Analprolaps / Rektumprolaps
Dies liegt an der unterschiedlichen Anatomie, denn das Becken der Frau ist viel breiter und hat 2 grössere Muskellücken (Anus, Vagina mit Harnröhre). Der Mann hingegen hat ein enges Becken mit nur einer Muskellücke (Anus). Die Muskulatur ist beim Mann zudem viel stärker ausgeprägt.
Man unterscheidet bei den Vorfällen einen Hämorrhoidalvorfall (Analprolaps) von einem Mastdarmvorfall (Rektumprolaps). Unterscheiden lassen sich beide durch das Vorhandensein eines Hämorrhoidalpolsters beim Analprolaps, der Rektumprolaps ist hingegen glatt begrenzt und zeigt eine gefältelte Schleimhaut.
Ursache
Der Analprolaps findet sicher häufiger nach einer langen Zeit harten Stuhlgangs oder häufiger Durchfälle. Der Rektumprolaps hat eher höherliegende anatomische Ursachen, wie laxe Darmaufhängungen oder einen gedehnten, ausgedünnten Beckenboden.
Häufigkeit
Insgesamt keine häufigen Erkrankungen, aber in Zentren wie dem Kantonsspital Winterthur werden Anal- und Rektumprolaps regelmässig diagnostiziert und behandelt. Durch Scham und Unwissen gibt es eine hohe Dunkelziffer, vor allem in Alters- und Pflegeeinrichtungen.
Symptome und Beschwerden
Beide Erkrankungen können Jucken, Fremdkörpergefühle oder Schmerzen verursachen. Zudem kann es zu Blutungen kommen. Durch Gewebeverletzungen können sich Infektionen ausbilden. Schlussendlich kann durch die Überdehnung des Schliessmuskels eine Inkontinenz Folge einer länger bestehenden Prolapserkrankung sein.
Untersuchung
Die fachärztliche Untersuchung ist sicher unangenehm, nicht nur wegen den Beschwerden sondern auch wegen der Scham. Es genügt ein geschulter Blick, um die Diagnose zu stellen. Wenn die Beschwerden es zulassen, gehören eine Austastung des Enddarms, eine Enddarmspiegelung und zeitnah eine komplette Darmspiegelung zur Routineabklärung. Als Ergänzung kommen dann noch funktionelle Abklärungen wie eine Schliessmuskeldruckmessung (Analmanometrie) oder ein MRI hinzu.
Behandlung
Prinzipiell gibt es einen konservativen und einen operativen Therapieansatz für die Behandlung von Anal- oder Rektumprolaps. Die konservative Therapie ist jedoch nicht erfolgsversprechend. Man versucht den Prolaps zu reponieren. Anschliessend Schmerzmittel und eine Stuhlregulation, damit der Prolaps möglichst nicht unmittelbar wiederkehrt.
Die Operation ist Therapie der Wahl
Diese wird in Voll- oder Teilnarkose zumeist stationär durchgeführt. Je nach Prolapsart, Ausmass und Allgemeinzustand der Patientin oder des Patienten wird das geeignete OP Verfahren gewählt. Prinzipiell lassen sich 2 OP-Typen von einander unterscheiden: über den Anus (perineale Verfahren) oder über den Bauch (transabdominale Verfahren).
Kontrolle / Nachsorge
Kleinere Blutungen sind nach einem Eingriff am Anus und Darm normal und müssen keine Sorgen bereiten. Schmerzen sind durch die hohe Nervenanzahl am Anus ebenfalls normal, daher sollten die verordneten Schmerzmittel grosszügig eingenommen werden. Ein weicher Stuhlgang erleichtert natürlich auch die Zeit der Heilung. Bei Problemen und Sorgen empfehlen wir, sich rechtzeitig zu melden, um Verunsicherungen früh aus dem Weg zu räumen. Ansonsten sehen wir unsere Patienten 4 bis 6 Wochen nach der Operation zu einer Verlaufskontrolle in unserer Sprechstunde wieder.