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Was wir heute über Krebs wissen sollten

Krebs ist nicht gleich Krebs. Manche Tumoren wachsen langsam, andere aggressiv. Die gute Nachricht: Dank moderner Medizin sind die Chancen auf Heilung besser denn je – vor allem, wenn man die Krankheit früh erkennt. Wissen nimmt der Angst den Raum und schafft Klarheit.

Wie entsteht Krebs? Kann auch ich betroffen sein? Wann ist eine Veränderung harmlos, wann gefährlich? Fakt ist: Krebs löst Ängste aus. Gerade deshalb lohnt es sich, die Krankheit besser zu verstehen.

Am Kantonsspital Winterthur arbeiten Fachleute aus zehn spezialisierten onkologischen Fachabteilungen im zertifizierten Tumorzentrum eng zusammen. Ihr Ziel ist es, Menschen mit Krebs bestmöglich zu betreuen. Sie beraten zu Früherkennung, begleiten durch die Therapie und nehmen sich Zeit für verständliche Aufklärung. Einer von ihnen ist Prof. Dr. med. Daniel Zwahlen, Chefarzt der Klinik für Radio-Onkologie und Stellvertretender Leiter des Tumorzentrums.

Im zertifizierten Tumorzentrum Winterthur arbeiten Fachleute aus zehn spezialisierten onkologischen Fachabteilungen eng zusammen.

Wenn Zellen aus der Reihe tanzen

«Krebs ist eine genetische Erkrankung, verursacht durch unerwünschte Zellvermehrung», erklärt Prof. Zwahlen. Dabei ist die Zellteilung an sich nichts Schlechtes und notwendig für ein gesundes Leben. Sie sorgt dafür, dass sich unser Körper täglich erneuert. Problematisch wird es, wenn sich Zellen unkontrolliert teilen, sich vom Zellverband lösen und gesundes Gewebe verdrängen.

«Krebs ist nicht ansteckend. Und nein, er ist auch keine Strafe für eine angeblich falsche Lebensführung.»
Prof. Dr. med. Daniel Zwahlen

Die meisten Krebserkrankungen entstehen zufällig im Laufe des Lebens. Nur wenige Krebsarten sind vererbbar. Mit dem Alter häufen sich die Fehler in den Genen der Zelle, während die Reparaturmechanismen der Zellen nachlassen. Deshalb ist Krebs eine häufige Erkrankung bei älteren Menschen. Eine Krebserkrankung bei Kindern und Jugendlichen hingegen ist viel seltener und die Folge einer genetischen Störung, die sehr früh ausbricht. «Entgegen einem weitverbreiteten Irrtum schreitet der Krebs im Alter nicht langsamer voran», sagt Prof. Zwahlen und korrigiert weitere Vorurteile: «Krebs ist nicht ansteckend. Und nein, er ist auch keine Strafe für eine angeblich falsche Lebensführung.» Selbstverständlich könne man das Risiko senken, indem man die bekannten Faktoren beachte, also nicht rauche, nicht übermässig Alkohol konsumiere und auf regelmässige Bewegung achte. Doch trotz aller Vorsichtsmassnahmen bleibt ein gewisses Restrisiko, an Krebs zu erkranken.

«So wie jeder Mensch ist auch jede Tumorerkrankung anders. Deshalb stimmen wir die Therapie möglichst präzise auf die betroffene Patientin oder den Patienten ab.»
Prof. Dr. med. Daniel Zwahlen

Früh erkennen – gezielt handeln

Je früher ein Tumor entdeckt wird, desto besser lässt er sich behandeln. Deshalb sind Vorsorgeuntersuchungen wichtig – etwa für Brustkrebs, Prostatakrebs oder Darmkrebs. Aber auch hier gilt: Wer sich informiert, ist klar im Vorteil. Man muss wissen, was eine Untersuchung bedeutet und welche Folgeabklärungen sie auslösen kann. Denn: Nicht jeder auffällige Wert, wie etwa ein erhöhter PSA-Wert, bedeutet gleich Krebs. Hausärztinnen und Hausärzte spielen dabei eine zentrale Rolle. Sie erkennen erste Warnzeichen und wissen, wann eine Überweisung sinnvoll ist. «Bei gewissen Symptomen ist rasches Handeln entscheidend», betont Prof. Zwahlen.

