Urologie
Da-Vinci-Roboter ‒ in der Urologie unentbehrlich
Die erste urologische roboterassistierte Operation in der Schweiz wurde 2002 vorgenommen, und zwar unter der Leitung von Prof. Dr. med. Hubert John, der 2009 die Klinik für Urologie am KSW übernommen hat.
Inzwischen sind Eingriffe mit dem Da-Vinci-Roboter in der Urologie zur Routine geworden. Jedes Jahr führt das Team der Urologie damit über 250 Eingriffe durch, insgesamt sind es am KSW schon über 2000.
Dabei ist der Begriff Roboter etwas irreführend: Das Gerät führt keine Bewegungen selbständig aus. Vielmehr werden auf dessen Instrumentenarme bloss die Bewegungen und Befehle übertragen, die ein erfahrener Chirurg mittels Handgriffen und verschiedenen Pedalen an einer Konsole vorgibt. Dies alles geschieht ungemein präzise.
Der Da-Vinci-Roboter ermöglicht maximale Präzision und Sicherheit bei urologischen Eingriffen.
Breites Einsatzgebiet
Heute wird der Da-Vinci-Roboter standardmässig eingesetzt, seit 2019 steht am KSW ein Gerät der neusten Generation zur Verfügung. Die Klinik für Urologie führt auch andere komplexe Operationen roboterassistiert durch. Dazu zählen die Nierenteilentfernung bei Nierenkrebs, die vollständige Blasenentfernung bei Blasenkrebs oder das Anlegen einer sogenannten Dünndarm-Ersatzblase.
Diese anspruchsvollen Eingriffe sind aufgrund zahlreicher Vorteile der Technologie möglich. Dazu gehören die 15-fache Vergrösserung und die hohe Auflösung der Bilder vom Operationsfeld, zudem lässt sich das zu operierende Areal für Operateur und Assistenten dreidimensional darstellen.
So können feine Strukturen wie Nerven oder Blutgefässe aus nächster Nähe beurteilt werden. Prof. John nennt dies den «visuellen Tastsinn». Ferner kann mit Hilfe einer fluoreszierenden Substanz die Durchblutung der Organe überprüft werden, wodurch sich das Spektrum der durchführbaren Operationen gerade in der rekonstruktiven urologischen Chirurgie enorm erweitert.
Mit dem Da-Vinci-Roboter werden Blutverlust und Schmerzen bei Eingriffen deutlich reduziert, und auch die Infektionsgefahr ist geringer. Der Heilungsprozess und die Hospitalisationsdauer verkürzen sich.
Teamarbeit und Ausbildung
Voraussetzung für diese hohe Qualität sind die Kontinuität und die profunde Erfahrung des gesamten Teams. Die Abläufe zwischen Operateur und Assistenten sind eingespielt, und die Technologie wird laufend weiterentwickelt, auch dank eines technischen Robotikspezialisten, der zum Team gehört.
Ebenso wichtig ist die laufende Aus- und Weiterbildung: Mit inzwischen rund 2000 mit dem Da-Vinci-Roboter durchgeführten Operationen gehört die Klinik für Urologie zu den führenden Ausbildungskliniken der Schweiz. Zentraler Bestandteil ist dabei die Ausbildung an der Konsole, wozu das modernste Simulationsprogramm eingesetzt wird.
Dies erlaubt dem Team der Urologie, das Einsatzgebiet der Da-Vinci-Technologie stetig zu erweitern – zum Wohl der Patientinnen und Patienten. In der Klinik für Urologie am KSW steht einer von nur drei Simulatoren in ganz Europa; er ist das Geschenk eines zufriedenen Patienten.
Einsatz der Da-Vinci-Technologie
Bei folgenden Eingriffen hat sich die Da-Vinci-Technologie besonders bewährt. Hier setzen unsere spezialisierten Chirurgiennen und Chirurgen den Operationsroboter mittlerweile routinemässig ein:
- Vollständige Prostataentfernung bei Prostatakrebs
- Vollständige Blasenentfernung und Harnableitung bei Blasenkrebs
- Lymphknotenentfernung
- Blasenersatz (Urostoma oder Ersatzblase)
- Nieren-Teilresektion bei Nierenkrebs
- Pyelonplastik bei Nierenbeckenabgangsenge (Ureterabgangsenge)
- Vesikovaginale Fistelsanierung (Blasen-Scheiden-Fistel)
- Sakrokolpopexie (Korrektur einer Blasensenkung mit Restharnbildung)
- Nieren- und Harnleiter-Entfernung bei Nierenbecken- oder Harnleiterkrebs
- Harnleiter-Neuimplantation in die Harnblase bei Engstelle oder Krebs
Da Vinci in Forschung und Wissenschaft
Unsere Arbeit mit dem Da-Vinci-Operationsroboter werten wir laufend qualitativ und quantitativ aus. Die Auswertungen stossen an Kongressen und in der Fachpresse regelmässig auf grosses Interesse.
In unserem aktuellsten Studienprojekt transplantieren wir an der Klinik für Urologie europaweit erstmalig Nerven bei jungen Patienten mit aggressivem Prostatakrebs. Das Ziel ist, die Potenz wiederherzustellen.