Eine Wirbelsäulenverletzung – auch als Wirbelsäulentrauma oder Spinaltrauma bezeichnet – entsteht durch eine mechanische Schädigung der Wirbelsäule. Dabei sind nicht nur die knöchernen Wirbel betroffen, sondern oft auch andere wichtige Strukturen wie Bänder, Muskeln, Bandscheiben, Nerven oder sogar das Rückenmark. Besonders kritisch ist eine Beteiligung des Rückenmarks oder der aus der Wirbelsäule austretenden Nerven. In solchen Fällen kann es zu bleibenden neurologischen Ausfällen kommen. Der Schweregrad der Schädigung und ob Nerven betroffen sind, ist entscheidend für die weitere Behandlung und die langfristige Prognose
Wirbelsäulenverletzungen entstehen am häufigsten als Folge eines Unfalls. Unfälle im Strassenverkehr, Sportunfälle oder Stürze sind dabei die häufigsten Ursachen für ein Wirbelsäulentrauma. In meisten Fällen sind jüngere Menschen im Alter bis 40 betroffen.
Computertomographie der Lenden- und Brustwirbelsäule zeigt einen Bruch des 12. Brustwirbels nach einem Sportunfall
Bei älteren Patientinnen und Patienten kommt es hingegen sehr häufig zur spontanen Knochenbrüchen (sogenannte pathologische Frakturen). Diese entstehen besonders im Bereich der Lendenwirbelsäule, die durch schlechte Knochenqualität bei Osteoporose (Knochenschwund) bedingt sein können. Bei solchen Verletzungen besteht keine erkennbare traumatische Ursache.
Symptome und Beschwerden
Das häufigste und wichtigste Symptom einer Wirbelsäulenverletzung sind Schmerzen und Bewegungseinschränkung im verletzten Abschnitt, die bei Beteiligung von Muskeln oder Nerven auch ausstrahlen können.
Des Weiteren können bei Nerven- und Rückenmarkverletzungen unter anderem Kraftausfälle und Sensibilitätsstörungen (Gefühlstörungen) in oberen und unteren Extremitäten vorkommen.
Seltener kommt es bei schweren Verletzungen zu Blasen-Mastdarm-Störungen, die in der Regel mit einer schlechteren Prognose trotz der Behandlung einhergehen. In seltenen Situationen bleiben die Beschwerden aus und eine Verletzung wird als Zufallsbefund diagnostiziert.
Diagnose
Neben der klinischen Untersuchung der Patientin oder des Patienten stehen bei der Wirbelsäulenverletzung radiologische, bildgebende Verfahren im Vordergrund. Standard sind Röntgenaufnahmen in zwei Ebenen.
Die wichtigste Rolle spielt jedoch Computertomographie und stellt zur genauen Beurteilung der Verletzung und daraus resultierenden Behandlung eine unerlässliche Untersuchungsmethode.
Bei neurologischen Störungen durch Nerven- und Rückenmarkverletzung und bei Verdacht auf einen traumatischen Bandscheibenvorfall, Verletzungen der Bandstrukturen und Blutungen in Spinalkanal kommt eine kernspintomographische Untersuchung (MRI) zum Einsatz.
Elektrophysiologische Untersuchungen durch spezialisierte Neurologinnen und Neurologen helfen, die funktionelle Beeinträchtigung des Rückenmarks durch einen Unfall zu untersuchen. Die eingesetzten Verfahren umfassen sogenannte somatosensibel und motorisch evozierte Potentiale, bei denen sensible und motorische Nervenbahnen „von Kopf bis Fuss“ untersucht werden könne. Elektroneuromyographien können zudem helfen, Rückenmarksschäden von Nervenschäden ausserhalb des Rückenmarks zu unterscheiden. Dies ist zur Abschätzung der Prognose, aber auch zur Planung einer möglichen Operation entscheidend.
Behandlung
Die wichtigste Erstmassnahme besteht darin, die betroffene Wirbelsäule durch Ruhigstellung und Lagerung zu schützen. Dadurch können bis zur Diagnosestellung weitere sekundäre Schäden vermieden werden. Fast alle Patientinnen und Patienten mit einer Wirbelsäulenverletzung werden zur weiteren Abklärung und Behandlung stationär aufgenommen.
Konservative Therapie
Nach der entsprechenden Diagnostik erfolgt eine Besprechung der erhobenen Befunde im neurochirurgischen Plenum und anschliessend wird eine individualisierte Behandlungsstrategie gewählt. Die Therapie umfasst sowohl nicht operative (konservative) als auch operative Massnahmen. In der Regel werden leichtere Verletzungen ohne Bettruhe, Schmerzmittel und Physiotherapie behandelt. Bei Verletzungen der Halswirbelsäule ist häufig Ruhigstellung mit einem Halskragen notwendig.
Operation
Bei schwereren Wirbelsäulenverletzungen kommt es häufig zu einer Instabilität oder Überbeweglichkeit des betroffenen Wirbelsäulensegments. In solchen Fällen ist eine Operation oft notwendig, um die Stabilität der Wirbelsäule wiederherzustellen und Folgeschäden zu vermeiden.
An der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie kommen dazu moderne mikrochirurgische und minimalinvasive Verfahren zum Einsatz. Ziel dieser Operationen ist es, die betroffenen Wirbelkörper gezielt zu stabilisieren. Dies erfolgt in der Regel mithilfe von Schrauben-Stab-Systemen, die über kleine Zugänge implantiert werden.
Dabei werden modernste technische Hilfsmittel eingesetzt – wie zum Beispiel ein intraoperatives CT, ein Neuronavigationssystem zur millimetergenauen Planung sowie ein kontinuierliches Neuromonitoring zur Überwachung der Nervenfunktionen während des Eingriffs. Diese Techniken erhöhen die Sicherheit des Eingriffs und ermöglichen in vielen Fällen eine raschere Erholung.
Röntgenaufnahme nach einer Versorgung und Stabilisation der Wirbelsäule mit minimalinvasiver Technik bei einem Bruch des 12. Brustwirbels nach einem Sportunfall
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