X-Beine / O-Beine
Während des Wachstums treten beim gesunden Kleinkind meist leichte X-Beine auf. Bei einer deutlichen Asymmetrie, bei sehr starker Ausprägung der Fehlstellung oder falls sich diese bis ins Alter von rund 10 bis 11 Jahren nicht begradigt, ist eine fachärztliche Abklärung sinnvoll.
Ursache
Während des Wachstums verändern sich sowohl die Beinachsen, als auch die Beindrehung. Beim Säugling bestehen meist leichte O-Beine, beim Kleinkind zwischen 2 bis 5 Jahren dann leichte X-Beine. Bis zum Schuleintritt kommt es bei der Mehrzahl der Kinder zur Begradigung der Beine.
Abweichungen von dieser normalen Entwicklung treten oftmals durch Erkrankungen des Knochenstoffwechsels auf. Am bekanntesten ist der ausgeprägte Vitamin-D-Mangel (Rachitis). Es kommen hingegen auch Schädigungen der Wachstumsfuge aufgrund von Unfällen, stetiger Überlastung durch Sport oder Übergewicht vor.
Häufigkeit
X-Beine im Alter von 3 Jahren sind eher die Regel als die Ausnahme. Eine Angabe zur Häufigkeit von Abweichungen der Beinachsen im Erwachsenenalter kann nicht gemacht werden, da die Abgrenzung von normal zu krumm fliessend ist.
Symptome und Beschwerden

Die Verbindungslinie zwischen der Hüftgelenksmitte und des Kniegelenksmitte zeigt die Abweichung
X- oder O-Beine verursachen im Kindes- und Jugendalter in den meisten Fällen keine Schmerzen. Bei X-Beinen bestehen gelegentlich Beschwerden durch das Aneinanderstossen der Knie-Innenseiten, seltener auch ziehende Schmerzen an der Knie-Innenseite unter Belastung. Viel häufiger beklagt man die kosmetische Beeinträchtigung.
Längerfristig besteht durch die Abweichung der Knieachsen eine verstärkte Kniebelastung auf der Innenseite (bei O-Beinen) oder Aussenseite (bei ausgeprägten X-Beinen). Diese führt unter Umständen zu einer vorzeitigen Abnutzung des Kniegelenkes im Erwachsenenalter. Deswegen ist eine fachärztliche Beurteilung einer deutlichen Beinfehlstellung sinnvoll, wenn diese auch nach dem 10. Lebensjahr bestehen bleibt.
Während des Wachstumsalters kann noch eine Korrektur mittels Wachstumslenkung erfolgen.
Untersuchung
Eine Fehlstellung der Beinachsen stellt man i.d.R. durch eine Untersuchung fest.
Einerseits misst man das Ausmass einer X-Beinstellung durch das Messen des verbleibenden Abstandes zwischen den Innenknöcheln bei ganz zusammengeführten Knie-Innenseiten.
Bei O-Beinen hingegen verbleibt ein Abstand zwischen den Knie-Innenseiten bei zusammengeführten Knöcheln. Anhand eines Röntgenbildes der ganzen Beine kann das Ausmass genau gemessen werden.
Behandlung
Bei Verdacht auf eine mögliche Störung des Knochenstoffwechsels führt man eine Blutuntersuchung durch. Solche Störungen behandelt man oft mit Vitamin D oder anderen Medikamenten, sind aber bei uns eher eine Seltenheit. Eine Therapie mit Schienen ist für X- oder O-Beine nicht sinnvoll.
Solange das Wachstum der Beine noch nicht abgeschlossen ist, kann eine Fehlstellung der Beinachsen mit einer Wachstumslenkung korrigiert werden. Dabei bringt man eine Klammer oder ein Plättchen zum Bremsen des Wachstum auf der Knie-Innenseite oder Knie-Aussenseite an.

X-Bein-Fehlstellung des rechten Beines mit eingesetztem Plättchen zur Wachstumslenkung
Durch das ungleichmässige Wachstum kommt es zur Begradigung der Beine. Dann entfernt man die Klammer oder das Plättchen. Diese Operation ist durch einen sehr kleinen Schnitt möglich und erlaubt auch eine sofortige volle Belastung des Beines.
Nach Wachstumsabschluss hingegen kann eine Achsfehlstellung nur durch eine Knochendurchtrennung (Osteotomie) korrigiert werden. Ein solcher Eingriff ist deutlich aufwändiger: es ist eine Entlastung über mindestens 6 Wochen notwendig. Sport oder eine körperlich belastete Tätigkeit kann meist über mehrere Monate nicht ausgeführt werden. Deswegen führt man solche Osteotomien lediglich bei deutlichen Beschwerden oder sehr ausgeprägter Fehlstellung durch.