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Operative Therapien – gezielt zu mehr Lebensqualität

Wenn die konservativen Behandlungen Ihre Lebensqualität nicht oder nicht im erhofften Ausmass verbessern, haben wir zahlreiche Möglichkeiten, Ihre Beschwerden mit einer operativen Therapie zu beheben.

Ob und wann ein operativer Eingriff durchgeführt wird, entscheiden Sie. Erfahrungsgemäss spielen dabei der individuelle Leidensdruck sowie die berufliche und familiäre Situation eine zentrale Rolle. Zu einer operativen Therapie raten wir nur dann, wenn Ihre Erkrankung bereits so weit fortgeschritten ist, dass sie nicht mehr konservativ behandelt werden kann. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Gebärmutter, die Harnblase oder der Darm nach aussen treten (ein sogenannter Vorfall oder Prolaps).


Blasenband und Gelpolster

Bei einer Belastungsinkontinenz haben sich zwei operative Therapien bewährt, die in der Regel unter örtlicher Betäubung ambulant durchgeführt werden:

  • Blasenband 
    Über die Scheide oder über einen Hautschnitt im Dammbereich hinter dem Hodensack wird ein synthetisches Band unter die Harnröhre gelegt. Auf diese Weise wird die Harnröhre gestützt. Unter Belastung, etwa beim Husten oder Joggen, dient das Band als Widerlager. Dadurch steigt der Druck in der Harnröhre, so dass es nicht mehr zu unwillkürlichem Urinverlust kommt.
  • Gelpolster
    Bei Frauen, die ein Blasenband nicht vertragen, kann die Harnröhre auch unterspritzt werden. Dabei wird im Rahmen einer Blasenspiegelung ein Gel injiziert. Das Polster, das dadurch entsteht, erzielt annähernd die gleiche Wirkung wie das Blasenband.

Erfahrene interdisziplinäre Teams führen die Operationen durch.


Botox für die Blasenmuskeln

Bei einer überaktiven Harnblase spritzen wir während einer Blasenspiegelung Botox (Botulinum-A-Toxin) direkt in den Blasenmuskel. Das verhindert, dass die Nervenfasern Signale an die Muskeln senden können. Der Blasenmuskel entspannt sich und zieht sich nicht mehr unwillkürlich zusammen. Dadurch normalisiert sich der Harndrang. Toilettengänge werden seltener und der ungewollte Urinverlust wird unterbunden. Botox setzen wir auch bei Schmerzen im Becken ein, um die Beckenbodenmuskulatur zu entspannen.


Sakrale Neuromodulation

Bei Urin- oder Stuhlinkontinenz, bei chronischer Verstopfung, bei Problemen, die Harnblase zu entleeren, sowie bei Schmerzen im Becken kann die Lebensqualität durch die sakrale Neuromodulation häufig verbessert werden. Dazu legen wir im Bereich des Kreuzbeins eine feine Elektrode an die Sakralnerven, die die Blase und den Darm steuern. Mit schwachen, nicht wahrnehmbaren Stromimpulsen regen wir die Nerven an. Im Therapieverlauf testen wir zuerst die Wirkung der Neuromodulation. Wenn sich die Symptome dabei deutlich reduzieren, implantieren wir oberhalb des Gesässes einen Schrittmacher dauerhaft unter die Haut.

Bei der sakralen Neuromodulation wird oberhalb des Gesässbereichs ein Schrittmacher (1) dauerhaft unter die Haut implantiert. Dieser gibt über eine feine Elektrode, die im Bereich des Kreuzbeins (2) an die Sakralnerven gelegt wird, schwache Stromimpulse ab.


Harnblase vergrössern oder entfernen

Falls weder Botox noch die sakrale Neuromodulation verhindern können, dass Sie in sehr kurzen Intervallen zur Toilette gehen müssen beziehungsweise inkontinent sind, haben wir für Sie trotzdem eine Lösung. In Frage kommt eine Operation, bei der wir die Harnblase entweder vergrössern oder entfernen. Wenn die Harnblase entfernt ist, können Sie den Harn über ein Stoma – einen künstlichen Blasenausgang – in einen Beutel entleeren oder über eine künstliche Harnblase, die wir aus dem Dünndarm fertigen, ableiten.


