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Burnout bei Kindern und Jugendlichen

Burnout bei Kindern und Jugendlichen: Immer häufiger klagen Kinder über Erschöpfung und Antriebslosigkeit. Manche von ihnen leiden unter dem ständigen Erfolgs- und Leistungsdruck.

Burnout ist vor allem als Krankheit von Berufstätigen bekannt. Permanente Erschöpfung tritt allerdings häufig auch bei Kindern und Jugendlichen auf – Überforderung und Überlastung können zu Lustlosigkeit, Leistungsabfall und Depression führen.

Schwere psychische Belastungen und Erkrankungen zählen in jedem Lebensalter zu den häufigsten Krankheitsursachen überhaupt. Die Auswirkungen für Betroffene, die Umgebung und die Gesellschaft sind gross.

Schmerzen oder psychische Störungen sind nicht so sichtbar wie ein gebrochenes Bein. Wenn der Alltag zu Hause, in der Schule oder im Beruf nicht mehr funktioniert und Leiden entsteht, wenn man selbst oder die Familie nicht mehr weiterkommt, ist professionelle Hilfe wichtig, zum Beispiel von Psychologinnen und Psychologen.

Die Einschätzung der Situation erfordert neben viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen ein umfangreiches Wissen aus Medizin, Psychiatrie/Pädiatrie/Neurologie, Psychologie, Pädagogik und Psychotherapie.

Burnout bei Kindern und Jugendlichen KSW

Immer häufiger klagen Kinder über Erschöpfung und Antriebslosigkeit. Manche leiden unter dem ständigen Erfolgs- und Leistungsdruck.


Nicht jeder Stress führt zu Burnout

Nicht jedes Stress- oder Erschöpfungsgefühl ist jedoch ein Burnout bei Kindern und Jugendlichen. Oft kann es sich um ein kurzfristiges Problem handeln. Körperlicher und sozialer Ausgleich zum Stress im Alltag und verlässliche Beziehungen sind deshalb wichtig.

Ständig auf WhatsApp, Instagram oder Facebook, ein Tag gefüllt mit Schule und Aktivitäten – so sieht heute der Alltag vieler Kinder und Jugendlicher aus. Sie kommen nicht zur Ruhe.

Da wurde die Corona-Pandemie für unsere Gesellschaft zu einer Zäsur mit dramatischen Auswirkungen viele Kinder, Jugendliche und Familien. Zwangsläufig stellte sich für viele Entschleunigung, das Gegenteil der gewohnten Ruhelosigkeit ein. Das hatte auf vielfältige Weise anhaltend nachteilige Effekte zur Folge, regte aber auch zum Nachdenken über unseren Lebensstil und die Sinnhaftigkeit unseres Tuns an.

Die Rückkehr zum gewohnten Tempo und der enormen Dichte des Alltags mit hohen Leistungsansprüchen in den verschiedenen Lebensbereichen wie Schule, Beruf, aber auch in der Freizeit kann Kinder überfordern und erschöpfen.

In der Fachliteratur ist Burnout nicht als medizinische Diagnose, sondern als gesundheitsbeeinflussender Faktor geführt, gewissermassen als Risikofaktor für die Entstehung von Krankheiten wie Depression oder Sucht.

In einer Ära ständiger Veränderungen, hoher Informationsdichte und -verfügbarkeit, Digitalisierung und Gleichzeitigkeit von Prozessen und Ereignissen stehen wir vor der Herausforderung, zu priorisieren und uns abzugrenzen, um von der Fülle an Eindrücken und Einflüssen nicht überwältigt zu werden.

«Die Eltern und die Schule und damit die Kinder und Jugendlichen werden permanent mit höheren Ansprüchen konfrontiert.»
Dr. med. Kurt Albermann, Chefarzt Sozialpädiatrisches Zentrum SPZ

Angesichts dieser Entwicklung erleben viele Jugendliche eine hohe Erwartungshaltung, Leistungsdruck, ein hohes Tempo in der Schule, im Elternhaus, im sozialen Umfeld und in der Freizeit.


Betroffene Persönlichkeiten

Erschöpfungssyndrome wie Burnout werden immer auch in den Medien kommuniziert. Natalie Rickli oder Sahra Wagenknecht sind Beispiele für namhafte Frauen aus der Politik, Sven Hannawald ein erfolgreicher Skispringer, die sich öffentlich zu ihrem mittlerweile zurückliegenden Burnout bekannt haben.

Statistische Zahlen belegen, dass fast jedes zweite Kind über aktuelle oder zurückliegende psychosomatische Beschwerden berichtet. Mit den Lockdowns in der Covid-19-Krise hat dieser Anteil noch zugenommen. Eltern sind dadurch stark gefordert, aber häufig auch überfordert. Überlastungs- und Erschöpfungssymptome während der Schulzeit oder zu Beginn von Studium oder Ausbildung sind keine Seltenheit.


Präventiv gegen Burnout

Ein bedeutsamer Faktor bei der Prävention ist die Schule. Für eine gesunde Entwicklung sollten Kinder und Jugendliche ihren individuellen Begabungen entsprechend gefördert werden. Als Prävention gegen Burnout bei Kindern sollten sich Lernziele an den Fähigkeiten der Kinder orientieren.

Dazu sollte an den Schulen gemeinsam mit Lehrpersonen, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern eine gemeinsame Kultur gegenseitiger Wertschätzung, des Lernens und Wachsens geschaffen werden. Das Vermitteln von Achtsamkeit, Selbstwirksamkeit, Lern- und Bewältigungsstrategien sowie sozioemotionaler Kompetenzen, sich gesund zu ernähren und ausreichend zu bewegen sind weitere präventive Massnahmen.

