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«Es fühlte sich an wie eine Regendusche»

Beckenbodenbeschwerden sind oftmals nicht nur sehr schmerzhaft. Viele Frauen schämen sich deswegen und isolieren sich sozial. Nicht so Patientin J. S. aus dem Zürcher Oberland. In diesem Erfahrungsbericht erzählt Sie uns von ihrer Erfahrung, möchte verständlicherweise jedoch anonym bleiben.

Wann haben Sie erstmals Beschwerden verspürt?

Das war im letzten März. Da verspürte ich öfter undefinierbare Schmerzen im Unterleib. Auch konnte ich den Gang aufs WC nicht mehr allzu lang aufschieben. Zudem konnte ich nicht mehr richtig Wasser lösen; es fühlte sich mehr an wie eine «Regendusche». Als ich dann an einem Donnerstagabend von der Arbeit heimkam, realisierte ich erstmals, dass etwas Ballonähnliches (Gebärmutter) ca. 1–2 cm aus meiner Scheide ragte. Das war ein sehr unangenehmes Gefühl, als hätte ich einen Fremdkörper in meiner Scheide.

Wie haben Sie darauf reagiert?

Das war schon ein Schock. Nachdem ich «Dr. Google» konsultiert hatte, konnte ich mich ein wenig beruhigen. Schnell habe ich gemerkt, dass ich mit dem Problem offenbar nicht allein war. Ich habe dann am darauffolgenden Montag meinen Frauenarzt angerufen. Ich war etwas beruhigt, da die Arztgehilfin mir sagte, es könne weiter nichts passieren. Zudem hatte ich keine starken Schmerzen.

Was hat Ihr Frauenarzt zu Ihrem Fall gesagt?

Als mein Frauenarzt meinen Fall sah, war für ihn klar, dass eine Operation unumgänglich ist. Er hat mich dann direkt ans KSW überwiesen. Das musste ich zuerst einmal verdauen. Da ich vor zwei Jahren bereits eine längere Zeit arbeitsunfähig gewesen war (Schulteroperation), hatte ich grosse Angst, wie mein Arbeitgeber auf den erneuten Ausfall reagieren würde. Zum Glück hatte mein Arbeitgeber sehr grosses Verständnis für meine Situation.

Konnten Sie mit jemandem darüber reden?

Ja. Mit meiner Familie und mit guten Kolleginnen konnte ich ganz offen über das Problem sprechen. Das hat mir wirklich gut getan. Ich kann deshalb nur empfehlen, bei solchen Beschwerden mit jemandem darüber zu reden und sofort einen Arzt zu konsultieren.

Wie wurden Sie auf die Operation vorbereitet?

Insgesamt musste ich zur Vorbereitung dreimal ins KSW. Beim ersten Mal hat mich Frau Dr. Leu ganz genau untersucht. Beim zweiten Termin hat mir die Ärztin dann alles erklärt und mit Zeichnungen von Hand und am PC gezeigt, was bei der Operation gemacht wird. Das war wirklich super!

Wie haben Sie den Aufenthalt im KSW erlebt?

Ich habe mich sehr wohl gefühlt. Speziell, weil ich als Allgemeinversicherte ein Einzelzimmer im Neubau des KSW erhalten habe. Toll fand ich auch, dass mich der Anästhesist zwei Tage nach der Operation besucht hat, um sich zu erkunden, wie ich die Narkose empfunden hatte und wie es mir geht.

Wie ist es Ihnen nach der Operation ergangen?

Zuerst habe ich die Folgen der Operation schon ein wenig unterschätzt. Es war doch eine grosse Operation, da mir nicht nur die Gebärmutter, sondern auch die Eierstöcke entfernt wurden. Zudem mussten die aufgrund der ausgeprägten Senkung abgesackten Organe Blase und Darm wieder richtig platziert werden. Jetzt, drei Monate danach, geht es mir aber bereits wieder sehr gut. Ich habe kaum noch Beschwerden. Das ist eine grosse Erleichterung. Inzwischen habe ich eine Physiotherapie für den Beckenboden begonnen. Das Ziel ist, die Muskeln wieder zu stärken und die Motorik zu verbessern.


Der Fall von Frau S.

55-jährige J. S. litt unter einem ausgeprägten Senkungsleiden mit störendem Fremdkörpergefühl in der Scheide und einem abgeschwächten Harnstrahl. Nach der ersten Beratung wurde die Patientin ans Beckenbodenzentrum überwiesen. Dort haben wir J. S. umfassend über die konservativen Therapien wie über die Möglichkeiten einer Operation aufgeklärt. Wegen des starken Leidensdrucks entschied sich J. S. für eine operative Therapie. Am 17. Mai 2022 haben der Co-Leiter des Beckenbodenzentrums, Dr. med. Peter Kleimann, sowie die Leiterin der Frauenklinik, Dr. med. Gesine Meili, die Patientin während 90 Minuten in der sogenannten Schlüssellochtechnik operiert. Dabei wurde J. S. die Gebärmutter entfernt und ein Implantat,
eine sogenannte laterale Suspension, eingelegt. Da die Mutter der Patientin an Eierstockkrebs erkrankt war, entschieden wir zudem, J. S. gleichzeitig die Eierstöcke zu entfernen. J. S. musste vier Tage im Spital bleiben.

Einen Monat nach der Operation wurde sie von ihrem Frauenarzt kontrolliert und zwei Monate später nochmals in unserer Beckenboden-Sprechstunde untersucht. Dabei konnten wir erfreulicherweise feststellen, dass die Patientin keine Senkung mehr hat. Sie selber konstatierte ebenfalls eine deutliche Verbesserung und hatte keine Beschwerden mehr. Zusammen mit Frau S. haben wir daraufhin entschieden, dass sie eine Beckenboden-Physiotherapie macht, um die Beckenbodenmuskeln zu kräftigen, bevor wir die Behandlung abschliessen.