Therapie: individuell und abgestimmt

Wird eine Krebserkrankung festgestellt, beginnt am KSW ein eingespielter Prozess. Am sogenannten Tumorboard besprechen Fachpersonen aus verschiedenen Disziplinen den Befund und legen gemeinsam die bestmögliche Therapie fest. Die Patientin oder der Patient sowie die Hausärztinnen und Hausärzte werden vom Erstgespräch bis zur Nachsorge immer eng miteinbezogen.

Zum Behandlungsspektrum gehören Operationen, Bestrahlungen, Chemotherapien, zielgerichtete Medikamente und Immuntherapien. Welche Massnahme zum Einsatz kommt, hängt davon ab, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist, wie Prof. Zwahlen ausführt: «Wenn der Krebs lokal begrenzt ist, bringt eine Operation viel. Ist er aggressiv oder hat er bereits gestreut, braucht es meist eine Systemtherapie.» Mit einem anschaulichen Bild hilft er beim Verständnis: «Wenn ein Haus brennt, kommt es darauf an, wo es brennt. Qualmt nur die Pfanne auf dem Herd, kann man das Feuer selbst löschen. Brennt aber schon ein Zimmer, braucht es die Feuerwehr. Und je weiter sich das Feuer ausbreitet, desto aufwendiger wird es, es zu löschen.» Genauso entscheidet der Grad der Tumorausbreitung darüber, ob eine Operation genügt oder ob Chemo, Bestrahlung oder eine Kombination notwendig ist. Zudem werde die Krebsmedizin immer individueller: «So wie jeder Mensch ist auch jede Tumorerkrankung anders. Deshalb stimmen wir die Therapie möglichst präzise auf die betroffene Patientin oder den Patienten ab.» Leider lässt sich nicht jede Krebserkrankung heilen. Krebstherapien können auch wirksam eingesetzt werden, wenn keine Heilung in Aussicht ist. Die Therapien erfolgen dann mit dem Ziel, die Krebserkrankung zu bremsen und Lebenszeit zu gewinnen oder belastende Symptome zu lindern.

«Durch die Zertifizierung haben alle unsere Patientinnen und Patienten Gewähr, dass sie nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen behandelt werden.»
PD Dr. med. Dr. phil. Christian Britschgi

Blick in die Zukunft

Und was bringt die Zukunft? Prof. Zwahlen ist zuversichtlich: «Wir lernen immer besser zu verstehen, wie Tumoren entstehen und wie man sie blockieren kann.» Ein Hoffnungsträger ist zum Beispiel die Genschere CRISPR/Cas. Dabei handelt es sich um ein molekularbiologisches Verfahren, mit dem sich gezielt einzelne Abschnitte des Erbguts verändern lassen. Etwa um fehlerhafte Genbausteine zu entfernen. «Die Idee ist, genetisch schadhafte Informationen einfach wegzuschneiden. Aber so weit sind wir noch nicht. Was jedoch schon heute möglich ist: Die Krankheit ernst nehmen, gut hinschauen und ihr mit Wissen, Vertrauen und einem starken Team begegnen.»

Unsere Fachexperten

Portrait von Prof. Dr. med. Daniel Rudolf Zwahlen

Prof. Dr. med. Daniel Rudolf Zwahlen

Leiter und Chefarzt
Klinik für Radio-Onkologie
Stv. Leiter Tumorzentrum Winterthur

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Ein Portrait von PD Dr. med. Dr. phil. Christian Britschgi.

