Wahlpraktikum bei den Frontenac Paramedics in Kanada
Im Rahmen der Ausbildung zur diplomierten Rettungssanitäterin HF absolvierte Jana ihr Wahlpraktikum in Kanada. Während drei Wochen begleitete sie die Frontenac Paramedics in der Stadt Kingston (Ontario) und gewann dabei spannende Einblicke in die Arbeit und Organisation eines nordamerikanischen Rettungsdienstes.
«Ich wollte sehen, wie Rettungsdienste im Ausland funktionieren, was Gemeinsamkeiten sind und wo Unterschiede zu uns in der Schweiz bestehen», erzählt Jana. «Kanada oder Australien waren meine Favoriten. Als ich aus Kanada eine positive Nachricht erhielt, habe ich sofort zugesagt.»

Rettungsdienst mal anders
Kingston mit rund 130 000 Einwohnerinnen und Einwohnern ist etwa so gross wie Winterthur – und doch läuft der Rettungsdienst dort ganz anders. Besonders beeindruckt war Jana von der sogenannten Offload Time: «Da es in der Region nur ein Spital mit Maximalversorgung gibt, bringen alle umliegenden Rettungsdienste ihre Patientinnen und Patienten dorthin. Bis zur Übergabe ans Notfallteam kommt es deshalb oft zu Wartezeiten von mehreren Stunden. Die Schichtwechsel finden dann direkt im Spital statt. Das neue Team reist mit dem Taxi an, das alte fährt mit dem Taxi in den Feierabend. Das war für mich völlig neu.»
Auch strukturell unterscheidet sich das System. In Ontario gibt es zwei Ausbildungsstufen – den Primary Care Paramedic und den Advanced Care Paramedic, letzterer ist vergleichbar mit dem dipl. Rettungssanitäter HF. Notärztinnen oder -ärzte sind nicht im Einsatz. Gewisse Medikamente werden bei Bedarf telefonisch freigegeben.

Zwischen Funkverkehr und Fähreinsätzen
«Das Alarmierungssystem läuft vollständig über Funk – und es wird wirklich viel gefunkt», schmunzelt Jana. «Bei einem besonderen Einsatz durfte ich das Funken übernehmen. Wir mussten mit zwei Rettungswagen auf die Fähre, weil auf einer Insel angeblich zwei Personen am Ertrinken waren. Am Ende war alles ganz anders als erwartet. Die beiden Männer waren wohlauf, dafür benötigte die schwangere Ehefrau des einen eine medizinische Versorgung. Ich durfte die Patientin im Spital anmelden. Zum ersten Mal in einer Fremdsprache. Das war aufregend, aber es hat super geklappt! Sie haben mich verstanden», erzählt Jana lachend.

Zurück in der Schweiz – neue Perspektiven
Zurück in der Schweiz zieht Jana ein positives Fazit: «Ich sehe jetzt einiges mit anderen Augen. Etwa, wie privilegiert wir sind, Patienten zügig übergeben zu können.» Spannend findet sie auch, dass viele Herausforderungen im Rettungsdienst dieselben sind. Etwa nicht indizierte Transporte mit einem Rettungswagen wegen leichten medizinischen Problemen.
«Und ich schätze unsere gut unterhaltenen Strassen ohne Schlaglöcher deutlich mehr als zuvor», fügt sie lächelnd hinzu.
Erfahrungen, die bleiben
Vom Erlebnis in Kanada nimmt Jana viele persönliche Erfahrungen mit. «Ich habe gelernt, mich nicht über Dinge zu ärgern, die sich nicht ändern lassen. Und ich habe die kanadische Pace schätzen gelernt – sich bis zum Eintreffen am Einsatzort zu entspannen, um dann die volle Aufmerksamkeit auf das Ereignis zu richten und speditiv zu arbeiten.»
Diese kanadische Gelassenheit wird Jana sicher bei ihrem bevorstehenden Diplomexamen im Frühjahr 2026 zugutekommen. Bis dahin konzentriert sie sich wieder auf ihre Ausbildung und ist froh, dass bei uns die meiste Kommunikation digital erfolgt, ganz ohne Funkgerät.
