Treffen.
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