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Freitag
15
August 2025

Das Rückenzentrum am KSW: Interdisziplinäre Exzellenz für eine optimale Patientenversorgung

Rückenschmerzen sind eine der häufigsten Beschwerden in der modernen Medizin und eine der Hauptursachen für Arbeitsausfall.

Chronische oder akute Beschwerden können den Alltag stark beeinträchtigen, indem sie die Bewegungsfreiheit einschränken, das seelische Wohlbefinden belasten und zu sozialer Isolation führen. Darüber hinaus haben sie oft weitreichende finanzielle Folgen, beispielsweise durch längere Arbeitsunfähigkeit oder die Notwendigkeit einer beruflichen Neuorientierung. Eine frühzeitige Diagnose und gezielte Therapie sind daher essenziell, um langfristige Beeinträchtigungen zu vermeiden. Das Rückenzentrum am Kantonsspital Winterthur bietet Patientinnen und Patienten mit Wirbelsäulen- oder Rückenmarkerkrankungen eine interdisziplinäre Betreuung auf höchstem Niveau. Experten aus Neurologie, Rheumatologie, Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie, Radiologie, interventioneller Radiologie, Schmerztherapie und Physiotherapie arbeiten hier eng zusammen, um individuell angepasste Behandlungskonzepte zu entwickeln.

Neurologie: Wenn Rückenschmerzen nicht gleich Rückenschmerzen sind

Ein zentraler Schwerpunkt des Rückenzentrums ist die präzise Differenzierung der Schmerzursachen. Häufige Ursache für Rückenschmerzen ist ein komplexes Zusammenspiel zwischen degenerativen Veränderungen an der Wirbelsäule, Nervenwurzelreizungen oder -kompressionen, Veränderungen der Schmerzverarbeitung, dem Verhalten der Betroffenen (Lifestyle) sowie sozialen und psychologischen Faktoren. Selten können Rückenschmerzen auch entzündlich bedingte Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis zugrunde liegen.

Engstellen, die Nervenstrukturen komprimieren, können zu neuropathischen, sogenannten radikulären Schmerzen in Armen und Beinen oder zur Claudicatio spinalis bis hin zu schweren Nervenausfallserscheinungen führen. Die klinischen Symptome geben initial oft präzise Hinweise auf die Schmerzquelle. Kommt es zur Chronifizierung, kann es jedoch zusätzlich zu überlappenden sogenannten pseudoradikulären Schmerz- und neurologischen Ausfallmustern kommen, was die Einschätzung erschwert. So können auch degenerative und muskuläre Beschwerden oder weiter peripher gelegene Nervenkompressionen wie das sehr häufige Karpaltunnelsyndrom zu ausstrahlenden Schmerzen führen, die von Nervenwurzelreizungen klinisch nicht immer klar zu unterscheiden sind.

Auf spinale Syndrome spezialisierte Neurologinnen/Neurologen und können mit Untersuchungsmethoden wie der Elektroneuromyographie (ENMG) und den somatosensibel oder motorisch evozierten Potenzialen (SSEP/MEP) zur Differenzierung zwischen radikulären und pseudoradikulären Symptomen beitragen. Auch der Schweregrad und die Prognose einer möglichen Nerven- oder Rückenmarksschädigung wird mit diesen Methoden erfasst, um allfällige weiterführende Behandlungen oder gar Operationen objektiv zu indizieren.

PD Dr. med. Hans-Georg Wirsching, Leiter der Neurologie am KSW, betont: «Durch unsere diagnostischen Verfahren können wir klare Aussagen darüber treffen, ob eine neurologische Beeinträchtigung vorliegt oder ob alternative Ursachen in Betracht gezogen werden sollten. Dies ermöglicht eine zielgerichtete Behandlung und hilft, unnötige Eingriffe zu vermeiden.»