PD Dr. med. Dr. phil. Christian Britschgi

Chefarzt und Klinikleiter
Klinik für Medizinische Onkologie und Hämatologie
Leiter Tumorzentrum Winterthur

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Typische Warnzeichen – wann zum Arzt?

Nicht jedes Ziehen oder Zwicken ist ein Grund zur Sorge. Doch bei bestimmten Veränderungen lohnt sich eine ärztliche Abklärung – je früher, desto besser:

  • Ungewollter Gewichtsverlust, plötzliche anhaltende Erschöpfung oder Leistungsschwäche
  • Blut im Stuhl oder im Urin
  • Husten oder Heiserkeit, die länger als drei Wochen anhalten
  • Halsschmerzen ohne Besserung
  • Tastbare Knoten oder Verhärtungen, zum Beispiel in der Brust, am Hals oder an den Hoden
  • Veränderungen an Muttermalen oder Wunden, die nicht heilen

Wenn Beschwerden länger bestehen oder sich verstärken: nicht abwarten – ärztlich abklären.

Zahlen und Fakten zu Krebs

Jährlich erkranken in der Schweiz rund 46'500 Menschen neu an Krebs.

21'000
sind Frauen
25'500
sind Männer
450'000
Menschen haben den Krebs besiegt

Heilungschancen

Die Überlebensraten hängen stark von Krebsart, Stadium bei Diagnose und Altersgruppe ab. Die durchschnittliche 5-Jahres-Überlebensrate liegt bei 69 %.

Heilungschancen (Cure Fraction)
40–50 % aller Krebserkrankungen sind heilbar.

Unheilbar
50–60 % aller Krebserkrankungen

Bedeutung von «heilbar»
nach 5–10 Jahren kein höheres Sterberisiko als in der Allgemeinbevölkerung

Sehr gute Heilungschancen (> 80 %)
bei bestimmten früh entdeckten Tumoren

Sehr geringe Heilungschancen (< 10 %)
bei fortgeschrittenen Tumoren

Bewegung tut gut

Um bis zu 37 % reduziert regelmässige körperliche Aktivität das Sterberisiko von Krebspatientinnen und Krebspatienten. Es gibt viele Studien zur positiven Wirkung von Bewegung bei Krebs. In einer aktuellen Langzeitstudie (publiziert im Juni 2025) wurde beispielsweise gezeigt, dass die (krebsspezifische) Sterblichkeit bei Darmkrebspatientinnen und -patienten deutlich reduziert wurde, wenn sie ein strukturiertes Bewegungsprogramm absolvierten.

Häufigste Krebsarten

Die häufigsten Krebsarten in der Schweiz sind Brustkrebs, Prostatakrebs, Lungenkrebs und Darmkrebs.

Frauen

31%
Brustkrebs
7 %
Melanom
10 %
Lungenkrebs
10 %
Kolon-/Darmkrebs
5 %
Gebärmutterkörperkrebs

Männer

31%
Prostatakrebs
7 %
Melanom
11 %
Lungenkrebs
10 %
Kolon-/Darmkrebs
4 %
Blasenkrebs

Ernährung und Krebs

Das Bild zeigt zwei unterschiedliche Ernährungsempfehlungen: links für gesunde Menschen zur Prävention, rechts für Menschen mit Krebs während der Therapie. Wer an Krebs erkrankt ist und zusätzlich unter Mangelernährung oder Appetitverlust leidet, braucht individuell angepasste Mahlzeiten und ernährungstherapeutische Begleitung.

In der Therapiephase steht eine protein- und energiereiche Ernährung im Vordergrund, um Kraft und Gewicht zu erhalten.

💡Hinweis: Diäten sind für Krebskranke nie sinnvoll.

Unser spezialisiertes Zentrum bei Krebserkrankungen

Tumorzentrum Winterthur

Im Tumorzentrum bündeln Spezialistinnen und Spezialisten ihr Fachwissen und ihre Erfahrung zur Behandlung von Krebserkrankungen.
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