Was suchen Sie?
Mittwoch
09
Juni 2021

Nachruf auf Marco Decurtins Chirurg, Bergsteiger und Fussballfan

Prof. Dr. med. Marco Decurtins hat fast zwei Jahrzehnte lang die Entwicklung der Chirurgie am KSW geprägt und dabei unzählige Patientinnen und Patienten behandelt. Marco Decurtins war nicht nur Arzt, sondern auch passionierter Bergsteiger und Fussballfan.

Marco Decurtins wurde am 18. Oktober 1952 geboren und ist in Tinizong am Julierpass aufgewachsen. Seine Bündner Herkunft hat ihn nachhaltig geprägt und mit Stolz erfüllt. Nach dem Medizinstudium in Zürich begann er 1979 am Universitätsspital in Zürich seine chirurgische Ausbildung zum Visceral- und Thoraxchirurgen. Weiterer Stationen führten ihn nach Köln und Cambridge, wo er das noch junge Spezialgebiet der Transplantations-Chirurgie erlernte und 1986 die erste Lebertransplantation am USZ durchführte. Im Alter von 40 Jahren wurde er 1993 zum Chefarzt Chirurgie ans Kantonsspital Winterthur gewählt, bis 2012 leitete er das Departement Chirurgie. Während fast zwei Jahrzenten hat er somit die Entwicklung der Chirurgie am KSW und die Ausrichtung des Spitals massgeblich mitgeprägt.

In der Spezialisierung liegt die Zukunft

Seine hervorragendsten Eigenschaften waren zukunftsorientiertes, klares und schnelles Denken und Handeln, verbunden mit der Fähigkeit, junge Talente in seinem Team zu fördern. Marco Decurtins verstand es, ein riesiges Arbeitspensum als Operateur, Arzt, Lehrer, Klinikleiter und Standespolitiker dank seiner effizienten und pragmatischen Art rasch und schnörkellos zu erledigen. Daneben fand er aber auch Zeit für Fussball und seine wöchentlichen Jass-Runden.

Schon früh erkannte er, dass die Zukunft der Chirurgie in der Spezialisierung liegt. So hat er die Chirurgie am KSW von einer Klinik mit Chef- und Co-Chefarzt sowie fünf Leitenden Ärzten zu einem Departement umstrukturiert, das sieben Kliniken umfasst, die je von einem Chefarzt mit abschliessender fachlicher Verantwortung geführt werden. Das war für den damaligen Zeitgeist des «alles-könnenden» Chef-Chirurgen bemerkenswert.

Auf die höchsten Bündner Berge

Einmal hat uns Marco verraten, dass er – seinem Idol Pelé folgend – lieber Fussball-Star geworden wäre. Er habe aber erkannt, dass sein Talent dazu nicht ausreiche und er in der Chirurgie mehr erreichen könne. Seine Passion für den Fussball hat er immer behalten, aktiv im Seniorenclub gespielt und kaum einen grossen Champions-League Match verpasst.

Eine weitere Passion waren die Bündner Berge. Es war sein Ehrgeiz, die schönsten und höchsten Bündner Berge einmal bestiegen zu haben – das hat er mit einem Team aus seiner Klinik geschafft und ist nach Touren auf Piz Palü und Piz Morteratsch 2010 auf dem höchsten Gipfel der Ostalpen, dem Piz Bernina, gestanden.

2012 hat ihn eine Krankheit gezwungen, seine berufliche Tätigkeit viel zu früh und abrupt aufzugeben. Am 4. Mai 2021 ist er im Alter von 68 Jahren nach langer schwerer Krankheit verstorben. Die KSW-Mitarbeitenden und all die Patientinnen und Patienten, denen er durch seine exzellenten chirurgischen Fähigkeiten geholfen hat, werden Marco als Mensch und Arzt in bester Erinnerung behalten.

Rolf Zehnder, Spitaldirektor, Stefan Breitenstein, Direktor Departement Chirurgie, und Pius Wigger, ehemaliger Chefarzt an der Klinik für Gefässchirurgie