Radiologie, Nuklearmedizin und Interventionelle Radiologie: Bildgebung und gezielte Eingriffe als Grundlage differenzierter Diagnostik und Therapie

Die Radiologie spielt eine zentrale Rolle in der Abklärung und Behandlung von Rückenbeschwerden. Konventionelle Röntgenaufnahmen ermöglichen eine erste Beurteilung der knöchernen Strukturen und liefern wichtige Hinweise auf degenerative Veränderungen, Frakturen oder Fehlstellungen. Ergänzend dazu erlaubt die moderne Schnittbildgebung mittels CT und MRT eine Darstellung der Bandscheiben, Gelenke, Nervenstrukturen, Weichteile sowie des Myelons und der Hirnhäute inkl. evtl. degenerativer, entzündlicher oder tumoröser Prozesse.

Dank MR-gezielter Darstellung peripherer Nerven, der sogenannten MR-Neurographie, können heute auch millimetergenau Nervenpathologien der Spinalnerven oder weiter peripher gelegener Nervenabschnitte identifiziert und diagnostiziert werden. Das KSW nimmt hierbei eine schweizweit führende Rolle ein.

Die Nuklearmedizin erlaubt es, mit Hilfe spezifischer Tracer in unklaren Fällen mögliche Schmerzquellen zu identifizieren, die durch eine rein anatomisch-morphologische Bildgebung nicht eindeutig zu identifizieren wären. Durch modernste nuklearmedizinische Verfahren können am KSW auch Aussagen über funktionelle oder metabolische Störungen des Achsenskeletts getroffen werden und somit umfassende Abklärungen diffiziler Beschwerdebilder erstellt werden.

Die interventionelle Radiologie bietet Optionen für minimalinvasive Behandlungen, die direkt am Schmerzursprung ansetzen und oft eine rasche Linderung ermöglichen. Zu diesen Verfahren zählen unter anderem:

  • Zementaugmentationstechniken wie Kyphoplastie, Vertebroplastie und Stentoplastie: Bei Wirbelkörperfrakturen – häufig durch Osteoporose oder Traumata – wird ein spezieller Knochenzement unter Bildkontrolle präzise in den betroffenen Wirbel eingespritzt. Dies stabilisiert die Struktur, lindert die Schmerzen oft unmittelbar und ermöglicht eine schnelle Mobilisierung.
  • Thermische Nervenablation: Bei chronischen Rückenschmerzen, insbesondere im Bereich der kleinen Wirbelgelenke (Facettengelenke), kann durch gezielte Verödung der schmerzleitenden Nervenfasern mit Radiofrequenz oder hochfrequentem Ultraschall (HIFU) eine anhaltende Schmerzlinderung erzielt werden.

Dank dieser schonenden Verfahren können viele Patientinnen und Patienten von einer effektiven Schmerztherapie profitieren, ohne dass eine Operation notwendig ist.

Prof. Dr. med. Roman Guggenberger, Leiter der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, unterstreicht den interdisziplinären Ansatz dieser Verfahren: «Die am KSW traditionell entstandene enge Zusammenarbeit mit den anderen Fachdisziplinen, insbesondere den Kolleginnen und Kollegen der Neurologie und der Neurochirurgie, stellt sicher, dass die interventionellen Massnahmen in ein ganzheitliches Behandlungskonzept eingebettet sind.»

Notfallindikationen: Wann ist eine sofortige Abklärung notwendig?

Rückenschmerzen sind in vielen Fällen harmlos, doch bestimmte Symptome erfordern eine sofortige Abklärung. Insbesondere Lähmungen, plötzlicher Kraftverlust oder Störungen der Blasen- und Darmfunktion können auf eine schwerwiegende neurologische Beeinträchtigung hinweisen. In solchen Fällen ist eine notfallmässige Abklärung erforderlich, da ein rasches Eingreifen bleibende Schäden verhindern kann. Bei begleitender Verschlechterung des Allgemeinzustands oder Fieber müssen eine schwerwiegende Infektion oder eine Neoplasie an der Wirbelsäule gesucht werden. Bei älteren Patientinnen und Patienten und nach einem Unfall ist an eine Fraktur zu denken.

