Lymphödem
Durch den fehlenden Abtransport entsteht ein Stau und es kommt zu Ablagerungen von Eiweissen im Gewebe. Diese Lymphabflussstörung bezeichnet man als Lymphödem. Wenn aus onkologischen Gründen eine zusätzliche Bestrahlung der Region notwendig ist, verstärkt diese das Problem unter Umständen noch weiter.
Klinisch bemerken die Patientinnen und Patienten eine Umfangszunahme und ein Spannungsgefühl in dem betroffenen Arm oder Bein, was mit dem Gefühl einer Schwere einhergeht. Ebenfalls treten häufig Entzündungen des Haut-/Weichteilmantels auf, die das Problem noch verschlimmern.

Neben der manuellen Lymphdrainage etablierten sich in den letzten Jahren verschiedene chirurgische Verfahren zur Behandlung des Lymphödems.
Manuelle Lymphdrainage
Die komplexe, physikalische Entstauungstherapie (manuelle Lymphdrainage) war und ist bei einem Lymphödem die Therapie der Wahl. Das Tragen von Kompressionskleidung (Handschuhe, Ärmel, Strümpfe) ergänzt diese Therapie. Über viele Jahre hinweg war diese sehr zeitaufwendige Therapie die einzige Option für Betroffene, die ihre Lebensqualität jedoch weiterhin deutlich einschränkte.
Neue chirurgische Verfahren
In den letzten Jahren haben sich mehrere chirurgische Verfahren etabliert, welche die Lebensqualität betroffener Patientinnen und Patienten verbessern. Wir unterscheiden dabei die rekonstruktiven Verfahren (Lymphknotentransfer, lymphovenöse Verbindung) und das Reduktionsverfahren (Fettabsaugung). Alle diese Behandlungen bieten wir am KSW an.
Mikrochirurgischer Lymphknotentransfer
Beim vaskularisierten Lymphknotentransfer (VLNT) entnimmt man Fettgewebe mit den dort enthaltenen Lymphknoten aus einer gesunden Körperregion (z. B. aus der Leiste oder aus der Schlüsselbeinregion) mitsamt eigener Blutversorgung als freier Gewebetransfer und transferiert es zur betroffenen Extremität. Am betroffenen Arm oder Bein erfolgt dann ein mikrochirurgischer Gefässanschluss, sodass die Lymphknoten eine gute Durchblutung erhalten.
Anschliessend nehmen diese Lymphknoten Flüssigkeit aus der Umgebung auf und transportieren sie über die Blutbahn wieder ab. Zudem besteht die Fähigkeit, langfristig neue Lymphbahnen zu bilden. Neben dem entstauenden Effekt erzielt man durch diesen Transfer auch eine Verbesserung der immunologischen Situation, wodurch regelmässige Entzündungen (Wundrosen) weniger häufig auftreten.
Mit diesem Verfahren erreicht man zwar eine langfristige Umfangsreduktion von 60 bis 80 % und senkt auch die Anzahl der Infekte deutlich. Es dauert jedoch ungefähr 1 Jahr, bis sich der Erfolg der Methode zeigt. Diese Operation wendet man auch bei einem lange bestehenden und fortgeschrittenen Lymphödem noch an.
Lymphovenöse Verbindung
Bei der lymphovenösen Verbindung (LVA) wird ein unmittelbar unter der Haut liegendes, abflussbehindertes Lymphgefäss über einen kleinen Hautschnitt mit einer winzigen Vene verbunden. So kann die Lymphe über die Vene abtransportiert werden und die Schwellung des betroffenen Bereiches nimmt umgehend ab. Allerdings nimmt der Umfang im Laufe der Zeit wieder etwas zu.
Diese sogenannte supermikrochirurgische Operationstechnik benötigt sehr viel mikrochirurgische Erfahrung, Geschick und Spezialinstrumente. Bei fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung ist diese Form der Operation nicht mehr anwendbar.
Fettabsaugung
Bei der Fettabsaugung geht es nicht mehr um die Verbesserung des gestörten Lymphabflusses, sondern lediglich um eine Umfangsreduktion der betroffenen Extremität. Durch das Absaugen des bereits umgewandelten Fettgewebes kann eine sofortige Volumenreduktion erreicht werden, die Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen Erkrankungen auch eine unmittelbare Erleichterung bringen kann.
Allerdings muss die Kompressionstherapie weiterhin durchgeführt werden, da sonst das Lymphödem sehr schnell erneut auftreten kann. Diese Art der Therapie wird zunehmend bereits in früheren Stadien gemeinsam mit dem vaskularisierten Lymphknotentransfer angewendet.