Spinalstenose
Die Spinalstenose ist eine Erkrankung der Wirbelsäule, bei der es zu einer Verengung des Wirbelkanals kommt. In diesem Kanal verlaufen das Rückenmark sowie die Nervenwurzeln, die Arme und Beine mit dem Rückenmark verbinden. Wird dieser Raum zu eng, kann es zu einem Druck auf diese empfindlichen Nervenstrukturen kommen – und das führt häufig zu Beschwerden wie Rückenschmerzen, Taubheitsgefühlen oder einer verminderten Gehstrecke.
Am häufigsten tritt die Spinalstenose im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) auf, seltener auch im Bereich der Halswirbelsäule (HWS). Die Erkrankung betrifft vor allem ältere Menschen und entwickelt sich meist schleichend über viele Jahre.
Die gute Nachricht: Es gibt heute sehr wirkungsvolle Behandlungsmöglichkeiten. Je nach Ausprägung der Beschwerden kommen zunächst konservative Massnahmen wie Physiotherapie, Schmerztherapie oder Infiltrationen zum Einsatz. Wenn diese nicht mehr ausreichen, kann eine gezielte operative Entlastung der Nerven sinnvoll sein – oft mit sehr gutem Erfolg.
Ursache
Die häufigste Ursache einer Spinalkanalstenose ist der altersbedingte Verschleiss der Wirbelsäule. Im Laufe des Lebens verändern sich Bandscheiben, Wirbelkörper und kleine Wirbelgelenke. Die Bandscheiben verlieren an Höhe und Elastizität, was zu Instabilitäten führen kann. Als Reaktion bildet der Körper zusätzliche Knochensubstanz (sogenannte Osteophyten), um die Stabilität zu erhöhen – dies verengt jedoch den Wirbelkanal. Auch verdickte Bänder, Gelenksvergrösserungen oder Vorwölbungen der Bandscheiben können zu einer Einengung führen. In seltenen Fällen liegt die Ursache in einer angeborenen Verengung des Wirbelkanals oder in Folgen eines Unfalls.
Häufigkeit
Die Spinalstenose ist eine der häufigsten degenerativen Wirbelsäulenerkrankungen im höheren Lebensalter. Schätzungsweise sind in der Schweiz etwa zehn bis fünfzehn Prozent der Menschen über 60 Jahren davon betroffen. Männer und Frauen erkranken etwa gleich häufig. Aufgrund des demografischen Wandels und der zunehmenden Lebenserwartung wird die Zahl der Betroffenen in den kommenden Jahren weiter steigen.
Symptome und Beschwerden
Typisch für eine Spinalstenose der Lendenwirbelsäule ist ein belastungsabhängiger Schmerz in den Beinen, oft begleitet von einem Schweregefühl oder Kribbeln. Die Beschwerden treten meist beim Gehen oder Stehen auf und bessern sich beim Sitzen oder beim Vorbeugen. Man spricht dabei auch von der sogenannten „Schaufensterkrankheit“, weil Betroffene gezwungen sind, immer wieder stehen zu bleiben. In der Halswirbelsäule kann eine Stenose zu ausstrahlenden Schmerzen in die Arme, zu Taubheitsgefühlen oder gar zu Koordinationsstörungen führen. Bei ausgeprägtem Befall sind auch Blasen- oder Darmstörungen möglich. Häufig besteht zudem eine Steifigkeit im Rücken sowie ein unsicheres Gangbild.
Begleiterkrankungen
Die Spinalstenose tritt oft gemeinsam mit anderen degenerativen Veränderungen der Wirbelsäule auf. Dazu gehören Bandscheibenvorfälle, Arthrose der kleinen Wirbelgelenke, Skoliosen oder Wirbelgleiten (Spondylolisthesis). Diese Begleiterkrankungen können die Beschwerden verstärken oder den Verlauf erschweren. Auch allgemeine Erkrankungen wie Osteoporose, Diabetes mellitus oder Durchblutungsstörungen der Beine sollten bei der Abklärung berücksichtigt werden.
Gefahren / Risiken
Wird eine Spinalkanalstenose über längere Zeit nicht behandelt, kann sie zu dauerhaften Nervenschäden führen. Besonders alarmierend ist es, wenn die Beinmuskulatur an Kraft verliert oder es zu einem Kontrollverlust über Blase und Darm kommt. In solchen Fällen liegt ein medizinischer Notfall vor, der sofortige Abklärung und Behandlung erfordert.
Auch wenn es nicht zu akuten Ausfällen kommt, kann die Lebensqualität erheblich leiden: Betroffene berichten häufig über chronische Rückenschmerzen, ein Brennen oder Kribbeln in den Beinen sowie eine zunehmende Einschränkung der Gehstrecke. Viele entwickeln aus Angst vor Schmerzen eine Schonhaltung, die wiederum zu Muskelabbau, Fehlhaltungen und einer weiteren Verschlechterung der Beschwerden führen kann.
Eine frühzeitige Diagnose und individuell abgestimmte Therapie – konservativ oder operativ – kann helfen, den Krankheitsverlauf aufzuhalten, Beschwerden zu lindern und die Mobilität langfristig zu erhalten.
