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Freitag
08
Juli 2022

Frische Luft tut gut

Ein Reisebericht von Regula Rüttimann

Die KSW-Pensionierten wanderten gemeinsam von St. Katharinental zum «Paradies».

Dies taten wir am 10. Mai bei herrlichem Sonnenschein. Bis es aber so weit war, musste das OK-Team, vor allem Giorgio, mit dem 37°-Team einiges bewältigen. Das 37° erschien verspätet, der Anmeldeschluss war aber gegeben, und 40 Essen waren vorbestellt. Es kann sein, dass nicht alle, die an früheren Wanderungen teilgenommen hatten, rechtzeitig informiert wurden. Diejenigen, deren Mailadresse uns bekannt war, erhielten eine Mail. Einige wurden angeschrieben, und das Buschtelefon lief auch gut. Danke allen für das Verständnis.

Dominikanerinnen-Kloster St. Katharinental

Es war das erste Mal, dass ich eine Wanderung für die Pensionierten organisiert hatte. Daher war ich am frühen Morgen recht nervös. Habe ich wirklich an alles gedacht? Kommen wohl alle Angemeldeten? Aber dann bin ich beruhigt: Ja, sie sind gekommen, 45 Pensionierte sind zeitig am Bahnhof. Mit der Bahn lassen wir uns nach Schaffhausen bringen, dort steigen wir um in den Zug Richtung Kreuzlingen und fahren nun bereits den Rhein entlang. Der kleine Bahnhof St. Katharinental scheint wenig benutzt, das ist er aber nicht.

Das Kloster St. Katharinental war früher ein Dominikanerinnen-Kloster. Heute ist es ein Teil der Spital Thurgau AG. Die Langzeitpflege ist dort beheimatet. Insbesondere Menschen mit besonderer Schutzbedürftigkeit finden hier ein neues Zuhause. Die direkt am Rhein gelegenen Gebäude sind wunderschön restauriert. Das Café lädt nicht nur Spitalbesucher:innen ein, sondern auch alle Wandernden. O je, es war kein Kaffeehalt geplant. Verzeiht mir, die Zeit war zu knapp. Dafür gibt es einen Blick in die Klosterkirche und einen WC-Stopp.

Die Reisegruppe macht einen kurzen Stop im St. Katharinental, direkt am Rhein.

Die alte Geschichte des Rheinkastells

Schöne schmale Wege führen direkt am Rhein entlang, später geht es durch grünen Laubwald. Es riecht nach frischem Grün und Frühling. Der Schaarenwald hat historisch viel zu bieten. Wir kommen am Galgenacker vorbei. Rast machen wir auf dem Mörderbuck. Der Kanton Thurgau hat einige Tafeln mit Fotos von der Pflanzenwelt im Naturschutzgebiet aufgestellt, und auf der Rückseite der Tafeln wird über die verschiedenen Kriege und Scharmützel informiert. Weiter geht es durch den Russenwald. Bald sehen wir einen Bunker, er stammt aus der Zeit der beiden Weltkriege und trägt die Bezeichnung Brückenkopf. Denn es ist der Ort, an dem Erzherzog Karl von Österreich im Jahr 1799 von Büsingen her über zwei nebeneinanderliegende Pontonbrücken mit 30’000 Soldaten den Rhein überquerte, um mit den Schweizern gegen die Franzosen zu kämpfen. Frankreich habe dann wieder ausschliesslich den Schweizern gehört, kann man lesen. Über was für blutigen Boden wir da gehen. (Wer sich für die alte Geschichte interessiert, findet Hinweise unter «Rheinkastell».)

Nach der Rast zieht sich das Feld der Wandernden noch etwas mehr auseinander. Die einen nehmen den Geruch des nahen «Paradiesli» wahr und ziehen aus. Unterwegs sehen ein paar Wanderinnen die Iris sibirica, die Sibirische Schwertlilie, blühen und da und dort einen Weissdorn. Bald sieht man die Spitze der Kirche, die zum Kloster Paradies gehört. Hier lebten einst die Klarissenschwestern (Klara von Assisi, um 1200). Zu Anfang des 20. Jahrhunderts war es ein gutgehender Landwirtschaftsbetrieb. Die Georg Fischer AG kaufte 1918 den ganzen Betrieb, um die Versorgung ihrer Arbeiter sicherzustellen. Heute beherbergt das Kloster die Eisenbibliothek und das Firmenarchiv. Auch eine Fachbibliothek zum Thema Eisenverarbeitung ist darin untergebracht.

Geschafft – im „Paradiesli“ gibt es für alle ein leckeres Menü zur Stärkung.

Angekommen im Paradiesli

Schliesslich erreichen auch die letzten Fussgängerinnen das «Paradiesli». Tapfer haben alle bis zum Schluss durchgehalten. Die Tische direkt am Rhein sind schon gedeckt, Zettel mit den Angaben zu den Menüs liegen bereit. Bald haben alle ein kühles Getränk vor sich. Fröhlichkeit, Zufriedenheit, Stolz und Müdigkeit, all das kann ich in den Gesichtern lesen. Erleichterung darüber, dass alle da sind, verspüre vielleicht nur ich. Es ist für mich sehr schön, zu merken, dass ich gut gewählt habe mit diesem Restaurant und dass sich das bisschen Schweiss für alle gelohnt hat. Das Essen ist sehr gut. Alle drei Menüs finden Anklang. Die Zeit geht viel zu schnell vorbei.

Die kurze Wanderung zum Bahnhof Langwiesen nach dem obligaten Gruppenfoto kommt der Verdauung entgegen. Die Zeit, bis der Zug fährt, wird zum Weiterplaudern genutzt. In Etzwilen warten wir auf den Anschluss nach Winterthur. Dort angekommen, löst sich die stattliche Gruppe schnell auf. Auf dem gleichen Gleis fährt kurz darauf der Zug ein, der mich nach Weinfelden bringt.

Wir freuen uns alle auf den nächsten Ausflug. Per Car geht es nach Lützelflüh, wo wir uns auf Gotthelfs Spuren begeben. Kommst du mit?