In einem kreativen Umfeld gelingt es Kindern und Jugendlichen, intrinsische Motivation und Freude an nachhaltigem Lernen zu entwickeln. Das bedeutet «Schule fürs Leben, nicht Leben für die Schule».

Zudem sollten die Eltern den Medienkonsum ihrer Kinder überprüfen. Dabei ist es wichtig, gemeinsam mit dem Kind eine altersangemessene Zeitdauer für die Nutzung zu definieren.

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Eltern sollten gemeinsam mit dem Kind eine altersangemessene Zeitdauer für die Nutzung von Medien definieren.

Die Leistungsanforderungen sind gestiegen, die Erwartungen an die individuelle Performance sind hoch. Junge Leute suchen Kontakt, Akzeptanz und Herausforderungen, vergleichen sich untereinander. Dazu tragen heute vor allem auch soziale Netzwerke bei.

«Ständige Bewertung, Vergleiche und Online-Präsenz in allen Bereichen wird zwar selten so wahrgenommen. Sie stellt aber eine enorme Belastung dar und schafft hohen Druck.»
Dr. med. Kurt Albermann, Chefarzt Sozialpädiatrisches Zentrum SPZ


Wie alles beginnt

Ein Erschöpfungssyndrom beginnt schleichend, Familie und Freunde und auch Betroffene selbst merken das nicht gleich. Hinweise für chronische Überlastung zeigen sich bei Kindern häufig durch Kopf- und Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen. Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Muskelverspannungen und Leistungseinbrüche können hinzukommen.

Das Gefühl, ständig ausgelaugt, nichts wert zu sein oder zu versagen, innere Leere, Spielunlust oder vermehrtes Gamen oder Medienkonsum führen zu sozialem Rückzug und Isolation – und die Symptome nehmen weiter zu.

Kinder und Jugendliche mit psychisch oder suchterkrankten Eltern sind in diesem Kontext einem zusätzlichen Risikopotential ausgesetzt. Dennoch werden die Bedürfnisse dieser Kinder häufig übersehen, es muss mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet werden.


Immer schneller, immer weiter und höher

Ein wenig liegt das in der Natur des Menschen. Der Grund ist: Das Belohnungssystem des Gehirns wird so stimuliert und das führt zu Lustgewinn.

Allerdings können überhöhte Leistungsansprüche und suchtartiger Medien- oder Drogenkonsum sich gegenseitig bedingen. Auf unterschiedliche Weise führen sie zum Beispiel zu reduziertem Schlaf, zu Schlafstörungen, zu Stress und Überlastung, respektive können eine Folge davon sein.

Der Gehirnstoffwechsel von Jugendlichen funktioniert anders, häufige und extreme Stimmungsschwankungen sind nicht selten. Dazu zählt auch Niedergeschlagenheit oder impulsives Verhalten. Anhaltend abweichendes Verhalten, wie Selbstverletzungen oder Drogenkonsum oder Hinweise für eine depressive Störung bedürfen der Abklärung und Unterstützung durch eine Fachperson.

Damit es nicht so weit kommt, sollten sich Jugendliche frühzeitig Hilfe holen. Die erste Anlaufstelle sind häufig die Familie, gute Freunde, Verwandte oder auch eine Lehrperson. Fachstellen, Telefonberatung aber auch anonyme Online-Chats bieten gut erreichbare und kompetente Ansprechpartner.

Wenn dieser erste Schritt getan ist, geht es darum, die aktuellen Stressfaktoren zu verstehen – und für Entlastung zu sorgen.

«Bekanntlich ist weniger oftmals mehr. Aber es geht nicht darum, einfach weniger zu machen. Denn es gibt guten Stress und schlechten Stress. Den Musikunterricht oder das Sporttraining sollte niemand streichen.»
Dr. med. Kurt Albermann, Chefarzt Sozialpädiatrisches Zentrum SPZ

Wenn hingegen Freizeitbeschäftigungen durch (zu) hohe Leistungsansprüche den Grund für chronische Überlastung darstellen, sind auch diese zu hinterfragen.

Wirklich verhindern lassen sich psychische Erkrankungen nur bedingt. Verschiedene Temperamentseigenschaften tragen dazu bei, sich bei ungünstigen Bedingungen rasch zu stabilisieren. Auch ein vertrauensvolles Verhältnis zu den Eltern, stabile Beziehungen und das Gefühl von Geborgenheit fördere die seelische Balance.

Es braucht auch eine Abgrenzung von Burnout und Depression. Beides kann gleichzeitig auftreten, doch braucht es auch Differenzierung. Beides ist ernst zu nehmen und angemessen zu behandeln.


Burnout bei Kindern und Jugendlichen verhindern

Chronische Überforderung und Burnout bei Kindern und Jugendlichen lassen sich wirkungsvoll verhindern. Das geschieht durch eine sinnvolle Balance von Fordern, Fördern und Respektieren der individuellen Möglichkeiten und Grenzen.

«Im Hinblick auf die eigenen und auf die Ressourcen unseres Planeten würden Kinder und Jugendlichen im Grunde die Vorbildfunktion der Erwachsenen benötigen. Unsere Lebensentwürfe und das Primat einer permanenten Leistungs- und Gewinnoptimierung unserer Gesellschaft sind kritisch zu hinterfragen.»
Dr. med. Kurt Albermann, Chefarzt Sozialpädiatrisches Zentrum SPZ

Um gesund zu bleiben ist es wichtig, die Seele auch mal baumeln zu lassen und sich zu langweilen.

Sozialpädiatrisches Zentrum SPZ

Im Sozialpädiatrischen Zentrum (SPZ) betreuen und behandeln wir Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren.
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