Diagnose
Die Diagnose beginnt mit einer sorgfältigen Befragung und körperlichen Untersuchung. Die Ärztin oder der Arzt prüft die Gehstrecke, die Beweglichkeit der Wirbelsäule sowie mögliche neurologische Ausfälle. Bildgebende Verfahren sind entscheidend für die Sicherung der Diagnose. Die Magnetresonanztomographie (MRI) ist die Methode der Wahl, da sie die Weichteile, das Rückenmark und die Nerven sehr gut darstellt. In bestimmten Fällen kann auch eine Computertomographie (CT) oder eine Röntgenuntersuchung im Stehen oder bei Vorbeugung durchgeführt werden, um die Dynamik der Stenose zu beurteilen.
Die elektrophysiologische Untersuchung durch eine spezialisierte Neurologin / Neurologen ist entscheidend, um den Schweregrad und damit die Operationsbedürftigkeit einer Spinalkanalstenose abzuschätzen. Hierbei kommen insbesondere sogenannte somatosensibel und motorische evozierte Potentiale sowie Elektroneuromyographien zum Einsatz. Damit kann in Ergänzung zur klinischen und bildgebenden Beurteilung untersucht werden, ob eine Schwäche oder Fühlstörung bereits mit einem Nervenwurzelschaden einhergeht, was eine neurochirurgische Operation dringlich macht, oder ob lediglich eine Reizung der Nervenwurzel, ein orthopädischer Schaden oder eine schmerzbedingte Schwäche vorliegt, die man noch ohne eine Operation versuchen kann zu therapieren.
Konservative Behandlung
In vielen Fällen ist eine konservative Behandlung ausreichend. Ziel ist es, die Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit zu erhalten. Schmerzmittel und entzündungshemmende Medikamente kommen häufig zum Einsatz. Ergänzend hilft eine gezielte Physiotherapie, um die Rückenmuskulatur zu kräftigen, Fehlhaltungen zu korrigieren und den Bewegungsradius zu verbessern. Wärmeanwendungen, Haltungsschulung und manuelle Therapien können zusätzlich Linderung verschaffen. Bei stärkeren Beschwerden kann auch eine Infiltration – also die gezielte Einspritzung von Medikamenten in den Bereich der Nerven – durchgeführt werden.
Operation
Eine Operation wird in Betracht gezogen, wenn konservative Therapien – wie Physiotherapie, Schmerzbehandlung oder Infiltrationen – nicht ausreichend helfen oder wenn es zu neurologischen Ausfällen kommt, zum Beispiel zu Taubheitsgefühlen, Muskelschwäche oder Problemen mit Blase und Darm.
Ziel des operativen Eingriffs ist es, den verengten Wirbelkanal zu erweitern und den Druck auf Rückenmark oder Nerven zu beseitigen. Dies geschieht durch eine sogenannte Dekompression, bei der überschüssiges Knochengewebe oder verdickte Bänder, die auf die Nerven drücken, sorgfältig entfernt werden. In bestimmten Fällen, insbesondere wenn zusätzlich eine Instabilität der Wirbelsäule vorliegt, ist es notwendig, eine Stabilisierung durchzuführen. Dabei werden Schrauben-Stab-Systeme eingesetzt, um das betroffene Wirbelsäulensegment dauerhaft zu sichern.
Dank moderner, minimalinvasiver Techniken können diese Eingriffe heute besonders schonend durchgeführt werden. Zum Einsatz kommen dabei unter anderem: ein intraoperatives CT, das eine präzise Bildgebung während der Operation ermöglicht, ein Neuronavigationssystem für eine millimetergenaue Planung und Durchführung, sowie ein Neuromonitoring, das die Funktion der Nerven während des gesamten Eingriffs kontinuierlich überwacht.
Diese Technologien erhöhen die Sicherheit der Operation und tragen dazu bei, dass sich Patientinnen und Patienten in vielen Fällen schneller erholen und früher wieder mobil werden können.
Vorbeugen, Prävention
Die Spinalstenose lässt sich nicht immer verhindern, insbesondere wenn sie durch altersbedingte Veränderungen entsteht. Dennoch können einige Massnahmen helfen, das Risiko zu senken oder das Fortschreiten zu verlangsamen. Dazu gehört regelmässige Bewegung mit Stärkung der Rücken- und Bauchmuskulatur, ein gesunder Lebensstil ohne Rauchen und übermässigen Alkoholkonsum sowie eine ergonomische Gestaltung des Arbeitsplatzes. Auch das Vermeiden von Übergewicht entlastet die Wirbelsäule erheblich.
Nachsorge
Nach einer Operation oder intensiven konservativen Therapie ist eine gezielte Nachsorge entscheidend. Diese umfasst in der Regel physiotherapeutische Betreuung, Training zur Muskelstärkung und Rückenschule. Die Wiederaufnahme körperlicher Aktivitäten erfolgt schrittweise und in enger Absprache mit dem Behandlungsteam. Regelmässige ärztliche Kontrollen helfen, den Heilungsverlauf zu überwachen und Rückfälle zu vermeiden. Auch die psychische Begleitung kann wichtig sein, wenn die Schmerzen über längere Zeit das Leben bestimmt haben.
Prognose
Die Prognose bei Spinalkanalstenose ist in vielen Fällen gut, vor allem wenn die Behandlung frühzeitig beginnt. Konservative Massnahmen können die Beschwerden oft deutlich lindern. Bei operativer Behandlung berichten viele Patientinnen und Patienten über eine markante Verbesserung der Gehfähigkeit und Lebensqualität. Dennoch bleibt die Erkrankung chronisch, und es kann im Verlauf erneut zu Veränderungen oder Beschwerden kommen. Eine gute Begleitung und Prävention helfen, Rückfälle zu vermeiden und den Alltag aktiv zu gestalten.
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