Rekonstruktion des Schliessmuskels

Stuhlinkontinenz wird häufig dadurch verursacht, dass der Afterschliessmuskel verletzt wurde. Das geschieht zum Beispiel bei einer schweren vaginalen Geburt, bei der die Muskulatur regelrecht auseinandergerissen wird. Zwar können wir solche Verletzungen gut operieren. Trotzdem führen wir diesen Eingriff heute nur noch selten durch. Die sakrale Neuromodulation ist häufig erfolgreicher und belastet Sie weniger.


Entfernung eines Darmabschnitts

Eine chronische Verstopfung kann verschiedene Gründe haben. Sie wird zum Beispiel dadurch verursacht, dass sich der unterste Teil des Dickdarms (Mastdarm) nach einer wiederholten Entzündung (Divertikulitis) verengt. Sie kann jedoch auch auf das Vorliegen von Dickdarm- oder Enddarmkrebs hinweisen. Äusserst selten führt das Fehlen einer Nervenausbildung im Dickdarm zu chronischer Verstopfung. In all diesen Fällen ist es nötig, den betroffenen Darmabschnitt operativ zu entfernen. Vor einer solchen Operation bereiten wir Sie im Rahmen des ERAS-Programms (Enhanced Recovery after Surgery) eingehend auf den Eingriff vor. Wir aktivieren Ihr Immunsystem und ergänzen Ihre Ernährung mit Nahrungszusätzen. Nach der Operation normalisiert sich die Darmpassage schnell und die Beschwerden werden spürbar gelindert. Wir unterstützen Sie dabei, indem wir Sie mobilisieren, um den Heilungsprozess zu beschleunigen.


Senkungsoperationen

Beckenbodensenkungen treten in den unterschiedlichsten Formen und Ausprägungen auf: So können sich die Gebärmutter, das Scheidenende (wenn Ihnen die Gebärmutter entfernt wurde), die Harnblase oder der Darm senken. Diese Erkrankungen haben einen unterschiedlichen Schweregrad und betreffen meist mehrere Organe gleichzeitig. Die meisten von ihnen können wir mit einem chirurgischen Eingriff behandeln. Dabei geht es stets darum, die Anatomie zu rekonstruieren und die Funktion von Blase, Scheide, Darm und Damm so gut wie möglich wiederherzustellen.

  • Stabilisierung durch Bänder
    Wenn sich das Scheidenende oder die Harnblase senken, ist es Standard, sie neu am Kreuzbein aufzuhängen. Gerade für jüngere, sportlich aktive Frauen gibt es heute jedoch eine Alternative. Dabei werden die natürlichen Bänder des Körpers imitiert und an der Bauchwand befestigt. Beide Methoden stabilisieren die Scheide und die Harnblase in ihrer normalen Lage, so dass sie sich unter Belastung nicht mehr senken. Solche Operationen führen wir im Rahmen einer Bauchspiegelung durch, unter anderem mit dem Da-Vinci-Roboter (roboterassistierte laparoskopische Sakrokolpopexie). In raren Ausnahmefällen ist ein Bauchschnitt nötig, durch den ein Implantat in den Körper eingebracht wird, das im Lauf der Zeit einheilt.
  • Verstärkung durch die Scheide
    Die Standardoperation bei Senkungsleiden bei Frauen ist, die Gebärmutter von der Scheide her zu entfernen. Darüber hinaus ist die Raffungsoperation von der Scheide her und die Aufhängung der Scheide an körpereigenen Bändern im Becken gebräuchlich. Für diese Eingriffe nutzen wir körpereigenes Bindegewebe. Alle Eingriffe sind über Jahrzehnte erprobt und haben den Vorteil, dass kein Fremdmaterial, wie zum Beispiel Kunststoffbänder, verwendet werden muss.
  • Verstärkung mit Implantaten
    In schwierigen Fällen wie etwa bei wiederholten Senkungsproblemen fixieren wir die betroffenen Organe durch die Scheide oder setzen synthetische Implantate ein, da das körpereigene Gewebe nicht mehr stark genug ist, um die Organe zu stabilisieren. Gerade ältere Frauen profitieren davon, dass diese Eingriffe unter Teilnarkose (Spinalanästhesie) durchgeführt werden und sie deshalb wenig belasten.
  • Darmfixierung (Rektopexie)
    Bei einem Darmvorfall, bei dem Darmanteile aus dem Anus austreten, können wir den Darm so fixieren, dass er sich nicht mehr senken und austreten kann (Rektopexie). Dieser Eingriff wird in aller Regel im Rahmen einer Bauchspiegelung minimalinvasiv durchgeführt und nur in seltenen Fällen über einen Bauchschnitt. Bei diesem Eingriff ziehen wir den Enddarm nach oben und legen ein Netz auf den Darm, das wir am Enddarm und am Kreuzbein fixieren. Die Operation dauert rund zwei Stunden; danach bleiben Sie zwei bis vier Tage im Spital. Bei Erkrankungen im letzten Teil des Dickdarms (Mastdarm) können wir gleichzeitig mit der Darmfixierung den Mastdarm entfernen (Resektionsrektopexie).
  • Rektale Resektion
    Wenn Sie ein deutlich erhöhtes Narkoserisiko haben und an einem Enddarmvorfall (Prolaps) leiden, ist die sogenannte rektale Resektion eine schonende Alternative zur Bauchspiegelung. Zuerst entfernen wir die überschüssige Schleimhaut. Anschliessend raffen wir die Darmwand mit Nähten. Als Folge davon bleibt die Ausstülpung hinterher oberhalb des Schliessmuskels und des Beckenbodens. Diese Operation kann auch mit einem Klammernahtgerät durchgeführt werden und dauert lediglich rund dreissig Minuten.