Neurochirurgie: Wenn eine Operation notwendig ist

Obwohl viele Rückenprobleme konservativ behandelt werden können, gibt es Situationen, in denen eine Operation unumgänglich ist. Eine klare Indikation stellen Nervenkompressionssyndrome mit höhergradigen Ausfallerscheinungen dar. Bei immobilisierenden Schmerzen im Rahmen einer osteoporotischen Fraktur kann eine chirurgische Intervention notwendig werden, um die Folgen der Bettlägerigkeit zu verhindern. Die Klinik für Neuro- und Wirbelsäulenchirurgie setzt zunehmend auf minimalinvasive Verfahren, die das Gewebe schonen und eine rasche Genesung ermöglichen. Dank fortschrittlicher Bildgebungsverfahren, intraoperativer Navigation, intraoperativem Neuromonitoring und dem Einsatz von Augmented Reality können Operationen heute noch präziser und sicherer durchgeführt werden.

  • Mikrochirurgische Dekompression mit minimalinvasiver Technik: zur Entlastung des Rückenmarks oder der Nervenwurzel, ohne die Stabilität der Wirbelsäule zu beeinträchtigen; mit der Verwendung der intraoperativen Bildgebung und Navigation ist es einfacher und sicherer, den exakten Bereich zu lokalisieren und Nachbarstrukturen zu schützen.
  • Minimalinvasive Spondylodese: schonender Zugang mit speziellem Instrumentarium, Nutzung von intraoperativer 3-D-Bildgebung und Navigation für exakte Schraubenplatzierung. Geringeres Risiko für postoperative Komplikationen sowie schnellere Mobilisation.
  • Endoskopische minimalinvasive Bandscheibenoperationen: Endoskopische Instrumente ermöglichen einen kleinen Hautschnitt und direkte Sicht auf das betroffene Gewebe. Die Vorteile sind eine schnelle Erholung, weniger Schmerzen, geringere Narbenbildung sowie rascher Wiedereinstieg in den Alltag.
  • Augmented Reality kann eingesetzt werden, um den Eingriffsbereich virtuell zu projizieren und die anatomischen Strukturen zu verdeutlichen.
  • Kyphoplastie, Vertebroplastie und Stentoplastie: Stabilisierung von Wirbelkörperfrakturen, z. B. infolge von Osteoporose oder Unfällen. Minimalinvasives Einspritzen von flüssigem «Zement» in den frakturierten Wirbel, um ihn zu stützen und die ursprüngliche Höhe weitgehend wiederherzustellen: rasche Schmerzlinderung, kurze Operations- und Rehabilitationszeit. Dank intraoperativer Navigation und Bildgebung zur Zementplatzierung Minimierung von Komplikationen und Erholung innert weniger Stunden.

Dr. med. Lukas Wildi, Leiter der Rheumatologie am KSW, betont: «Trotz allen modernen apparativen und laboranalytischen Abklärungsmethoden bleiben die ausführliche Anamnese und die gründliche klinische Untersuchung die wesentlichsten Eckpfeiler für die Therapieplanung und die operative Indikation.»

Prof. Dr. Alex Alfieri, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie, erläutert: «Durch den interdisziplinären Austausch können wir Operationen sehr gezielt indizieren. Zudem sorgt das intraoperative Monitoring dafür, dass mögliche Beeinträchtigungen des Rückenmarks während des Eingriffs sofort erkannt und geeignete Gegenmassnahmen eingeleitet werden können. Der Einsatz moderner, schonender Technologien (Navigation, Endoskopie, intraoperative Bildgebung) ermöglicht eine rasche Erholung und Rückkehr in die Arbeits- und Sozialwelt.»

Physiotherapie: Bewegung als Schlüssel zur Heilung

Die Physiotherapie spielt eine zentrale Rolle in der Behandlung von Rückenbeschwerden und ist sowohl in der konservativen als auch in der postoperativen Rehabilitation essenziell. Die Physiotherapie am KSW orientiert sich an internationalen Richtlinien und verfolgt einen evidenzbasierten Ansatz.

Sandra Schulthess, klinische Spezialistin Rücken und Physiotherapeutin des Fachteams Rücken am Institut für Therapien und Rehabilitation, erklärt: «Unsere physiotherapeutischen Konzepte sind individuell abgestimmt und helfen den Patientinnen und Patienten, möglichst rasch wieder in ihren Alltag zurückzukehren. Dabei setzen wir gezielt Bewegung ein, um körperliche Funktionen zu Verbesserung und Veränderungen des Schmerz- und Bewegungsverhaltens im Alltag umsetzen zu können.»

Nach einer Rückenoperation wird ein spezielles Bewegungsprogramm angeboten, das Risiko- und Förderfaktoren für die Heilung adressiert und die optimale Reintegration in den Alltag unterstützt. Dabei stehen im Vordergrund:

  • die Förderung von gesundem Bewegungsverhalten
  • die Stärkung von körperlichen Strukturen und Funktionen
  • das Erarbeiten von aktiven Strategien zur Schmerzkontrolle

Rheumatologie: Entzündliche Ursachen frühzeitig erkennen

Nicht jeder Rückenschmerz ist mechanischer Natur. Rheumatische Erkrankungen wie die Spondyloarthritis oder andere entzündliche Prozesse können ebenfalls zu chronischen Beschwerden führen. Eine frühzeitige Diagnosestellung ist entscheidend, um eine Therapie einzuleiten.

Dr. med. Lukas Wildi, Chefarzt der Rheumatologie, erklärt: «Unsere Hauptaufgabe ist es, entzündliche Ursachen von degenerativen oder neurologischen Erkrankungen abzugrenzen, weil sich die therapeutischen Konzepte fundamental unterscheiden. In vielen Fällen können wir mit modernen Medikamenten oder Infiltrationstherapien eine deutliche Verbesserung der Beschwerden erreichen.»

Schmerzzentrum: Mehr Lebensqualität durch interdisziplinäre Behandlung mit definierten Patientenpfaden

In enger Abstimmung mit unseren internen Partnerdisziplinen erstellen wir für unsere Patientinnen und Patienten ein individuell abgestimmtes Behandlungskonzept. Ein wichtiger Aspekt nebst der Schmerzlinderung durch invasive oder medikamentöse Therapien ist die Stärkung der Kompetenz der Patientinnen und Patienten, mit Schmerz im Alltag umzugehen, also der Schmerzkompetenz.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit: Das wöchentliche Rückenboard

Um eine optimale Therapieentscheidung zu gewährleisten, findet wöchentlich ein interdisziplinäres Rückenboard statt. Hier werden komplexe Fälle gemeinsam von Fachleuten aus Radiologie, Neuroradiologie, interventioneller Radiologie, Neurologie, Neurochirurgie, Rheumatologie, Schmerztherapie und Physiotherapie besprochen. Ziel ist es, eine ganzheitliche und für die Patientin resp. den Patienten bestmögliche Therapieempfehlung zu erarbeiten.

Portrait von Prof. Dr. med. Alex Alfieri

Prof. Dr. med. Alex Alfieri

Chefarzt
Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie

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PD Dr. med. Hans-Georg Wirsching

Chefarzt und Klinikleiter
Klinik für Neurologie
Stroke Unit

 

 

Klinische Schwerpunkte

Akutneurologie
Epileptologie
Periphere Neurologie
Neuroonkolog…

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Portrait von Dr. med. Lukas Wildi

Dr. med. Lukas Wildi

Chefarzt
Rheumatologie

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Portrait von PD Dr. med. Arash Najafi

PD Dr. med. Arash Najafi

Stv. Chefarzt Interventionelle Radiologie
Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin

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Portrait von Prof. Dr. Roman Guggenberger

Prof. Dr. med. univ. (A) Roman Guggenberger

Klinikleiter und Chefarzt
Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin

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Portrait von Julian Wiedenbach

Julian Wiedenbach

Fachteamleiter
Physiotherapeut
Fachteam Rücken, Beckenboden und Mental Health
Institut für Therapien und Rehabilitation

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Gemeinsam für Ihre Wirbelsäule

Das Rückenzentrum vereint Experten aus Radiologie, Neuroradiologie, interventioneller Radiologie, Neurologie, Neurochirurgie, Rheumatologie, Schmerztherapie und Physiotherapie für eine umfassende Behandlung von Rückenleiden. Gemeinsam bieten sie eine ganzheitliche Versorgung für unsere Patientinnen und Patienten.

Rückenzentrum

Das Rückenzentrum des KSW ist ein Kompetenzzentrum für Rückenleiden, das sich aus einem multidisziplinären Team zusammensetzt.
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