Prostataoperationen

Wenn Männer Probleme haben, ihre Harnblase zu entleeren, oder unter Inkontinenz leiden, kann das von einer gutartigen Vergrösserung der Prostata verursacht worden sein. Ist sie vergrössert, verengt sich die Harnröhre. Dadurch braucht es mehr Kraft, um die Blase zu entleeren. Bei vielen Patienten können die Beschwerden mit Medikamenten behandelt werden. Sind diese unwirksam, gibt es diverse operative Therapien als Alternative:

  • Elektrischer Strom
    Bei der Standardbehandlung – der sogenannten kleinen Prostataoperation – wird die Prostata über die Harnröhre mit elektrischem Strom ausgeschält. Als Folge davon ergiesst sich der Samen beim Orgasmus jedoch in die Harnblase.
  • Wasserdampf (REZUM-Verfahren)
    In bestimmten Fällen ist die Injektion von Wasserdampf eine Alternative zur kleinen Prostataoperation, um den Samenerguss zu erhalten.
  • Minimalinvasiver Eingriff mit dem Da-Vinci-Roboter (roboterassistierte laparoskopische Adenomenukleation der Prostata)
    Besonders stark vergrösserte Prostatadrüsen können weder durch elektrischen Strom noch durch Wasserdampf effizient verkleinert werden. In solchen Fällen ist eine minimalinvasive Operation mit dem Da-Vinci-Roboter notwendig, die Sie kaum belastet, um die Prostata zu entfernen.

Welche Therapie die sinnvollste ist, können wir erst nach gründlichen Untersuchungen und Abklärungen beurteilen. Letztlich entscheiden jedoch Sie als Patient, welche Therapie für Sie am besten ist.


Kunststoffschlingen / künstlicher Schliessmuskel

Nach einer Operation wegen Prostatakrebs haben die Patienten oft das Problem, den Urin nicht mehr halten zu können. Dafür verantwortlich ist meist der Beckenboden, der zu schwach ist. In diesem Fall versuchen wir zuerst, die Beckenbodenmuskulatur mit Physiotherapie wieder aufzubauen. Unterstützend nutzen wir je nach Bedarf Medikamente aus der Gruppe der Antidepressiva, die die Spannung des Beckenbodenmuskels erhöhen können. Helfen keine dieser Massnahmen, können wir unterhalb der Harnröhre eine Kunststoffschlinge implantieren oder einen künstlichen Schliessmuskel. Welches der beiden Operationsverfahren geeignet ist, klären wir sorgfältig ab. Die Entscheidung liegt dagegen ganz bei Ihnen.